Das Sonnenblumenfeld
Tritten auf, griff nach dem großen Ast eines Olivenbaums und warf sich damit noch einmal auf Capa di Ciuccio. Da musste Capa di Ciuccio Caterina loslassen, um sich zu verteidigen.
»Hau ab, Caterí, hau ab!«, schrie Lorenzo.
Caterina floh. Aber jetzt hatte Capa di Ciuccio beide Hände frei, und das war eine andere Geschichte. Umstandslos entriss er Lorenzo den Ast. Dann packte er ihn am Hemd und verpasste ihm mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht, dass er in die Blumen flog.
Lorenzo sprang auf, als wäre nichts gewesen, und warf sich wieder auf Capa di Ciuccio.
Währenddessen rannte Caterina zu ihrem Fahrrad.
Verfolgt von Fellone und Cicciariello.
Leichtfüßig rannte sie und schnell, und manche ihrer Sprünge sahen aus wie die einer Gazelle. Aber auch Fellone war schnell und kam ihr immer näher. Damit sie die Richtung nicht wechseln konnte, schrie er Cicciariello zu, zu den Bäumen zu laufen, um ihr jeden Fluchtweg abzuschneiden.
Caterina schaffte es bis zum Fahrrad und stieg sogar auf, aber Fellone erwischte sie am Arm, er zog sie runter, und sie verlor das Gleichgewicht.
Caterina fiel vom Fahrrad, und er warf sich sofort auf sie.
Dann rollten beide durch das Gras.
Fellone versuchte, ihre Schultern auf den Boden zu drücken, aber das war nicht leicht, denn sie kratzte und biss schlimmer als eine wilde Katze. Er war stark genug, hatte aber keine Eile, seine Kraft einzusetzen, weil es ihm lieber gewesen wäre, sie im Guten gefügig zu machen.
Aber sie war so wütend, dass sie ihm beinahe die Augen auskratzte.
Da verlor er die Geduld und gab ihr eine kräftige Ohrfeige.
Caterina war einen Augenblick lang benommen. Aber gleich darauf stieß sie ihm vollkommen unerwartet das Knie in den Magen und schaffte es loszukommen.
Dann stand sie auf und lief wieder weg.
In der Zwischenzeit
Capa di Ciuccio hatte so hart auf Lorenzo eingedroschen, dass er nicht verstand, warum der andere nicht zu Boden ging. Lorenzo floss das Blut aus der Nase, sein Auge war schwarz wie eine Aubergine, aber er schlug und trat immer noch um sich wie von der Tarantel gestochen.
Capa di Ciuccio fand, dass es nun gut war mit der Spielerei. Er packte den Kopf des anderen und versetzte ihm einen Kopfstoß, bei dem man hörte, wie die Nase brach.
Ohne einen Klagelaut ging Lorenzo zwischen den Sonnenblumen zu Boden.
Capa di Ciuccio blickte sich um. Er sah Caterina laufen, Fellone und Cicciariello waren ihr auf den Fersen. Sie kam geradewegs auf ihn zu, es genügte, ihr den Weg abzuschneiden, dann war sie umzingelt.
Er ließ sie näher kommen. Dann tauchte er zwischen den Blumen auf und warf sich auf sie.
Nur Tote kennen keine Angst
Nachdem der Hubschrauber mit dem Bauch voller Wasser davongeflogen war, nachdem Dummenicos Herz wieder regelmäßig schlug und nachdem sie zur Feier des Tages die Pizzica getanzt hatten, musste Dummenico kacken. Er suchte sich etwas abseits einen Olivenbaum, um sein Geschäft zu verrichten.
»Na, Schiss bekommen?«, sagte der Professor, um ihn zu ärgern.
»Nur Tote kennen keine Angst, Prufessò«, antwortete Dummenico hinter dem Olivenbaum.
Während sich Dummenico erleichterte, nahm der Professor die Tasche mit dem Geld und stopfte sie unter den Sitz des Lieferwagens, denn inzwischen schien es ihm ein sinnloses Risiko, das Geld auf den Feldern zu verstecken.
»Was machst du mit dem Geld?«, fragte der Professor, während er es unter dem Sitz verstaute.
»Ich bezahl den Kredit ab, Prufessò, außerdem hab ich verschiedene Ausgaben.«
»Aber 'nen Wunsch, irgendwas, das dir im Kopf rumschwirrt, hast du schon, oder?«
»Mit Rosetta 'ne Pizza essen gehen. Am Meer, ein Bier dazu und dann in ein Hotel, in dem man die Wellen rauschen hört.«
»Ich will verreisen«, sagte der Professor.
»Verreisen? Wohin denn, Prufessò?«
»Nach Transsilvanien.«
»Ins Land der Vampire? Willst du Blutsauger werden?«
»Vampire? Dorina war von dort.«
»Du hast recht, Prufessò, entschuldige. Die Zeit vergeht …«
»Und die Lebenden vergessen die Toten. Das ist nur normal, Mimmù. Aber ihr hätte es gefallen, dass ich ihr Land sehe. Sie hat immer gesagt, es ist wie ein Märchen. Berge, Schlösser und Wälder, dass sich dir beim bloßen Anblick der Kopf dreht.«
»Ist doch 'ne gute Idee, Prufessò«, sagte Dummenico und wischte sich den Hintern mit einer Handvoll Gras ab.
»Mè, deine Scheiße stinkt aber ganz schön«, sagte der Professor.
»Sehr vornehm, Prufessò«, rief Dummenico und zog sich die
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