Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
ein Schaufenster der Arkaden, um zu sehen, ob John noch da war.
Ich hab nichts dagegen. John sah sich im Einkaufszentrum um, als ob er nach Heckenschützen Ausschau halten würde. Dann merkte er, dass Nathan ihn dabei beobachtete. Junge, ich muss gestehen, du machst mir irgendwie Angst.
»Ich? Wieso? Ich bin doch derjenige von uns beiden, der noch lebt.«
Der Mann runzelte die Stirn. Ja, aber anscheinend sammelst du jede Menge schlechtes Karma. Bevor ich damit angefangen habe, dir zu folgen …
»Und Sie sind ein untoter Stalker. Wenn das nicht gruselig ist.« Nathan richtete sich zu seiner ganzen Größe auf und sah den Polizisten an. »Sie können nicht einfach in der Gegend rumlaufen und über schlechtes Karma reden, ohne sich miteinzubeziehen.«
John Montoya hob die Hände. Ganz ruhig, Junge. Ich verstehe dich ja. Wenn ich du wäre, würde ich mich auch als eine der eher unheimlichen Erscheinungen im Leben betrachten. Aber was ich eben sagen wollte: Bevor ich damit angefangen habe, dir zu folgen, war mir nicht bewusst, wie viel Unheimliches da draußen rumkreucht.
Im Brezelladen war nicht viel los um diese Zeit. In weniger als einer Stunde schloss das Einkaufszentrum. Nach allem, was Nathan heute erlebt hatte, konnte er kaum glauben, dass es noch so früh war. Er fühlte sich, als ob er eine ganze Woche Schlaf gebrauchen könnte.
Er kaufte sich eine Salzbrezel, einen kleinen Becher Nacho-Käse und eine Cola. »Möchten Sie auch was?«, fragte er den Polizeibeamten.
Montoya lächelte. Ja, Geisterfritten bitte. Und dazu Gespenstersauce.
» Ah, okay.« Nathan konnte kaum glauben, dass der Typ so ungezwungen über seinen Zustand sprechen konnte, aber es brachte ihn zum Lachen. Als Nathan sich zu der Frau umdrehte, die seine Bestellung eintippte, sah er, wie sie ihn anstarrte und ihm fiel ein, dass sie den Mann neben ihm ja gar nicht sehen konnte. »Kopfhörer.« Nathan klopfte sich seitlich auf den Kopf und gab ihr das Geld.
»Klar doch, Junge.« Die Frau legte ihm das Wechselgeld in die Hand. »Aber wenn du anfängst, sprechende Hunde zu hören, die dir sagen, was du tun sollst, dann würd’ ich die Kopfhörer mal lieber überprüfen lassen.«
»Klar. Mache ich als Allererstes. Danke für den Tipp.« Nathan wandte sich wieder John zu. »Wenn ich weiter mit Ihnen rede, sperren die mich noch ein.«
Vielleicht sollten wir uns irgendwo ein ruhiges Plätzchen suchen.
Nathan ging mit Brezel und Cola zu dem Brunnen, der sich in der Mitte des Einkaufszentrums befand, und setzte sich auf seinen Rand. Leute gingen vorbei und ein paar Kinder kamen zum Brunnen gelaufen, um Münzen hineinzuwerfen. Das Geräusch des Wassers übertönte jegliches Gespräch.
Etliche Verlorene Seelen schlichen im Einkaufszentrum herum, standen in den Eingangstüren von Geschäften und in Gängen. Nathan sah sie alle in den Schaufenstern und sogar den Oberlichtern. Einige fuhren auf den Rolltreppen ins nächst höhere Stockwerk, nur um gleich wieder hinunterzufahren. Die normalen Menschen machten den grauen jedes Mal Platz, aber Nathan hätte wetten mögen, dass sie keine Ahnung hatten, warum sie auf den Treppen Abstand hielten.
Nathan geriet leicht in Panik. Er wollte auf keinen Fall noch mal so eine Szene wie in der Hochbahn erleben, wollte nicht wieder belagert werden.
Keine Sorge. John Montoyas Stimme klang ruhig und zuversichtlich. Sie werden dich jetzt nicht belästigen.
»Woher wollen Sie das wissen?« Nathan sah Montoyas Spiegelbild im Wasser an.
Weil ich es ihnen verboten habe.
»Dazu sind Sie in der Lage?«
Es scheint so, als ob das eine der Spielregeln wäre, Junge.
»Sie wissen von dem Spiel?«
Der Beamte sah Nathan stirnrunzelnd an. Nicht viel. Er ließ eine Hand ins Brunnenwasser gleiten, ohne dass es sich nur im Geringsten kräuselte. Als er die Hand wieder herauszog, war sie vollkommen trocken.
Nathan trank einen Schluck von seiner Cola. »Ich lerne es auch gerade erst kennen. Da gibt es einiges, was ich noch nicht durchschaue.«
Hey, iss deine Brezel, bevor der Käse kalt wird. Ich kann es nicht ausstehen, wenn der Käse kalt wird.
Nathan konnte es auch nicht leiden. Er brach ein Stück von seiner Brezel ab und tunkte es in den Nacho-Käse. Während er aß, rumorte sein Magen mit äußerster Zufriedenheit.
Dein Geburtstagskuchen hat wohl nicht lange vorgehalten, was? John lächelte. Als ich in deinem Alter war, hatte ich auch immer Hunger.
Nathan brach sich ein neues Stück Brezel ab und aß es. »Woher
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