Das Spiel
sieben Riesen recht armselig aus. Es war sogar ein ständiger Grund des Verdrusses bei der Steuererklärung, wenn das Finanzamt sich fast alles holte und dann ihre Finanzunterlagen durchschnüffelte, wo der Rest geblieben war.
Sie hatte Gerald nicht erklären können, was der Teilzeitvertrag für sie bedeutete … oder vielleicht hatte er auch nur nicht zuhören wollen. Wie dem auch sei, es lief auf dasselbe hinaus: Das Unterrichten gab ihr, auch nur als Teilzeitarbeit, eine gewisse Erfüllung, die wichtig war, und das verstand Gerald nicht. Und er hatte auch nicht verstanden, dass die Teilzeitarbeit eine Brücke zu dem Leben schlug, das sie führte, bevor sie Gerald bei dieser Party der Republikaner kennengelernt hatte, als sie Englischlehrerin mit vollem Lehramt an der Waterville High gewesen war, eine auf sich allein gestellte Frau, die ihren Lebensunterhalt verdiente, von ihren Kollegen geachtet und geschätzt wurde und gegen die niemand etwas hatte. Sie hatte ihm nicht begreiflich machen können (oder er hatte nicht zuhören wollen), dass sie sich, wenn sie das Unterrichten aufgab – und selbst wenn es nur noch ein paar Stunden wären – traurig und verloren und irgendwie nutzlos vorkommen würde.
Das Gefühl des hilflosen Treibens – das wahrscheinlich in gleichem Maße von ihrem Unvermögen, schwanger zu werden, wie von der Entscheidung herrührte, den SAD-24-Vertrag nicht unterzeichnet zurückgegeben zu haben – war nach einem oder zwei Jahren von der Oberfläche ihres Denkens verschwunden, aber es hatte die tieferen Regionen ihres Herzens nie völlig verlassen. Sie war sich manchmal selbst wie ein Klischee vorgekommen – junge Lehrerin heiratet erfolgreichen Anwalt, dessen Name schon im zarten Alter von dreißig Jahren (beruflich gesehen) das Firmenschild ziert. Diese junge (nun, relativ junge) Frau betritt schließlich das Foyer dieses rätselhaften Palastes mit Namen »Die mittleren Jahre«, sieht sich um und muss feststellen, dass sie auf einmal ganz allein ist – kein Job, keine Kinder und ein Mann, der fast ausschließlich darauf konzentriert ist (man mochte nicht fixiert sagen; das wäre zwar zutreffend, aber unhöflich gewesen), die legendäre Erfolgsleiter hinaufzuklettern.
Diese Frau, die plötzlich weiß, dass hinter der nächsten Kurve die vierzig auf sie warten, ist genau der Typ Frau, die nun für gewöhnlich Probleme mit Drogen, Alkohol oder einem anderen Mann bekommt. Für gewöhnlich einem jüngeren Mann. Das alles passierte dieser jungen (nun … ehemals jungen) Frau nicht, aber Jessie hatte festgestellt, dass sie dennoch eine beängstigende Menge Zeit hatte – Zeit für den Garten, Zeit zum Einkaufen, Zeit für Unterricht (Malen, Bildhauern, Dichtung … und sie hätte eine Affäre mit dem Mann haben können, der den Kurs in Dichtung abhielt, wenn sie gewollt hätte, und sie hätte fast gewollt). Außerdem hatte sie Zeit gehabt, auch ein wenig für sich zu tun, und so hatte sie Nora kennengelernt. Nichts davon hatte ihr jedoch je dieses Gefühl gegeben, das sie jetzt hatte, als wären ihre Müdigkeit und ihre Schmerzen Ehrenauszeichnungen und ihre Müdigkeit eine gerecht verdiente Belohnung … Miller Times Version der Dame in Handschellen, könnte man sagen.
He, Jess – wie du das Wasser geholt hast war echt ziemlich gut.
Auch das war eine UFO-Stimme, aber dieses Mal war es Jessie egal. Solange nur Ruth sich eine Weile nicht zurückmeldete. Ruth war interessant, aber sie war auch anstrengend.
Eine Menge Leute hätten das Glas nicht einmal in die Hand gekriegt, fuhr ihr UFO-Fan fort, und die Abokarte als Strohhalm zu benutzen … das war ein echter Geniestreich. Also nur zu, fühl dich gut. Ist genehmigt. Und ein kleines Nickerchen ebenfalls.
Aber der Hund, sagte Goody zweifelnd.
Dieser Hund wird dich nicht im Geringsten behelligen … und du weißt genau, warum.
Ja. Der Grund, warum der Hund sie nicht behelligen würde, lag in der Nähe auf dem Schlafzimmerboden. Gerald war jetzt nur ein Schatten unter Schatten, und dafür war Jessie dankbar. Draußen brauste der Wind wieder auf. Das Geräusch, wenn er durch die Pinien fegte, war tröstlich, einlullend. Jessie machte die Augen zu.
Aber sei vorsichtig, was du träumst!, rief Goody ihr voll plötzlicher Besorgnis nach, aber ihre Stimme war fern und nicht besonders nachdrücklich. Dennoch versuchte sie es noch einmal: Sei vorsichtig, was du träumst, Jessie! Es ist mein Ernst!
Ja, das war es selbstverständlich. Goodwife
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