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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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bewaffnete Wachen.« Olin lächelte leise. »Ihr werdet verzeihen. Ich bringe es offenbar nicht so leicht über mich, mit dem Mann das Brot zu brechen, der mich gefangen hält, während mein Königreich in Gefahr ist.«
    Der Diener kam zurück. Ludis Drakava nahm einen Pokal von dem Tablett. »Oder möchtet Ihr zuerst wählen?«
    »Wie ich schon sagte.« Olin nahm den anderen Pokal und kostete. »Xandischer?«
    »Aus Mihan. Die letzten Vorräte. Ich nehme an, jetzt werden sie dort dieses widerlich süße, xixische Zeug produzieren.« Ludis trank seinen Wein in einem Zug aus und wischte sich den Mund ab. »Vielleicht verschmäht Ihr meine Einladungen ja deshalb, weil Ihr ein König seid und ich nur ein Usurpator bin — ein Bauer mit einer Armee.« Sein Ton war immer noch freundlich, aber etwas hatte sich geändert. »Wenn Könige schon in Geiselhaft sitzen, dann wenigstens bei anderen Königen.«
    Olin sah ihn eine ganze Weile an, ehe er antwortete. »Meinem Volk Lösegeld abzupressen, ist schon schlimm genug, Drakava. Aber Ihr wollt meine Tochter.«
    »Es gäbe schlechtere Partien für sie. Doch wie ich höre, ist sie ... derzeit nicht auffindbar. Euch gehen die Erben aus, König Olin, obwohl ich auch gehört habe, dass Eure derzeitige Gemahlin erfolgreich geworfen hat. Dennoch, ein neugeborener Prinz, hilflos in den Händen dieser ... wie heißen sie doch gleich ... Tollys ...?«
    »Wenn ich nicht schon Gründe hätte, Euch mit meinem Schwert durchbohren zu wollen, dann hättet Ihr mir gerade mehrere geliefert. Und meine Tochter bekommt Ihr nie. Die Götter mögen mir verzeihen, aber sie wäre besser tot als Eure Sklavin. Wenn ich damals über Euch gewusst hätte, was ich jetzt weiß, hätte ich mich eher aufgehängt, als Euch zu gestatten, eine solche Verbindung auch nur vorzuschlagen.«
    Die Augenbrauen des Protektors hoben sich. »Ach? Tatsächlich?«
    »Ich habe gehört, was mit den Frauen geschieht, die in Eure Gemächer gebracht werden — nein, nicht Frauen, Mädchen. Blutjunge Mädchen.«
    Ludis Drakava lachte. »Ach ja? Wenn Ihr mich ein Ungeheuer schimpft, werdet Ihr mir vielleicht auch erklären, welcher Art Euer eigenes Interesse an blutjungen Mädchen ist, Olin von Südmark. Ich habe gehört, Ihr unterhaltet eine ... Freundschaft mit der Tochter des Grafen Perivos.«
    Olin, der immer noch stand, bückte sich und stellte den Pokal auf den Boden, wobei etwas Wein auf die Marmorfliesen schwappte. »Ich glaube, ich möchte jetzt in meine Räume zurück. In mein Gefängnis.«
    »Meine Frage hat wohl ins Schwarze getroffen?«
    »Die Götter mögen Euch verfluchen, Drakava. Pelaya Akuanis ist noch ein Kind. Sie erinnert mich an meine Tochter — auch wenn Ihr so etwas nie verstehen werdet. Sie war freundlich zu mir. Wir unterhalten uns gelegentlich im Garten, in Anwesenheit meiner Wächter und ihrer Jungfern. Nicht einmal Eure verdorbene Phantasie kann daraus etwas Unschickliches machen.«
    »Ah, mag sein, mag sein. Aber das erklärt noch nicht die Sache mit der kleinen Xixierin.«
    »Was?« Olin wich erschrocken einen Schritt zurück. Dabei stieß er den Pokal um, und der Rest Wein ergoss sich auf den Fußboden.
    »Ihr glaubt doch wohl nicht, Ihr könntet Euch mit einer Haus- oder Wäschemagd, oder was sie auch sein mag, treffen — und erst recht nicht mit meinem Festungsverwalter —, ohne dass ich es erfahre. Wenn das geschähe, müsste ich meine sämtlichen Spione vergiften wie Ratten und wieder von vorn anfangen.« Er wieherte. »Ich bin nicht der Dummkopf, für den Ihr mich haltet, Südmark!«
    »Es war reine Neugier.« Olin atmete tief durch. Als er weitersprach, war seine Stimme ruhig. »Sie ähnelte jemandem, oder jedenfalls schien es mir so, deshalb bat ich, sie treffen zu dürfen. Ich hatte mich geirrt. Da war keine Ähnlichkeit.«
    »Mag sein.« Ludis klatschte wieder in die Hände, und der Diener erschien mit einem Krug Wein und schenkte Ludis' Pokal wieder voll. Er bemerkte den anderen Pokal am Boden und sah Olin vorwurfsvoll an, machte aber keine Anstalten, den Wein aufzuwischen. »Sag den Wachen, sie sollen den Gesandten hereinbringen«, befahl Ludis dem Diener und wandte sich dann wieder seinem Gefangenen zu. »Vielleicht ist ja alles so, wie Ihr sagt. Mag sein. Jedenfalls habe ich jetzt etwas für Euch, das Euch interessieren wird.«
    Der Mann, der in Begleitung einer weiteren halben Fünfzigschaft Widdergarden hereinkam, war ungemein dick. Seine Oberschenkel rieben aneinander, sodass er

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