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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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nahegelegenen Schilfgürtel einen gemütlichen Schlafplatz für die hereinbrechende Nacht suchten.
    Überwältigt von der einzigartigen Schönheit der Natur stand Sid wie gebannt da und nahm die energiegeladene Stimmung in sich auf. So viele wunderschöne Dinge wie heute hatte er noch nie erlebt oder gesehen, und das Gefühl vollkommener Zufriedenheit breitete sich in ihm aus. Er wollte nicht mehr zurück.
    „Komm, Sid. Die andern sind schon alle beim Essen, wir wollen Maron nicht länger auf dich warten lassen“, riss ihn Berons Stimme aus seiner Verzückung. Gespannt darauf, wie sie in das Baumdorf hinauf gelangen sollten, drehte sich Sid um und blieb wie angewurzelt stehen. Tausende von Lichtern leuchteten nun aus den runden Fenstern unzähliger Baumwohnungen zu ihm hinunter. An die tausend Schritt in beiden Richtungen erstrahlte der Waldrand in hellem Schein. Und Sid begriff, dass er die Größe und Bedeutung dieser Ansiedlung maßlos unterschätzt hatte. 

Maron - Hüter der Gesetze
     
     
      B eron führte Sid zu einer mächtigen Eiche, deren Stamm spiralförmig um sich selbst gewachsen war und überdies in nicht zu weiten Abständen bequeme Stufen ausgebildet hatte. „Mit so einer tollen Treppe in die Waldstadt hättest du nicht gerechnet, stimmt’s?“, meinte Wulf und grinste Sid an, der ungläubig den eleganten Aufgang vor sich begutachtete.
    „Ich habe noch nie von so etwas Verrücktem gehört, noch nicht einmal in unseren Märchen“, gab Sid tief beeindruckt zu und folgte nach kurzem Zögern Beron und Wulf hinauf in das gigantische, grüne Astwerk.
    Nach wenigen Minuten schon war die Treppe zu Ende, und ein komfortables Straßennetz spannte sich von Baum zu Baum. Dabei waren die meisten Wegabschnitte so breit, dass Beron, Wulf und Sid bequem nebeneinander her schreiten konnten, ohne fürchten zu müssen, in die Tiefe zu fallen.
    Als die drei noch höher in die Baumwelt hinauf stiegen, bildeten die wundersamen Eichen mit ihren verwachsenen Stämmen weitläufige, völlig ebene Plätze aus, die von unzähligen nestartigen Wohnbauten umringt wurden.
    Höher stiegen die drei, immer höher, bis sie auf ein ausgedehntes Plateau gelangten, das an seinem Rand nur noch von einigen wenigen Eichenästen überspannt wurde. Mit offenem Mund bestaunte Sid die hell erleuchtete, palastartige Tempelanlage, die in der Mitte der freien Fläche buchstäblich aus dem Boden in den tiefblauen Abendhimmel ragte.
    Viele Menschen tummelten sich hier, und alle waren genauso hell gekleidet wie Beron und Wulf. Während die Männer Hemden und Hosen trugen, schmückten sich die Frauen mit hübsch geschnittenen, bodenlangen Kleidern und bunten Gürteln, die sie sich elegant um die Hüften gewickelt hatten. Auch einige Telminamas flitzten an Sid vorbei, während er wie verzaubert neben Beron und Wulf auf den Eingang des beeindruckenden Tempels zuschritt und von allen Seiten herzlich begrüßt wurde.
    „Das ist also Marons Zuhause“, stellte Sid ehrfurchtsvoll fest, als er mit seinen beiden Begleitern die wenigen Stufen hinauf stieg, die sich rings um die wunderschöne Tempelanlage zogen.
    „Nein, Maron wohnt in einer der Wohnungen, die du vorhin gesehen hast. Hier ist nur der Ort, an dem die Gesetze der Welt aufbewahrt werden“, antwortete Beron und trat durch das weit geöffnete Eingangstor. Dann führte er Sid einen breiten Säulengang entlang, der von unzähligen glasartigen Gefäßen beleuchtet wurde, in denen goldene Flammen tanzten.
    Bald gelangten sie in eine große Halle, in deren Mitte ein massiver Holztisch mit vielen kunstfertig eingearbeiteten Verzierungen stand. Und darauf lag ein einfaches, dünnes Buch.
    „Ist das hier Marons Lesezimmer?“, fragte Sid neugierig und trat näher auf den Tisch zu.
    „Nein, Sid. Dieser Raum ist das Herzstück unseres Landes“, entgegnete Beron mit bedeutungsvoller Stimme.
    Sid war leicht verwirrt und blickte Beron und Wulf fragend an. Irgendwie hatte er mehr erwartet. Mehr Pracht.
    „Darf ich vorstellen: Das sind die Gesetze der Welt“, hörte er plötzlich eine sehr angenehme Stimme hinter sich, die er vor Kurzem schon einmal gehört hatte. Er fuhr herum. Vor ihm stand ein mittelgroßer Mann, dessen Alter Sid schlecht einschätzen konnte. Zwar besaß der Unbekannte völlig weißes Haar, aber sein Gesicht war bartlos, und die hellbraunen Augen strahlten mit einer außergewöhnlich jugendlichen Kraft. Auch die Bewegungen des Mannes waren geschmeidig, als er nun auf Sid zutrat

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