Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
ihre
Schwester hinab, die verzweifelt versuchte, sich gegen den starken Griff des
Sonnengottes zu wehren und wieder aufschrie, ehe ihr Körper der Erschöpfung
erlag und sie wimmernd liegen blieb. Ein grauenhafter Anblick, selbst für einen
Gott.
Serena
sah mit tränengetrübten Augen stur geradeaus. Ihr Atem ging noch immer hektisch
und ihr Körper kribbelte als würde er brennen. Auch der stechende Schmerz in
ihren Armen, den ihr Helios zufügte, wurde nun realistischer und zwang sie
schließlich ganz nieder. Sie ließ sich in seine Gewahrsam nehmen und ergab sich
somit.
Selbst
Helios, der sonst so standhafte Sonnengott, blickte fragend zu Zeus auf, der an
sie heran trat und sie mit finsterer Miene musterte.
Erst
jetzt, als sich Serenas Gedanken wieder klärten, begriff sie, was sie gerade
getan hatte und ahnte bereits, dass die Bestrafung ihres Vaters sie hart
treffen würde und sicherlich ganz den Geschmack von Hera entsprach.
Der
Bann vom Olymp.
Angst vor der Zukunft
Fast
zwei Tage versauerte sie nun in dem dunklen nassen Kerker des Olymps.
Ihren
Rücken an die kalte Mauer gedrückt, saß sie mit angezogenen Beinen auf dem
Boden und starrte vor sich hin.
Minuten
wurden zu Stunden und schließlich zu Tagen, ohne dass sie auch nur eine
Menschenseele geschweige denn einen Gott zu Gesicht bekam. Nur hin und wieder
kam eine Wache und schob ihr ein hölzernes Tablett mit Essen darauf herein und
verschwand auch gleich wieder.
Wie
eine Schwerverbrecherin hielt man sie in Ketten an Armen und Beinen.
Möglicherweise lag es auch daran, dass sie eine der Wachen bewusstlos
geschlagen hatte, als er sie in den Kerker bringen wollte, aber hey, er hatte
gelacht und wer käme auf die dumme Idee eine Irre auszulachen?
Serena
legte ihren Kopf zur Seite, sodass sie aus dem kleinen Fenster blicken konnte,
das gerade groß genug war, ein Stück vom Himmel zu sehen und somit zu wissen,
ob es Tag oder Nacht war.
Gewaschen,
geschweige denn die Haare gekämmt, hatte sie sich seit dem Vorfall im Festsaal
nicht mehr, wie auch? Ihre Hände waren zusammengekettet, sodass sie bereits
seit dem vergangenen Tag kein Empfinden mehr in ihren Fingern hatte. Ihre Haare
hingen strähnenweise in ihr Gesicht und ihre Bediensteten-Kluft war schmutzig
und der Träger über ihrer linken Schulter gerissen, sodass sie hin und wieder
den Stoff hoch ziehen musste, um sich zu bedecken. Ihre Fingernägel waren
heruntergekaut und mit getrocknetem Blut bedeckt. Auch ihre Haut schien durch
den Dreck nun mehr schwarz und war mit Schrammen und kleinen Kratzern übersät,
da sie anfangs noch über den harten Steinboden der Zelle kroch und mühsam
versucht hatte, die Fesseln los zu bekommen, doch den Versuch hatte sie
inzwischen aufgegeben. Stattdessen saß sie bereits seit Stunden regungslos da
und simulierte vor sich hin, träumte vielleicht von einer hoffnungsvollen
Zukunft oder einer glücklichen Vergangenheit und entrann so der Realität, die
sie mit Eisen festhielt.
Doch
ein klapperndes Geräusch holte sie in die Gegenwart zurück. Jemand betrat die
Zelle. Eine Wache konnte es nicht sein, denn Essen oder das, was sie Nahrung
nannten, gab es erst später.
Als
die Person vor ihr stehenblieb, blickte sie auf dessen Füße. Goldene Sandalen mit
einem Sonnenmuster verziert - Er hatte ihr gerade noch gefehlt.
Respekt
hatte in dieser Situation keine Bedeutung mehr für sie und aus diesem Grund
weigerte sie sich auch den Sonnengott eines Blickes zu würdigen. Was wollte er
ihr mitteilen? Dass man sie am Morgen hängen würde, dass man sie vom Olymp
verbannen oder gar schmeißen würde? War ihr Vater nun zu stolz, es ihr direkt
ins Gesicht zu sagen, wie enttäuscht er war?
Ein
unangenehmer Schauer jagte durch ihren Körper, als seine warme und dennoch raue
Hand unter ihr Kinn fuhr und es hoch riss, sodass sie gezwungen war ihn
anzusehen.
Seine
smaragdgrünen Augen erschienen im Dunkel des Kerkers schwarz und glanzlos. Nur
sein zerknirschtes Gesicht, das von tiefen Falten geziert war, zeigte ihr, dass
er nicht gut gelaunt war.
Einige
seiner kurzen dunkelbraunen Strähnen hingen in sein Gesicht und ließen es im
schwachen Sonnenlicht blass erscheinen. Er wirkte streng, doch noch strenger
wirkte die Person, die sich scheinbar schützend hinter ihn stellte.
Serenas
Gesicht entgleiste abrupt, allerdings fand sie sich schnell wieder und riss
ihren Kopf zur Seite, sodass er sie aus dem Griff verlor. Er versuchte erst gar
nicht, die sture Halbgöttin
Weitere Kostenlose Bücher