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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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über den anderen Stockwerken nur vereinzelte hellblaue Flecken ausmachen. Plötzlich kam mit lautem Gezwitscher eine bunt gemischte Vogelschar angeflogen, die sich zutraulich von den spielenden Kindern mit Beeren füttern ließ. Sogar ein paar Eichhörnchen huschten herbei und freuten sich über das leckere Frühstück. Sid suchte nach den Telminamas, die gestern Abend den Wald so zahlreich bevölkert hatten, aber vermutlich schwirrten sie schon längst hoch über den Baumkronen und tanzten ausgelassen im kristallklaren Licht der Sonne. Gerade stellte sich Sid vor, wie herrlich die Luft über dem heiligen Wald glitzern musste, da tauchte Maron auf und lud ihn ein, ihn hinauf in den Tempel zu begleiten. Während die beiden durch die leicht ansteigenden Aststraßen spazierten, war Sid natürlich neugierig darauf, was er wohl über die Gesetze der Welt erfahren würde, aber gleichzeitig musste er sich eingestehen, dass dieses Wissen für ihn irgendwie an Bedeutung verloren hatte. Die Erinnerungen aus dem Land, aus dem er gestern erst gekommen war, schienen rasant zu verblassen.
    Als Sid und Maron auf dem Plateau anlangten, genossen sie für einen Moment die freie Sicht über den See der Freundschaft, wie Maron die riesige Wasserfläche dort drunten nannte. Das strahlend blaue Wasser schien sich am südlichen Horizont genauso wie im Osten und im Westen bis in alle Ewigkeiten zu erstrecken und spiegelte in beeindruckender Klarheit die wenigen weißen Wattewolken wider, die am Himmel dahinzogen. Gerade verließen mehrere winzige Boote den Strand, und eine Schaar Möwen stieg kreischend aus dem Schilfgürtel am Ufer auf. Jetzt erst wurde Sid bewusst, dass die Luft um ihn herum tatsächlich so sehr schimmerte, als ob Millionen von winzigen Diamanten im hellen Licht der Morgensonne schwebten.
    Nach einer Weile setzten die beiden ihren Weg zur Halle der Gesetze fort und standen wenig später vor dem überraschen dünnen Buch, das, wie Sid gestern schon festgestellt hatte, in schlichtes braunes Leder eingebunden war. Sid konnte nicht leugnen, dass er vor wenigen Stunden noch etwas enttäuscht gewesen war, denn er hatte mit einem viel dickeren, prachtvolleren Werk gerechnet. Nun, da er neben Maron direkt vor der alles bestimmenden Schrift stand, fühlte er die gewaltige Energie, die von den wenigen Seiten ausging. „Das sind also die Gesetze, die unsere Welt lenken“, sagte er ehrfurchtsvoll. „Ich meine unsere Welt da drüben.“
    „Nein“, widersprach Maron mit seiner angenehmen Stimme. „So ist das nicht, Sid. Dieses Buch beschreibt nur die Gesetze, nach denen sich alles vollzieht. Hier bei uns und drüben auf der anderen Seite.“
    „Wieso fühlt es sich dann so mächtig an?“, wunderte sich Sid.
    „Nun, Worte und Schriftzeichen sind dann mächtig, wenn sie etwas Mächtiges beschreiben“, erklärte Maron. „Das ist es, was du gerade eben wahrnimmst.“
    Sid schwieg und musterte nachdenklich das dünne Buch.
    „Und ich habe gedacht, das Siebte Kind könnte mit diesen Gesetzen den nicht endenden Nebel vertreiben“, meinte er nach einer Weile des Schweigens.
    „Ja, ich kenne die Sagen, die von dieser Begebenheit erzählen“, erwiderte Maron. „Aber eigentlich heißt es, dass das Siebte Kind die Gesetze der Welt entdecken könnte, und das wirst du ja auch, wenn ich dir erst die Bedeutung der einzelnen Schriftzeichen beigebracht habe. Natürlich bedeutet das nicht, dass du dann in der Lage wärest, das Wetter zu beeinflussen.“ - „Das mit dem schlechten Wetter hat sehr viel mit den Menschen zu tun, die im Moment euer Land bewohnen. Das Wetter spiegelt ihre innere Welt wider, und die ist eben kalt und trüb.“
    „Heißt das, der König ist schuld an dem Nebel?“, staunte Sid ungläubig.
    „Der König und auch noch viele andere. Weißt du eigentlich, wie viele Gefolgsleute Lergos hat? Kennst du die großen Städte im Norden? Hast du eine Vorstellung davon, wie die Menschen dort leben? Was ihnen wichtig ist?“
    Sid schluckte. Nie hatte er sich das alles gefragt und er war nicht sicher, ob er es auch wirklich wissen wollte.
    „Wenn es so viele gibt, die diesen Nebel verursachen, wie kann ich dann meiner Familie noch helfen?“, stieß Sid hervor.
    „Darüber muss ich noch nachdenken, Sid. Im Moment weiß ich es ehrlich gesagt nicht“, gab Maron mit ernster Stimme zu. „Im Buch der Gesetze steht geschrieben, dass alles, was du sehen kannst, nur Ausdruck eines bestimmten Herzensinhalts ist, und dass niemand

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