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Das Spektrum der Toten

Das Spektrum der Toten

Titel: Das Spektrum der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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lange… das Leben eines Alten ist doch eine Ewigkeit! - und nun wäre freie ebene Bahn bis auf diesen ärgerlichen zähen Klumpen Fleisch, der mir… den Weg zu meinen Schätzen verrammelt…. Ein Licht ausgeblasen, das ohnehin nur mit den letzten Öltropfen noch wuchert - mehr ist's nicht - und doch möchte ich das nicht gern selbst getan haben, um der Leute willen. Ich möchte ihn nicht gern getötet, aber abgelebt. Ich möchte es machen wie der gescheite Arzt (nur umgekehrt). - Nicht der Natur durch einen Querstrich den Weg verrannt, sondern sie in ihrem eigenen Gange befördert. Und wir vermögen doch wirklich die Bedingungen des Lebens zu verlängern, warum sollten wir sie nicht auch verkürzen können?
    Philosophen und Mediziner lehren mich, wie treffend die Stimmungen des Geistes mit den Bewegungen der Maschine zusammen lauten. Gichtische Empfindungen werden jederzeit von einer Dissonanz der mechanischen Schwingungen begleitet - Leidenschaften misshandeln die Lebenskraft - der überladene Geist drückt seine Gehäuse zu Boden - Wie denn nun? - Wer es verstünde, dem Tod diesen ungebahnten Weg in das Schloss des Lebens zu ebnen? - den Körper vom Geist aus zu verderben - ein Originalwerk! - wer das zustande brächte? - Ein Werk ohne gleichen!«…

    Der Leser weiß es längst: Dieser Text ist ein Monolog des Franz Moor aus Schillers »Die Räuber«.
    Was die Wissenschaft heute über den psychogenen Tod weiß, ahnte der Dichter bereits und stellte es mit lapidaren expressiven Sprachbildern dar.

Mordgeständnis im Schlaf

    Es hätte eine Horrorszene aus einem Film sein können: Der Ermordete kehrte immer wieder zurück, bis er seinen Mörder tötete.
    Obwohl mit einem Stein beschwert, tauchte die Leiche aus den Tiefen des Wassers wieder auf. Später stieg sie aus der Tiefe des Unterbewussten in die Träume des Mörders empor und ängstigte ihn, bis er sich selbst dem Fallbeil auslieferte.
    Es ist eine wahre Horrorgeschichte aus dem Anfang unseres Jahrhunderts. Georg Brettschneider war in Düsseldorf aufgewachsen. Dort hatte er den Beruf eines Fliesenlegers erlernt und ihn auch kurze Zeit ausgeübt. 1916 wurde der 18jährige zum Kriegsdienst eingezogen, durch einen Granatsplitter leicht verletzt und dann wieder an die Front geschickt. Die Novemberrevolution 1918 beendete den Krieg. Aber der Frontsoldat Brettschneider kehrte nicht zu seiner früheren Tätigkeit zurück. Wie viele andere, die der Krieg dem normalen Leben entfremdet hatte, suchte er nach einem Leben außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung, denn diese Gesellschaftsordnung war selber aus den Fugen geraten. Nach Kriegsende befand sich Deutschland auf Jahre in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand. Tausende Massenerhebungen erschütterten ganze Provinzen, konterrevolutionäre Freikorps formierten sich. Der Wert des Geldes sank ins Bodenlose, die Parteien erwiesen sich als unfähig, das staatliche, wirtschaftliche und moralische Chaos zu beseitigen.
    Georg Brettschneider sah keinen Anlass, sich in eine solch zerrüttete Gesellschaft einzufügen und als braver Fliesenleger sein Dasein zu fristen. Er war jetzt 21 Jahre alt und kriegserfahren, er besaß eine Pistole, liebte das ungebundene Leben und war entschlossen genug, sich gewaltsam zu nehmen, was er dafür brauchte. Brettschneider wurde zum berufsmäßigen Einbrecher. Bald schloss sich der Einzelgänger mit anderen Desperados zu einer Bande zusammen. Sein Bruder gehörte dazu, außerdem Brettschneiders Freunde Beh und Massen. Aber die Bande der jungen Einbrecher hatte wohl doch ihre Geschicklichkeit überschätzt. Eines Tages, im August 1919, wurde Massen als erster bei einem Einbruch von der Polizei gestellt. Der Untersuchungsrichter hatte genügend Beweise, dass Massen einer Bande angehörte. Er forderte ihn auf, seine Mittäter zu nennen. Massen schwieg. Der Untersuchungsrichter gab ihm Bedenkzeit und drohte ihm mit Gefängnis, wenn er seine Kumpel nicht verrate. Danach ließ er ihn frei.

    Massen traf sich mit seinen Freunden. Er riet ihnen, aus Düsseldorf zu verschwinden, er könne sie nicht länger decken.
    Brettschneider bekam Angst. Er wollte Düsseldorf nicht verlassen, hier kannte er sich aus, hier glaubte er auch weiterhin erfolgreich zu sein.
    Er ging zu Beh.
    »Massen würde uns bestimmt verzinken«, sagte Brettschneider, »aber nicht wir werden verschwinden, Massen muss verschwinden.« Dann teilte er Beh seinen Plan mit. Beh war einverstanden, Brettschneider bei der Ermordung Massens

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