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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vansen herum.
     
    Geh weiter. Ich werde für dich sprechen, und Er wird entscheiden. Du wirst sterben, oder du wirst leben ... jedenfalls noch ein wenig.
     
    Und dann war er inmitten des seltsamsten aller bisherigen Orte — eine Festhalle, die zugleich eine ungeheure Grube war, ein feierlicher, wunderschöner Thronsaal, dessen Decke das Gewölbe schwarzen, unendlichen Nachtdunkels war. Es war der zerbröckelnde, von Wurzeln aufgebrochene Boden, eine silberne Fantasie von Türmen, das langsam schlagende Herz aller traurigen Musik, es war dies alles und nichts davon. Er war allein, der Geist seines Vaters verschwunden, aber eine Million Schatten wirbelten um den großen Thron in der Mitte, auf dem der größte Schatten von allen saß.
    Die Stimme, die er zuvor gehört hatte, sprach zu ihm.
     
    Der Herr dieses Ortes sagt, dass du nicht in seinen Traum gehörst.
     
    Ich bin Ferras Vansen,
sagte er demütig. Natürlich gehörte er nicht hierher, hier ans Ende aller Dinge.
Ich bin ein Lebender. Ich wollte nur meinem Vater helfen.
    Die Stimme des Torhüters sprach wieder, so langsam wie das Gleiten der Gletscher und genauso betäubend kalt.
     
    Du kannst es nicht. Schon der Versuch ist unverschämt. Sein Schicksal entscheidet sich zwischen ihm und den Göttern — das heißt, zwischen ihm und seinem Herzen. Und aus diesem Grund musst du gehen. Du bist ein Hindernis, wenn auch ein kleines, auf dem Weg zu dem, Was Sein Sollte.
     
    Vansen erzitterte vor dem Zorn in dieser Titanenstimme.
Ich wollte nichts Böses!
Aber er schämte sich seiner Angst. Selbst wenn es bedeutete, dass er für immer hier leben und mit diesen traurigen Schatten Lehm essen und Staub trinken musste, brauchte er doch nicht zu kriechen.
Ich wollte helfen. Das können doch wohl nicht einmal die Götter selbst verdammen?
    Es folgte eine Pause, ehe der Torwächter wieder sprach. Er schien Vansens Worte gar nicht gehört zu haben.
     
    Sei dankbar, dass du nicht die Stimme des Erdvaters gehört hast. Schon sein Murmeln im Schlaf würde dich in den Wahnsinn treiben. Stattdessen gestattet er dir zu gehen — falls du noch einmal die Flüsse zu überqueren und wohlbehalten aus diesem Land hinauszugelangen vermagst. Falls nicht, wirst du früher sein Untertan, als du es sonst geworden wärst — aber es ist schließlich nur eine kurze Zeitspanne, die du verlierst, das Schmetterlingsleben deiner Art.
     
    Aber warum kannst du mit mir sprechen? Warum schläfst du nicht wie der Erdvater?
     
    Täusche dich nicht. Ich schlafe auch,
sagte der Torwächter.
Tatsächlich könnte es sein, dass du und all diese Toten und sogar der Erdvater selbst Teil
meines
Traumes sind.
     
    Dann lachte die Stimme, und die Welt erbebte.
     
    Geh jetzt — kehre in das Land der Lebenden zurück, wenn du kannst. Ein solches Geschenk wird dir kein zweites Mal zuteil werden.
     
    Und dann war die große Halle des Wahnsinns, des Schlafs und der Erde und des dunklen Gesanges des Erdballs selbst verschwunden. Der Torwächter war verschwunden. Nichts blieb im ganzen Weltall zurück außer, so schien es, Ferras Vansen, der erschrocken auf einem bestürzend schmalen Bogen über einem gewaltigen Nichts stand, einem weißen Streifen über einem Abgrund. Er vermochte nach keiner Seite ein Ende der schmalen Brücke zu erkennen, die kaum so breit war wie seine eigenen Schultern. Er konnte nirgendwohin außer vorwärts ins Unbekannte oder zurück in den leisen, leichten Tod. Der Schatten seines Vaters war verschwunden, in der Stadt des Sonnenuntergangs zurückgeblieben, um sich seinem eigenen Schicksal zu stellen, und die Lebenden konnten Pedar Vansen nichts mehr bedeuten. Sein Sohn war weder in der Lage gewesen, den alten Mann zu retten, noch ihm zu verzeihen, aber etwas hatte sich verändert, und sein Herz war leichter als zuvor.
    »Ich bin Ferras Vansen«, rief er, so laut er konnte. Es kam keine Antwort, noch nicht einmal ein Echo, aber das machte nichts: Er sprach zu niemandem außer sich selbst. »Ich bin Soldat. Ich liebe Briony Eddon, obwohl sie mich niemals lieben kann. Ich bin es müde, mich zu verirren, und ich bin es müde, zu sterben, also werde ich dieses Mal etwas anderes versuchen.«
    Er ging los.

40

Das große Licht Nushashs
    Krummling arbeitete lange Zeit für Feuchtes Kinder und verhalf ihrem Reich zu größtem Glanz, indem er für die, die seine Familie vernichtet hatten, kunstvolle Dinge schuf — Paläste und Türme, Donners unwiderstehlichen Hammer, Erntes allzeit

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