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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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ändern und ebenso wenig das Schicksal seiner Familie.
     
    Wieder vergingen zwei Wochen, und Sid hatte das Buch der Gesetze beinahe vollständig durchgearbeitet, als er um die Mittagszeit zu dem Kapitel kam, das sich mit den Telminamas näher beschäftigte. Es wurde der Moment beschrieben, in dem sich diese bläulich schimmernde „Erinnerung“ wieder mit seinem Menschen vereinigt, und Sid erinnerte sich, wie wunderschön diese Erfahrung gewesen war. Als er weiterlesen wollte, tauchte in seinem Kopf plötzlich eine Frage auf, die er unbedingt Maron stellen musste. Er  klappte das Buch der Gesetze zu und legte es zurück auf den verzierten Tisch. Dann ging er in den Nebenraum, in dem Maron damit beschäftigt war, ein anderes Buch zu verfassen.
    „Hast du kurz Zeit, Maron? Ich muss dich unbedingt etwas fragen“, erkundigte sich Sid, als er vor Marons Schreibtisch stehen blieb.
    „Nur zu. Ich wollte eben eine Pause einlegen“, meinte Maron neugierig und legte die Schreibfeder aus der Hand.
    „Nun, es geht um die Telminamas“, fuhr Sid fort, aber dann zögerte er einen Moment, bevor er weitersprach. „Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn hier drüben eines dieser Wesen zerstört wird. Bedeutet das, dass sein Mensch auf der anderen Seite auch stirbt?“
    Maron antwortete nicht sofort, vielmehr blickte er Sid eine lange Zeit tief in die Augen.
    „Es ist kein schöner Gedanke, Sid, einen Telminama zu zerstören, und ich hoffe, dass du das auch so fühlst“, meinte er dann mit schwerer Stimme. „Natürlich weiß ich, worauf du hinaus willst, aber Telminamas sind unverletzlich. Das ist also nicht die Lösung des Problems und auch kein Weg, um das Land drüben von König Lergos zu befreien, und wie schon gesagt, ist er nicht alleine. Da müsstest du hunderte Telminamas vernichten, und gleichzeitig würdest du den natürlichen Prozess empfindlich stören. Nein, Sid, diese Gedanken solltest du nicht weiter verfolgen. Sie sind nicht gut und bringen dir nichts.“
    Beschämt nickte Sid und ging. Missmutig verließ er den Tempel, denn er hatte heute keine Lust mehr, weiter zu lesen. Er befürchtete, Maron würde ihm das mit den Telminamas nachtragen.
    Nachdenklich schlenderte er durch die vielen Stockwerke der Baumstadt bis hinunter an den breiten Kiesstrand. Die Sonne stand hoch über dem See, nur die leichte Brise, die Sid ins Gesicht wehte, ließ die Mittagshitze ohne Schattenplatz erträglich werden.
     
    *******
     
    Hilgaard war schon seit den frühen Morgenstunden im nebligen Wald unterwegs, um nach Haselsträuchern zu suchen, die sie im Herbst abernten konnte. Nun war es Mittag geworden und sie hatte Hunger. Gerade als sie sich bückte, um ein paar Walderdbeeren von den niedrigen Stauden zu zupfen, die hier in Massen den moosigen Boden bedeckten, hörte sie die Hunde. Mühsam richtete sie sich auf und stützte sich auf ihren langen Stock. Das Unheil ahnend spähte sie mit ihren alten Augen zwischen den Nadelbäumen hindurch und war froh, dass sie Roba zu Hause gelassen hatte. Das Gebell der wilden Meute wurde lauter, und nach wenigen Minuten brachen die verschwitzen Tiere durch das dichte Unterholz. Einer der vier Bluthunde sprang knurrend auf Hilgaard zu, warf sie hart auf den feuchten Waldboden und hielt sie dort zähnefletschend gefangen. Schweiß und heißer, schaumiger Speichel tropfte ihr ins Gesicht.
    Irgendwann hörte Hilgaard schwere Schritte und der Hund wich winselnd von ihr zurück. Im nächsten Moment beugte sich ein Soldat mit spitz zulaufendem Helm über sie, packte sie brutal an den Haare und zog sie hoch. Mit brennender Kopfhaut stand Hilgaard wankend da und musterte die fünf Männer des Königs, die in silberglänzenden Kettenhemden steckten und lange Schwerter an ihren Seiten trugen. Als ihr Blick die harten Augen der Fremden streifte, lief ihr ein eisiges Frösteln über den Rücken.
    „Du bist Hilgaard?“, fuhr sie einer der Soldaten an.
    „Ja, Herr“, sagte sie demütig mit ihrer krächzenden Stimme.
    „Wo ist das Siebte Kind?“
    „Ich weiß es nicht, Herr.“
    „Lüg nicht, alte Hexe. Wir wissen, dass er zu dir wollte“, schrie Lergos‘ Untertan sie an und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige.
    „Ich hab ihn nicht gesehen“, beharrte Hilgaard und fasste sich mit ihrer runzligen Hand an die glühende Wange.
    „Wir haben Sids Familie. Die Mutter hat ihren Sohn zu dir geschickt. Sie hat uns alles verraten.“
    Hilgaard schluckte, aber ihr Mund war staubtrocken, als sie

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