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Das sexuelle Leben der Catherine M.

Das sexuelle Leben der Catherine M.

Titel: Das sexuelle Leben der Catherine M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Millet
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hin. Und dann – schwupp! Auf einmal schlucke ich alles und höre den Schrei, der sich wie eine Welle auf den harten Ring am Eingang meiner Möse überträgt.
    Ich könnte seitenweise darüber schreiben, umso mehr als die bloße Erinnerung an diese ameisenhafte Tätigkeit schon die ersten Zeichen der Erregung mit sich bringt. Vielleicht kann ich sogar eine ferne Entsprechung zwischen meiner Art finden, eine ausgefeilte Fellatio zu machen, und der Sorgfalt, mit der ich Dinge beschreibe. Ich beschränke mich hier darauf hinzuzufügen, dass ich es auch mag, wenn man mir die Leitung aus der Hand nimmt, wenn man meinen Kopf fest in zwei Hände nimmt und mich in den Mund vögelt, wie man mich auch in die Möse vögelt. Im Allgemeinen habe ich das Bedürfnis, ihn in den ersten Augenblicken des Akts in den Mund zu nehmen, damit ich das Blut, das die Schwellung bildet, um ein paar Millimeter antreiben kann, ob wir nun stehen und ich vor meinem Partner knie oder ob wir liegen und ich unters Laken tauche. Es ist wie ein Spiel: Ich suche im Dunklen nach dem Objekt meiner Begierde. Außerdem fallen mir in jenen Momenten Worte einer kleinen Naschkatze ein. Ich will »meinen großen Lutscher«, das gefällt mir. Und wenn ich den Kopf hebe, um meine verkrampften Wangenmuskeln zu entspannen, sage ich: »Mhm, ist das gut«, als wären meine Geschmacksknospen befriedigt, wenn ich mich voll stopfe. Genauso nehme ich auch mit der Eitelkeit einer guten Schülerin am Tag der Belobigung Komplimente entgegen. Nichts ist stimulierender für mich, als zu hören, dass ich »die beste Schwanzlutscherin« sei. Besser noch: Als ich im Hinblick auf dieses Buch einen Freund befrage, mit dem ich vor 28 Jahren die sexuelle Beziehung beendete, und ich höre, dass er seither »nie wieder eine Frau getroffen hat, die so gut blasen konnte«, schlage ich die Augen nieder aus Verlegenheit, aber auch um meinen Stolz zu verbergen. Ich bekam auch andere Anerkennung im privaten oder beruflichen Leben, aber ich finde, es sollte ein Gleichgewicht geben zwischen der Aneignung von moralischen und intellektuellen Qualitäten, die die Wertschätzung der Mitmenschen nach sich zieht, und einer dementsprechenden Meisterschaft in den Praktiken, die diese Qualitäten in den Wind schlagen, sie wegfegen, negieren. Man kann diese Fähigkeit bis zu einem Punkt zeigen, wo man es sogar auf sich nimmt, dass die Bewunderung, die sie hervorruft, sich in Hohn verkehrt, Eric hätte sich im Cleopatre eines Abends fast an einem Kerl vergriffen. Ich wollte etwas trinken, und der Depp, unfähig meinen Durst zu schätzen, wie es sich gehörte, meinte doch tatsächlich, es sei Zeit, denn das würde langsam »nach verbranntem Gummi« riechen.
Der zerstückelte Körper
    Würde ein jeder seinen Körper nach den Angaben seines inneren Auges zeichnen, würden wir eine Galerie von Monstern bekommen! Ich selbst hätte einen Wasserkopf und einen breiten Hintern, die beiden Ausbuchtungen wären verbunden durch einen schlaffen Molluskenarm (es fällt mir schwer, meinen Busen anzunehmen), das Ganze ruht auf zwei Pfählen, die mich in meinen Bewegungen mehr behindern als tragen (ich hatte lange Zeit Komplexe wegen meiner Beine; Robert sagte ohne böse Absicht, sie sähen aus wie die des Mädchens aus der Meunier-Reklame). Vielleicht hat meine Kopfbetontheit den Organen im Kopf, den Augen, dem Mund, immer Priorität eingeräumt. Zwischen ihnen gibt es auch eine ausgleichende Beziehung. Als Kind bekam ich Komplimente für meine großen Augen; sie sind dunkelbraun und fielen auf. Mit dem Größerwerden verloren meine Augen in meinem Gesicht proportional an Bedeutung, und es schlug mir eine große narzisstische Wunde, als ich feststellen musste, dass man im Erwachsenenalter nicht mehr so viel Aufhebens darum macht. Also setzte ich als möglichen Anziehungspunkt auf meinen Mund, den ich schön geschwungen fand. Ich habe mir angewöhnt, ihn weit aufzumachen, wenn ich die Augen schloss, wenigstens in bestimmten Situationen, während ich mir gleichzeitig eine Vorstellung von meinem Hintern machte, einer Rundung, die umso auffälliger ist, als meine Taille schmal ist. Diesen Hintern projiziere ich immer mehr in die unbekannten Weiten des Outback (die australische Wüste im Hinterland), das heißt, ich kann ihn nicht wirklich sehen. Jacques schenkte mir einmal eine Postkarte mit einer Skizze von Picasso zu Les Demoiselles d’Avignon: eine Frau von hinten, der Oberkörper ein gleichschenkliges Dreieck, zwei

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