Das Skandalbett (II)
Blusenknöpfe und kehrte an ihren Schreibtisch zurück.
Als der erste Tag zu Ende ging, hatte sie zehn Briefe geschrieben. Zehnmal den gleichen Text, und jeder Brief hatte zehn Fehler. Während sie mit ihrer dunkelhaarigen Konkurrentin zum Fahrstuhl ging, sank ihr der Mut. Die andere schrieb fehlerfreie Briefe, zwanzig am Tag. Sie hatte einfach mehr Klasse. Sie hatte eine Frisur. Sie trug ein Fünfhundertdollar-Kostüm. Sie war groß und schlank, genau der Typ, der in der Wall Street ankam. Sie war besser.
Dass die andere nicht nur beruflich ein Ass war, war auch Mr. Summers aufgefallen, der die dunkelhaarige Schönheit am dritten Tag zu einem Aperitif in den Dachgarten des World Trade Center einlud. An den gemeinsamen Drink schloss sich ein Disco-Trip an, der im Penthouse des jungen Bankers endete. Sie küssten sich. Als das Mädchen sich entkleidet hatte, knipste sie das Licht aus. Schweigen.
»Ich habe vergessen, ob ich meine Pille genommen habe«, sagte sie in die Stille hinein. »Kannst du aufpassen?«
Daniel Summers brauchte nicht mehr aufzupassen. Er war so ernüchtert, dass sich bei ihm nichts mehr tat. Die Wiederbelebungsversuche der Schnellschreiberin blieben vergeblich.
Es war am letzten Tag der Woche, als Maureen die Unterschriftsmappe mit ihren Briefen in Mr. Summers Büro trug. Der Teppich war so flauschig, dass sie sich mit ihren hohen Absätzen verhedderte und zu Fall kam.
Er half ihr auf. »Haben Sie sich wehgetan?«
»Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verknackst.« Sie humpelte zum Schreibtisch und reichte ihm die Mappe. Sie wusste, dass ihre Briefe von Fehlern strotzten, aber er unterschrieb, ohne mit der Wimper zu zucken. Als er fertig war, strahlte er sie an.
Maureen brach in Tränen aus. »Sie machen sich über mich lustig«, schluchzte sie.
»Warum sagen Sie das?«
»Weil Sie die Fehler in meinen Briefen nicht moniert haben. Sie tun das, um mich zu demütigen.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Ich mag Briefe mit Fehlern. Da sieht man doch gleich, dass die nicht mit dem Computer geschrieben sind.«
Maureen lagen ein paar sarkastische Sprüche auf der Zunge, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ich habe ein Attentat auf Sie vor, Miss Waters.«
»Ein Attentat?«
»Gehen wir nach Dienstschluss zusammen essen?«
»Ich dachte, heute ist mein letzter Tag.«
»Genau darüber will ich mit Ihnen sprechen. Nehmen Sie meine Einladung an?«
Maureen nickte. »Aber wir gehen hin, wo’s mir Spaß macht.«
Es war nicht >La Bouillabaisse< im Trump Tower, wohin sich das blonde Mädchen mit dem kniefreien Rock von ihrem Chef führen ließ. Es war auch nicht der Club 21, sondern das McDonald’s am Times Square. Sie stellten sich in die Schlange, bekamen ihr Tablett mit Hamburgern und Cola, und dann aßen sie. Daniels Blick war auf den Riss in Maureens Bluse gerichtet, den sie mit einer kühnen Naht zusammengezogen hatte. Als sie die Ellenbogen aufstützte, kam das Gebirge ihrer Brüste ins Schwanken. Es war die Sekunde, wo in Daniel eine Begierde aufblühte, die er so stark noch nie in seinem Leben empfunden hatte.
Sie war mit dem Essen fertig und leckte sich die Finger ab. »Ich habe die Briefe nicht ganz verstanden, die ich heute getippt habe. Um was ging es da eigentlich?«
»Um ein Musical, das ich finanzieren soll. Ich hoffe, dass der Vertrag bald zustande kommt.«
»Und wie heißt das Musical?«
Er zögerte. »Asses and Tits.«
»Starker Titel«, sagte Maureen. »Jedenfalls wissen die Zuschauer gleich, was sie da zu sehen kriegen.«
Er musste lachen. »Sie sehen das zu rosig. So ein Titel kann auch abschrecken. Wer prüde ist, geht gar nicht erst hin.« Er wurde ernst. »Die Leute wissen das nicht, aber die meisten Broadway-Produktionen sind finanziell gesehen Reinfälle. Irgendein Träumer setzt sich ans Klavier und komponiert, was das Zeug hält, und Daniel Summers soll die Millionen herzaubern, um das Stück auf die Bühne zu bringen.«
»Ein Klavier«, sagte das blonde Mädchen verträumt. »Ich habe noch nie die Tasten eines Klaviers berührt.«
Der Mehrheitseigner von Finkelstein & Summers fand das so bemerkenswert, dass er Maureen in die Arme schloss.
»Weißt du, was ich an dir schätze?«
»Was?«
»Du hast Wünsche, die sich leicht erfüllen lassen.« Er räusperte sich. »Ich darf dich doch Maureen nennen?«
»Wenn schon, dann Mäuschen.«
»Mäuschen?«
»Das war mein Spitzname auf der Seventh Street, wo ich aufgewachsen bin. Ich habe Pizza ausgetragen.
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