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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dem in schwarzer Schrift eine Ziffer und ein Buchstabe standen. Neben jeder Tür war ein elektronisches Lesegerät angebracht. Nur mit der Chipkarte ließen sich die Türen öffnen, hinter denen wahrscheinlich weitere Korridore ins Innere des Schlosses führten.
    Menschen durchquerten die Halle, verließen oder betraten die in die Lobby führenden Gänge oder einen der zahlreichen Fahrstühle, stiegen die Treppe hinauf oder hinunter. Die meisten hatten weiße Laborkittel, weite weiße Hosen und weiße Turnschuhe an. Nur die Wachen in den weißen Overalls trugen schwere schwarze Stiefel. Ein Mann in weißem Kittel blieb bei den beiden Asiatinnen stehen und sagte etwas, worauf die beiden in ihr Labor verschwanden. Anscheinend war der Mann ihr Vorgesetzter.

    Zwei Sanitäter trugen eine Trage quer durch die Lobby, auf der ein alter Mann in blassblauem OP-Kittel lag.
    Ein anderer Patient im OP-Hemd kam aus der Tür 3 A und verschwand in 2 B. Der etwa fünfzigjährige, noch recht jugendlich wirkende Mann humpelte und wirkte, als hätte er große Schmerzen.
    Was zum Teufel ging hier vor?
    Wenn Anna tatsächlich hier war, wo steckte sie?
    Die Klinik war viel größer, und es herrschte viel mehr Betrieb, als er sich vorgestellt hatte. Was auch immer der Hauptzweck des Krankenhauses war, es wurden jede Menge Leute dafür benötigt - Ärzte, Laborkräfte und auch Patienten. Wozu aber brauchte man die toten Embryos, Föten, Babys und Kinder? Hatten sie überhaupt etwas mit dem Klinikbetrieb zu tun?
    Wo ist Anna? Sie ist hier. Ich weiß, dass sie hier ist.
    Aber geht es ihr gut? Lebt sie überhaupt noch? Wenn sie hinter das schreckliche Geheimnis gekommen war, das sich hinter diesen Mauern verbarg, konnten die dafür Verantwortlichen es dann riskieren, sie am Leben zu lassen?
    Ich muss etwas tun. Sofort.
    Mit versteinertem Gesicht durchquerte er eilig die Lobby. Ein Wachmann schaute ihm kurz hinterher und drehte sich dann wieder um. Ben ging zur Tür 3 B, schob die Chipkarte in das Lesegerät und hoffte, dass sie ihm Zugang verschaffen würde.
    Das Türschloss sprang klickend auf. Er betrat einen langen weißen Korridor, der sich in jedem Krankenhaus der Welt hätte befinden können.
    Unter den vielen Menschen, die an ihm vorübergingen, war auch eine Schwester, die ein kleines Kind an der Leine hielt. Als ob sie einen großen zutraulichen Hund Gassi führen wollte.
    An der runzligen Gesichtshaut erkannte er, dass der Junge an Progeria litt. Und plötzlich fiel Ben die Ähnlichkeit mit dem Jungen auf, dessen Fotos er erst vor kurzem in der Wohnung des Vaters gesehen hatte. Der Kleine war ungefähr so alt wie die Kinder in den großen Glastanks im Keller.
    Er bewegte sich wie ein alter Mann - breitbeinig und wackelig.
    Bens Faszination verwandelte sich in kalten Zorn.

    Vor einer Tür wartete der Junge geduldig, bis die Frau mit einem Schlüssel, den sie an einer Schnur um den Hals trug, aufgeschlossen hatte. Die Tür schwang auf und gab den Blick frei auf einen großen verglasten Raum, der aussah wie ein Schwesternzimmer.
    Mit dem Unterschied, dass sich in der Glaskabine ausschließlich an Progeria leidende Kinder befanden. Ben zählte acht - Jungen und Mädchen. Auf den ersten Blick kam es ihm so vor, dass die Kinder auch mit Leinen festgemacht waren. Erst bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass ein durchsichtiger Plastikschlauch jedes Kind mit einem glänzenden Metallzylinder verband. Anscheinend hingen alle Kinder permanent am Tropf. Sie hatten weder Augenbrauen noch Wimpern, die Köpfe sahen wie geschrumpft aus, die Haut glich Krepppapier. Die wenigen, die umhergingen, schlurften wie alte Männer.
    Einige hockten auf dem Boden und waren in Spiele oder Puzzles vertieft. Zwei, deren Schläuche sich verhaspelt hatten, spielten gemeinsam ein Brettspiel. Ein kleines Mädchen, das eine lange blonde Perücke trug, schlich ziellos umher. Ihre Lippen bewegten sich, sie sang oder sprach mit sich selbst.
    Die Lenz-Stiftung.
    Jedes Jahr wurden einige wenige ausgewählte Kinder mit Progeria in die Klinik eingeladen.
    Besuche verboten.
    Das war kein Sommerlager, kein Urlaubsvergnügen. Die Kinder wurden gehalten wie Tiere. Sie waren Gegenstand eines Experiments.
    Kinder, die man in Formalin einlegte. Kinder, die man wie Tiere hielt.
    Ein Privatsanatorium.
    Das war weder ein Sanatorium noch eine Klinik. So viel war klar.
    Was war es dann? Welche Art von »Wissenschaft« wurde hier betrieben?
    Ihm war schlecht, als er sich umdrehte und

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