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Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Titel: Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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seine Welt übergriffen.
    In meine Heimatfrequenz , erinnerte er sich.
    Eine tiefe, ihm wohlbekannte Stimme beendete seinen Gedankenfluss. Du bist richtig gut auf dem Ding, Junge.
    Verunsichert setzte Nathan einen Fuß ab, drehte sich einmal um die eigene Achse und hielt an. Dann trat er fest auf das hintere Ende des Boards und fing es auf, bevor es in die Höhe schnellen konnte. Müllcontainer säumten beide Seiten der Gasse zwischen den Hintertüren der Geschäfte, die auf die Straßen am vorderen und hinteren Ende des Blocks hinausgingen.
    »Danke.« Nathans Herz klopfte so heftig, dass er meinte, es würde gleich zerspringen.
    Du hast es wirklich drauf. Leicht und lässig fährst du.
    Die Worte klangen vertraut und schließlich erkannte Nathan auch die Stimme – und den Mann, der ihm genau die gleichen Komplimente bei anderer Gelegenheit schon mal gemacht hatte. Schlagartig wurde ihm klar, wie unmöglich es war, dass er ihn hören konnte.
    Hab dich schon lang nicht mehr gesehen, Junge. Kommt mir wie eine Ewigkeit vor.
    »Zwei Monate, Mr Dewar«, flüsterte Nathan, und der Wind, derdurch die Gasse peitschte, schien plötzlich so viel kälter. »Sie dürften eigentlich gar nicht hier sein.« Sie dürften überhaupt nicht hier sein. Nathan blickte auf die glänzende Oberfläche seines neuen Skateboards und wusste, dass er gleich ein Spiegelbild darin entdecken würde.
    Eine männliche Gestalt trat aus der schattigen Hauswand, anscheinend direkt aus den Mauersteinen, hervor. Es war ein alter Mann, groß, schlaksig und mit hohlen Augen, blauen Lippen und schwarzer Haut. Kurzes, grau meliertes Haar umringte seinen weitgehend kahlen Kopf und schmückte seine Oberlippe.
    Er trug ein T-Shirt unter einem Chicago-Bulls-Tanktop und hatte eine fleckige Burgerbraterschürze, die niemals wieder wirklich weiß werden würde, um seine Taille geschlungen. Ein zusammengefalteter weißer Hut ragte aus der Vordertasche seiner Hose hervor. Seine roten Chuck Taylors waren sichtlich abgenutzt und ebenfalls voller Flecken.
    Hab dir schon mal gesagt, brauchst nicht so höflich mit mir sein, Junge . Nenn mich doch Eddie, das tun alle, weißt du doch.
    »Eddie«, sagte Nathan in ruhigem Tonfall, sah sich jedoch nach allen Seiten um, denn er fühlte sich, als säße er in der Falle.
    Eddie grinste ihn an und schüttelte den Kopf. Musst nicht nervös sein, Junge. Will dir doch keiner was. Sein Gesicht verzog sich zu einer traurigen Grimasse. Ich ganz bestimmt nicht. Wie waren doch immer Freunde, du und ich.
    Das stimmte. Eddie Dewar war jahrelang Grillkoch im Easy Times Diner gewesen. Der Imbiss war einer von Nathans Lieblingsstopps auf dem Weg von der Schule nach Hause gewesen. Bevor Onkel William eingezogen war, war Nathan manchmal dort gewesen und hatte die neueste Ausgabe des Game Informer, einen Comic oder ein Buch gelesen, das WLAN-Netz aus dem exklusiven Coffee Shop von nebenan benutzt oder Nintendo oder Playstation gespielt.
    Aber all das war gewesen bevor, …
    Willst du einen Eggnog-Shake, Junge? Eddie hob hoffnungsvoll eine Augenbraue. Ich mach dir gerne einen.
    »Nein danke, heute nicht.« Können Frequenzenwesen noch Shakes machen?
    Musst noch wohin, was?
    »Ja.«
    Eddie nahm ein Zigarettenpäckchen und ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche. Er schüttelte eine Zigarette heraus, zündete sie an und verscheuchte den Rauch mit einer Hand. Dann inhalierte er und bekam sofort einen Hustenanfall.
    Sieh mich nicht so an, Junge. Eddie erholte sich nur langsam von dem Anfall. Ich weiß, die Dinger sind nicht gut für mich. Mein Doc sagt das auch immer. Dass die mich noch mal umbringen werden.
    »Das haben sie schon.« Nathan konnte selbst kaum glauben, was er da gerade gesagt hatte, aber er war den Frequenzenwesen gegenüber nicht mehr ganz so wohlwollend wie heute Morgen. »Ich war bei Ihrer Beerdigung.«
    Eddie sah ihn verwirrt an. Dann schüttelte er den Kopf. Musst lauter reden, Junge. Das hab ich nicht gehört. Um diese Zeit ist der Verkehr so laut.
    Nathan brachte es nicht übers Herz, den Satz noch einmal zu wiederholen, es schien ihm doch zu grausam. Die Beerdigung hatte vor zwei Monaten stattgefunden, nicht lange, nachdem Onkel William bei ihnen eingezogen war. Eddie Dewar war an Kehlkopfkrebs gestorben. Onkel William hatte nicht verstehen können, warum Nathan das Bedürfnis hatte, an dem kleinen Begräbnis teilzunehmen, und so hatte sich Nathan heimlich aus dem Haus geschlichen. Onkel William drohte ihm Hausarrest an, als er

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