Das sechste Opfer (German Edition)
Frau begann zu schluchzen. »Wer ist das? Hilf mir, Baby!«
Er sah zu ihr. »Das ist ein Freund eines Freundes, Baby. Alles wird wieder gut.« Und wieder zu mir. »Lassen Sie sie gehen.«
»Ich lasse sie gehen, wenn ich habe, was ich will.«
»Was wollen Sie?«
»Sie. Ich will, dass Sie sich stellen und mich entlasten.«
Er lachte kurz auf. »Das kann ich nicht.«
»Doch, das können Sie.«
»Nein. Denn ich existiere nicht. Die werden meine Daten nicht finden, ich bin nirgends gespeichert. Er gibt weder eine Geburtsurkunde von mir noch etwas anderes. Tut mir leid, aber die Polizei würde ein Phantom verhaften. Und ich wäre schneller wieder draußen, als sie ›Scheiße‹ sagen können.«
Wie Carl Meyer. Den gab es auch nicht.
Er lächelte, doch dafür starrte ihn die Frau entgeistert an. »Was soll das, Baby. Wovon redet ihr?«
Er sah kurz zu ihr, dann wandte er sich wieder zu mir. »Vergessen Sie es, denn es wird Ihnen nicht weiterhelfen. Außerdem werden meine Arbeitgeber es nicht zulassen, dass ich im Gefängnis lande. Eher lassen sie mich ebenfalls über die Klinge springen.«
»Wer sind Ihre Arbeitgeber?«
»Das weiß ich nicht.«
Ich zog die Frau fest an ihren Haaren an mich, so dass sie vor Schmerz aufschrie. Er kam einen Schritt auf mich zu und versuchte, mich zu beruhigen. »He, ruhig bleiben. Ich sage Ihnen die Wahrheit. Ich weiß es nicht. Ich bekomme meine Aufträge per Post an ein Postfach, da ist kein Absender drauf. Dann handele ich. Ich stelle keine Fragen, ich will auch keine Antworten wissen. Es ist mir egal, solange ich nach Erfüllung den dicken Umschlag im Postfach finde.«
»Woher wissen Sie, dass Sie Post haben?«
»Ich bekomme einen Anruf, dann gehe ich zum Postfach.«
»Was ist Ihr nächster Auftrag? Was stand in dem Brief?«
Er lächelte. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
Ich zog wieder fester an der Frau. Sie schrie: »Baby, sag es ihm!«
Er wurde blass und überlegte kurz, dann knirschte er mit den Zähnen und sagte es mir: »Es ist nur eine kleine Sache. Ein Job als Sicherheitsdienst, mehr nicht.«
»Wo und wann?«
»Keine Ahnung. Genaues erfahre ich noch. In dem Brief stand nur, dass ich ein Gebäude in Zehlendorf checken soll, ob es sicher ist. Das ist alles.«
Ich glaubte ihm und lockerte den Griff um die Frau, so dass sie freier atmen konnte.
»Wer oder was sind die ›Sieben Zwerge‹?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht mehr als Sie. Sie existieren und sind die mächtigsten Männer auf dem Globus. Das ist alles. Lassen Sie sie gehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nicht fertig. Warum haben Sie Gruneveld getötet?«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich frage nicht nach dem ›Warum‹. Ich führe nur Aufträge aus. Und er war so einer.«
Die Frau neben mir sah ihren Freund entsetzt an. »Du hast wirklich einen Mann umgebracht? Er hat doch nicht etwa Recht?!«
»Ich musste es tun.«
»Was? Baby! Was redest du denn da?«
Es war ihm sichtlich unangenehm, dass sein Geheimnis nun keines mehr war. »Ich konnte nicht anders. So verdiene ich mein Geld.«
»Aber ich denke, du bist Bodyguard. Und du heißt gar nicht Manuel? Wie ist denn dann dein richtiger Name?«
Sie war irritiert und schien inzwischen gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich von ihm gerettet werden wollte.
»Das bin ich auch, die meiste Zeit. Baby, bitte! Hör nicht auf ihn. Es ist nur ein Job.«
Er wandte sich wieder zu mir. »Lassen Sie sie jetzt endlich in Ruhe!? Mehr weiß ich nicht. Verziehen Sie sich hier, dann lasse ich Sie auch am Leben.«
Ich wusste nicht, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte. Wenn er wirklich nicht existierte, wie er meinte, dann nützte es wirklich nichts, ihn zur Polizei zu bringen. Denn sobald seine Freundin nicht mehr in Gefahr war, konnte er alles widerrufen und dann stand mein Wort gegen seines. Und da ich inzwischen eine längere Liste an Verbrechen vorzuweisen hatte als er, offiziell jedenfalls, standen meine Chancen denkbar schlecht.
Was sollte ich nur tun? Meine Hoffnungen sanken noch weiter als unter den Nullpunkt. Es war verrückt. Da stand der wahre Mörder direkt vor mir und ich konnte nichts tun, um mich reinzuwaschen.
Er hatte gesagt, seine Arbeitgeber würden ihn nicht im Knast landen lassen.
Blieb die Frage, warum sie lieber mich darin sehen wollten.
In diesem Moment wurde es mir wieder so klar, dass ich am liebsten geschrien hätte. Es nützte nichts, dass ich versuchte, das Feld von unten langsam aufzuräumen. Wenn ich wirklich aus diesem ganzen
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