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Das Spektrum der Toten

Das Spektrum der Toten

Titel: Das Spektrum der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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der Familie nicht genügend. Sie nannte ihn träge und faul, wenn er morgens zu lange im Bett blieb und zu spät zu seiner Tätigkeit als Versicherungsvertreter aufbrach. Nach zehn Ehejahren war ihm Hildes verdrossene Nörgelei immer lästiger geworden. Dann hatte er bei Bekannten Annette kennengelernt, diese unscheinbare junge Frau, die - wie man ihm erzählte - bisher keinen Mann gefunden hatte. Ein spätes Mädchen, wie man mit ironischem Spott meinte.
    Noch keinen Mann gefunden - diese Mitteilung hatte Hauers Neugier geweckt. War sie zu scheu, zu gefühllos? Hatte sie zu hohe Ansprüche? Er wollte es herauskriegen. Er hatte sich zu ihr gesetzt und sie mit seinen Vertreterwitzen unterhalten und Befriedigung über ihr Interesse empfunden. Er glaubte auch, es sei noch mehr als Interesse gewesen. Bewunderung vielleicht für seine aufgeschlossene lockere Art, die er sich als Versicherungsvertreter angeeignet hatte, mit der er aber seine Frau schon lange nicht mehr beeindrucken konnte.

    Der zufälligen Begegnung folgte ein verabredetes Treffen. Bald fand sich Jürgen Hauer, wenn auch unregelmäßig, wie es seine Tätigkeit gerade erlaubte, für Stunden in Annettes Wohnung ein. Die Zeit reichte, um miteinander zu schlafen.
    Jürgen hatte sich nicht getäuscht: Annette hatte sich in ihn verliebt, und er genoss ihre unterwürfige Anbetung. Annette hatte es schon lange aufgegeben, einen Mann zu finden, der sie beachtete und liebte. Auch wenn dieser Mann verheiratet war, so war doch augenscheinlich, dass er sie seiner Frau vorzog. Und vielleicht, wenn er sich eines Tages scheiden ließe, würde es eine Bindung fürs Leben.
    So dauerte das Verhältnis zwischen Annette und Jürgen schon über ein Jahr an. Nicht sexuelle Leidenschaft kettete das Paar aneinander, der eine brauchte den anderen: Jürgen bot Annette Aufmerksamkeit und Zuwendung, sie zollte ihm Anerkennung und gab ihm die Gewissheit, dass sie ihm willenlos ergeben war.
    Vergleiche der Untertänigkeit Annettes mit Hildes nörgelnder Unzufriedenheit wurden für Jürgen langsam unerträglich. Hildes Schwangerschaft verstärkte ihre launischen Anfälle. Vielleicht machte es sie auch misstrauisch, dass Jürgen einen ungewohnten Arbeitseifer zeigte und immer häufiger spät abends noch unterwegs bei Kunden war.
    Jürgen begann sich zu fragen, wie er sich von Hilde befreien könnte. Eine Scheidung schloss er aus. Er hätte Unterhalt zahlen und für die Familie sorgen müssen. Einfach verschwinden, untertauchen, irgendwo mit Annette ein neues Leben beginnen! Immer wieder hörte man von diesen entschlossenen Ausbrechern aus einer gewohnten Ordnung. Aber für Jürgen kam das nicht in Frage. Er fürchtete sich vor einer Ungewissen Zukunft. Er grübelte, suchte nach einem Ausweg und endete fast zwangsläufig bei Mord. Doch auch davor schreckte er zurück. Er war ein gefühlsarmer Mensch. Hass gegen Hilde empfand er nicht, sie war ihm einfach nur lästig. Er besaß keine affektiven Triebkräfte für einen Mord. Zudem hinderte ihn die Angst vor Strafe. Er wollte aber keinesfalls auf die gewaltsame Befreiung von seiner Frau verzichten. Einen Killer zu mieten, erschien ihm zu teuer und zu gefährlich; der könnte ihn nach der Tat erpressen.

    Von nun an war es nicht mehr weit bis zu der Überlegung, ob Annette nicht diese Aufgabe übernehmen könnte. Annette liebte ihn, Annette gehorchte ihm. Allerdings: Würde ihr Gehorsam so unerschütterlich sein, auch für ihn zu töten? Sie war kein willensstarker Mensch, eher zart beseelt, zurückhaltend, überhaupt sehr passiv. Wie sollte sie den Mut zu einer solchen Tat aufbringen? Sie würde sich einem solchen Auftrag gewiss widersetzen. Er konnte nicht auf sie zählen.
    Hildes Ermordung, erst einmal in Gedanken erwogen, beschäftigte Jürgen nun Tag um Tag, wurde regelrecht zur Zwangsvorstellung. Sie bedrängte ihn so, dass er das Problem einfach nicht mehr für sich behalten konnte. Er musste mit jemandem darüber sprechen. Natürlich konnte er sich nur Annette anvertrauen.
    Eines Abends, als Jürgen sich nach flüchtigem Liebesspiel aus Annettes Armen löste, sagte er, er wünsche ihrer Beziehung ewige Dauer. Noch niemals hatte Jürgen sich derart eindeutig über ihre gemeinsame Zukunft geäußert. Annette nahm seine Worte glücklich auf. Leider, fügte Jürgen hinzu, bliebe das aber nur ein schöner Traum, solange er an Hilde gebunden und an eine Scheidung nicht zu denken sei.
    »Wenn Hilde nur tot wäre!«
    »Schließlich kannst du

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