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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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das Rad oder die Zentraleinheit des Computers erfinden und dadurch unsere Lebensumstände verändern. Und was für Wissenschaft und Technik gilt, kann man auch auf die Politik übertragen. Außer dass die Lernphase hier viel mehr Zeit beansprucht. Das heißt: Wenn wir so weit sind, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben, sind schon die Jüngeren am Ruder und machen die gleichen Fehler wieder. Wir können nicht genug lernen, weil unser Leben zu kurz ist. Die Gründer von Sigma hatten erkannt, dass man diese natürliche Grenze überwinden muss, wenn man das Überleben der Art sichern will. Begreifst du jetzt, Ben?«
    »Reden Sie bitte weiter«, entgegnete Ben wie ein schüchterner Student.
    »Sigmas Bemühungen, die Politik der Nachkriegszeit zu moderieren, waren nur der Anfang. Jetzt sind wir in der Lage, das Gesicht der Welt neu zu gestalten. Durch kluge Verwaltung und Verteilung aller Ressourcen können wir für Frieden, Wohlstand und Sicherheit sorgen. Wenn du das Verschwörung der Eliten nennst - bitte. Aber was ist so schlecht daran? Ist es wirklich eine Tragödie, wenn zur Rettung der Welt einige wenige Bedauernswerte ihrem Schöpfer vor der Zeit entgegentreten?«
    »Das Programm gilt nur für die, die Sie für würdig erachten, richtig?«, sagte Ben. »Jeder andere hat draußen zu bleiben. Sie schaffen zwei Klassen von Menschen.«
    »Die Beherrschten und die Herrscher. Das ist unvermeidlich, Ben. Der Rat der Weisen auf der einen Seite, die Massen auf der anderen. Anders kann man eine lebensfähige Gesellschaft nicht
organisieren. Die Welt ist jetzt schon überbevölkert. Ein Großteil Afrikas verfügt nicht mal über sauberes Trinkwasser. Wenn jeder zwei- oder dreimal so lange leben würde, könnte die Welt aus den Fugen geraten. Deshalb hat Lenz klugerweise beschlossen, sein Programm auf wenige zu beschränken.«
    »Und was wird aus der Demokratie? Aus der Herrschaft des Volkes?«
    Godwin wurde rot. »Verschon mich mit diesem sentimentalen Gesülze. Die Geschichte dessen, was der Mensch dem Menschen antut, ist doch selbst Geschichte: Was der rechtschaffene Teil der Gesellschaft aufbaut, wird vom Mob wieder zerstört. Es ist immer die Hauptaufgabe der Politik gewesen, den Menschen vor sich selbst zu schützen. Wenn ich das meinen Studenten erzählen würde, gäbe es zwar Ärger, aber nichtsdestotrotz war das Prinzip der Aristokratie immer richtig: aristos, kratos - die Herrschaft der Besten. Das Problem war, dass die Aristokratie nicht immer die Besten in ihren Reihen hatte. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte könnte man ein System nach Vernunftkriterien schaffen - eine Aristokratie, die auf Können und Verdiensten beruht. Und die >Wiedergeborenen< würden als Sachwalter dieses Systems fungieren.«
    Ben stand auf und ging nervös hin und her. Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Godwin hatte sich von der Aussicht auf die Fast-Unsterblichkeit kirre machen lassen. Er konstruierte irrwitzige Argumentationsgerüste.
    »Wie alt bist du, Ben? Fünfunddreißig, sechsunddreißig? In dem Alter ist das Ende noch weit. Man verschwendet keinen Gedanken daran. So war es jedenfalls bei mir. Aber stell dir vor, du bist fünfundachtzig oder neunzig. Wenn Gott dir überhaupt so viel zubilligt. Du hast eine Frau, Kinder, Enkel. Du hattest ein glückliches Leben, eine sinnvolle Arbeit, und wenn dich dann die üblichen Altersgebrechen ereilen, dann...«
    »... will ich sterben«, sagte Ben schroff.
    »Richtig. Wenn dein Zustand so ist, wie er normalerweise bei einem Neunzigjährigen ist. Aber was, wenn du diesen Zustand gar nicht erreichst? Wenn du jetzt mit der Therapie beginnst, hältst du die Zeit in der Blüte deiner Jahre an. Du bleibst immer Mitte dreißig. Was würde ich dafür geben, in deinem Alter zu
sein! Und erzähl mir nicht irgendwas von ethischen Bedenken oder so.«
    »Ehrlich gesagt, bin ich mir über meine Haltung nicht mehr im Klaren«, erwiderte Ben und beobachtete genau Godwins Reaktion.
    Godwin schien ihm zu glauben.
    »Schön. Ich wusste, dass du keine Vorurteile hast. Ich möchte, dass du einer von uns wirst. Ein >Wiedergeborener<.«
    Ben stützte nachdenklich den Kopf in die Hände. »Das ist ein verlockendes Angebot«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Ein paar Ihrer Argumente sind wirklich nicht von der Hand zu weisen...«
    »Sind Sie noch da, John?« Lenz’ laute und begeisterte Stimme. »Der letzte Hubschrauber hebt gleich ab.«
    Godwin stand auf. »Ich muss jetzt. Lass dir

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