Das Spiel
Fotzenwindel am Handgelenk und einem breiten dummen Grinsen im Gesicht in diesem Badezimmer stirbst? Was meinst du zu diesem Was-wäre-wenn? Beweg dich, Schlampe!
Zwei vorsichtige Schritte brachten sie zur Badezimmertür zurück. Jessie stand nur einen Augenblick schwankend da und blinzelte ins gleißende Sonnenlicht wie jemand, der einen ganzen Nachmittag im Kino verbracht hatte. Der nächste Schritt brachte sie zum Bett. Als ihre Schenkel die blutgetränkte Matratze berührten, zog sie vorsichtig das linke Knie hoch, hielt sich an einem der Pfosten am Fußende fest, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, und kletterte auf das Bett. Sie war nicht auf den Abscheu und die Angst vorbereitet, die sie empfand. Sie konnte sich ebenso wenig vorstellen, dass sie noch einmal freiwillig in diesem Bett schlafen würde, wie sie sich vorstellen konnte, dass sie in ihrem eigenen Sarg schlief. Allein als sie darauf kniete, war ihr zum Schreien zumute.
Du musst keine tiefe, bedeutsame Beziehung damit aufbauen, Jessie – du sollst nur über das Scheißding rüberklettern.
Irgendwie gelang es ihr, und sie vermied die Splitter und Scherben des zerschellten Wasserglases, indem sie es am Fußende der Matratze überquerte. Jedes Mal, wenn sie die Handschellen an den Pfosten am Kopfteil sehen konnte, eine aufgesprungen, die andere ein geschlossener Edelstahlkreis voll Blut – ihrem Blut -, kam ihr ein kurzer Laut des Ekels und Missfallens über die Lippen. Die Handschellen kamen ihr nicht wie tote Gegenstände vor. Sie schienen zu leben. Und hungrig zu sein.
Sie kam zur anderen Seite des Betts, umklammerte den Pfosten mit der guten linken Hand, drehte sich mit der Vorsicht eines Rekonvaleszenten im Krankenhaus auf den Knien um, ließ sich auf den Bauch sinken und tastete mit den Füßen nach dem Boden. Sie erlebte einen schlimmen Augenblick, als sie dachte, sie hätte nicht mehr genügend Kraft zum Aufstehen, sie müsste hier liegen, bis sie ohnmächtig wurde und vom Bett rutschte. Dann holte sie tief Luft und schob mit der linken Hand. Einen Augenblick später stand sie auf den Beinen. Jetzt schwankte sie noch schlimmer – sie sah aus wie ein Matrose, der dem Sonntagvormittagabschnitt einer Wochenendsauftour entgegentorkelte -, aber sie war bei Gott aufgestanden. Eine neuerliche Woge der Dunkelheit segelte durch ihr Denken wie ein Piratenschiff mit riesigen schwarzen Segeln. Oder eine Sonnenfinsternis.
Blind, auf den Füßen hin und her wippend, dachte sie: Bitte, lieber Gott, lass mich nicht ohnmächtig werden. Bitte, lieber Gott, einverstanden? Bitte.
Schließlich kehrte das Licht in den Tag zurück. Als Jessie dachte, dass es nicht mehr heller werden würde, durchquerte sie langsam das Zimmer zum Telefontisch, wobei sie den linken Arm ein wenig vom Körper weghielt, um das Gleichgewicht zu halten. Sie hob den Hörer hoch, der so viel zu wiegen schien wie ein Band des Oxford English Dictionary, und hielt ihn ans Ohr. Es war überhaupt kein Laut zu hören; die Leitung war mausetot. Irgendwie überraschte sie das nicht, warf aber eine Frage auf: Hatte Gerald das Telefon aus der Wand gezogen, wie es manchmal seiner Art entsprach, wenn sie hier unten waren, oder hatte ihr nächtlicher Besucher das Kabel draußen irgendwo durchgeschnitten?
»Es war nicht Gerald«, krächzte sie. »Den hätte ich sehen müssen.«
Dann fiel ihr ein, dass das nicht unbedingt der Fall sein musste – sie war ins Bad gegangen, sobald sie das Haus erreicht hatten. Da hätte er es machen können. Sie bückte sich, ergriff das flache weiße Kabel, das vom Telefon zur Steckdose am Sockel hinter dem Stuhl führte, und zog. Sie glaubte, dass es anfangs ein wenig nachgab, aber dann nicht mehr. Dieses anfängliche kurze Nachgeben hätte sie sich auch einbilden können; sie wusste sehr gut, dass ihre Sinne nicht mehr besonders vertrauenswürdig waren. Das Kabel konnte einfach am Stuhl festgebunden sein, aber …
Nein, sagte Goody nervös. Es ist fest, weil es noch im Stecker steckt – Gerald hat es nie herausgezogen. Das Telefon funktioniert deshalb nicht, weil das Ding, das gestern Nacht hier bei dir war, die Leitung durchgeschnitten hat.
Hör nicht auf sie; sie hat Angst vor ihrem eigenen Schatten, sagte Ruth. Der Stecker hat sich an einem Stuhlbein verhakt – darauf gehe ich jede Wette ein. Außerdem lässt sich das ja problemlos herausfinden, oder nicht?
Selbstverständlich. Sie musste nur den Stuhl wegziehen und dahinter nachsehen. Und den Stecker
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