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Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Titel: Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Du musst wissen, dass ihre Mutter, Mrs Hadley, die wohl mal meine Schwiegermutter wird, zusammen mit meiner und deiner Mutter Spenden für die Kriegsaufwendungen sammelt. Die drei sind inzwischen die dicksten Freundinnen. Ich kann nicht glauben, dass du Margaret nicht kennst. Hübsch, dunkle Haare? Deine Mutter hält viel von ihr, das weiß ich genau.«
    »Ich war schon eine Weile nicht mehr zu Hause«, sage ich. »Ich habe nicht … nun, meine Familie und ich, wir haben kein so enges Verhältnis.«
    »Oh«, sagt er und scheint zu spüren, dass er schwieriges Gelände betreten hat. »Das tut mir leid. Himmel, Sadler, und wie leid mir das mit deiner …«
    »Ist schon in Ordnung«, sage ich und weiß nicht, wie ich diese Unterhaltung am besten weiterführe, aber das muss ich auch nicht, denn Will ist jetzt neben uns, nur Turner steht noch zwischen ihm und mir, und es überrascht mich, dass er sich so für meine Familie interessiert.
    »Aber ihr geht’s gut? Mrs Sadler, meine ich?«, fragt Will, und Rigby dreht sich zu ihm hin und nickt.
    »Wenigstens noch, als ich zuletzt von ihr gehört habe«, antwortet er. »Warum? Kennst du sie auch?«
    »Nein«, sagt Will und schüttelt den Kopf. »Ich denke nur, dass Tristan gerne wissen würde, wie es seiner Mutter geht. Das ist alles.«
    »Die strotzt nur so vor Gesundheit, soweit ich weiß«, sagt Rigby und wendet sich wieder mir zu. »Margaret, meine Freundin, schreibt ziemlich oft und erzählt, was es alles Neues gibt.«
    »Das muss schön sein«, sage ich und werfe einen Blick zu Will hinüber, dem ich dankbar für seinen Einwurf bin.
    »Zu Hause ist es auch verdammt nicht einfach«, fährt Rigby fort. »Margarets Brüder sind beide schon früh gefallen, gleich in den ersten Wochen. Ihre Mutter war am Boden zerstört und ist es immer noch. Sie ist so eine wunderbare Frau. Natürlich waren sie alle nicht froh darüber, dass ich kein Gewehr anfassen wollte, aber ich musste meinen Prinzipien treu bleiben. So war es nun mal.«
    »War das nicht schwer?«, fragt Will, der sich vorbeugt und sehr interessiert zeigt. »Dich trotz allem dazu zu entschließen?«
    »Verdammt schwer«, sagt Rigby und beißt die Zähne zusammen. »Und ich weiß immer noch nicht, ob ich mich richtig entschieden habe, wenn ich ehrlich bin. Aber irgendwie ergibt es so für mich einen Sinn. Ich weiß, ich hätte das Gefühl, sie zu enttäuschen, wenn ich zu Hause geblieben wäre oder meine Zeit im Gefängnis verbringen würde. Wenigstens mache ich mich hier nützlich, indem ich Bahren trage oder sonst irgendwelche Sachen mache. Auch wenn ich nicht bereit bin, ein Gewehr in die Hand zu nehmen.«
    Wir nicken alle drei, sagen jedoch nichts. Im größeren Kreis wäre es Rigby möglicherweise schwergefallen, diese Dinge so zu erzählen, aber hier, so unter uns, geht es. Wir haben nicht die Absicht, mit ihm zu streiten.
    »Für die zu Hause ist es ehrlich nicht leicht«, fährt Rigby fort und sieht mich wieder an. »Ich nehme an, deine Mutter hat dir alles berichtet?«
    »Nicht viel«, antworte ich.
    »Na ja, Hunderte Jungs von zu Hause sind gefallen. Kanntest du Edward Mullins?«
    Ich nicke. Ein Junge aus der Klasse über mir. »Ja«, sage ich und sehe einen dicklichen Kerl mit unreiner Haut vor mir. »Ja, ich erinnere mich an ihn.«
    »Den hat’s in der Schlacht von Festubert erwischt«, sagt Rigby. »Durch einen Gasangriff. Und Sebastian Carter?«
    »Ja«, sage ich.
    »Vor Verdun«, sagt Rigby. »Und was ist mit Alex Mortimer? Kanntest du den auch?«
    Ich überlege eine Weile und schüttele dann den Kopf. »Nein«, sage ich. »Nein, ich glaube nicht. Bist du sicher, dass der aus meiner Ecke stammte?«
    »Der war zugezogen. Kam ursprünglich aus Newcastle, glaube ich. Ist vor drei Jahren mit der Familie nach London gekommen und hat die ganze Zeit mit Peter Wallis herumgehangen.«
    »Peter?«, sage ich und sehe überrascht auf. »Peter kenne ich.«
    »Bei dem war es die Schlacht im Skagerrak«, sagt Rigby und zuckt mit den Schultern, als wäre es nur ein weiterer Toter, nichts von Bedeutung, nichts, weswegen man sich größere Gedanken machen sollte. »Ist mit der Nestor abgesoffen. Mortimer dagegen hat’s überlebt. Das Letzte, was ich gehört habe, war dann allerdings, dass er in einem Lazarett in Sussex liegt. Hat beide Beine verloren, der arme Kerl, und die Männlichkeit hat’s ihm gleich mit abgerissen, sodass er von jetzt an im Kirchenchor den Sopran singt.«
    Ich starre ihn an. »Peter Wallis«, sage

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