Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
Ganz klar hatte er begriffen, dass er diesem kaltblütigen Revolvermann einfach unterlegen sein musste. Er klagte nicht, aber er bat auch nicht um Gnade.
Niemand im Saloon half ihm.
Die Männer saßen still an den Tischen und starrten herüber. Sie alle sahen nicht Wild Bill Hickok, der durch den Lärm angelockt über die Straße gekommen war und zur Tür hereinblickte.
Bill wartete, aber er trug den Namen „Wild“ zu Recht.
„Großmaul!“, fauchte Walker und schlug erneut auf den wehrlosen Iren ein. „Ich warte noch immer!“
Bill sah, wie Aidan sich unter den Schmerzen krümmte, wie ihm die Tränen in die Augen traten und wie er die Schläge kaum noch abwehren konnte.
Aidan hatte nur eine einzige Chance. Er musste durchhalten, alles ertragen und nicht zur Waffe greifen. Jack Walker wollte ihn mit erbarmungslosen Schlägen zerbrechen und ihm den Verstand nehmen.
Dann trat Bill in den Saloon.
Er drückte die Türflügel auf und verharrte an der Tür.
Als Walker wieder ausholte, um zuzuschlagen, sagte er mit rauer Stimme:
„Der Junge ist ein Freund von mir, Walker. Wie wäre es denn mit mir, Halunke?“
Jack Walker hielt inne, senkte die Faust, drehte sich halb um und starrte über die Schulter hinweg zur Tür.
Bill stand schon breitbeinig und leicht vorgebeugt im Saloon. Sein Gesicht war ausdruckslos, ohne Hass, ohne Leidenschaft. In den grauen Augen glitzerte es kalt.
Jack Walker wich von Aidan weg, grinste verzerrt und krümmte die Hände in den hautengen Handschuhen. Er wusste sofort, dass Bill keinem Kampf ausweichen würde.
„Sicher, wenn es sein soll“, flüsterte Walker gefährlich leise. „Danach schlage ich diesen irischen Bastard tot!“
Bill wollte dem jungen Iren helfen, er wusste aber auch, dass er gegen Walker kämpfen musste. Wenn er das nicht tun würde, wäre das Leben von Aidan keinen Cent mehr wert.
Bill hatte den Mann richtig eingeschätzt. Walker war ein gefährlicher und skrupelloser Gegner, der von seiner Schnelligkeit und Treffsicherheit überzeugt war.
Walker grinste tückisch.
„Ich bin bereit.“
Niemand gab dem hier unbekannten Bill eine Chance. Keiner kannte Wild Bill Hickok hier persönlich, niemand hatte bisher gesehen, wie schnell er schießen konnte.
Scheinbar unbeteiligt saßen sie alle an den Tischen. Im Stillen hielten sie zu Bill und Aidan. Halunken wie Jack Walker hatten keine echten Freunde.
„Ich gebe ihnen Zeit, Walker“, sagte Bill kalt. „Sie können zuerst ziehen.“
Er war wie ein Eisblock, völlig kalt und reglos. „Bisher haben Sie nur ein großes Maul gehabt und einen betrunkenen Jungen geschlagen. Sehr tapfer!“
Bill unterschätzte ihn nicht. Eine Kugel war schnell abgefeuert. Die Entfernung war viel zu kurz, als dass er im Bruchteil einer Sekunde der Kugel ausweichen könnte.
„Gut“, flüsterte Jack Walker zynisch, „wir machen es so, aber sag erst deinen Namen, damit ich weiß, was auf deinem Grabstein stehen muss.“
„Gerne“, erwiderte Bill. „Mein Name ist James Butler Hickok, aber alle nennen mich nur Wild Bill Hickok.“
Das Gesicht von Jack Walker verlor an Farbe. Bill war im Wilden Westen mittlerweile eine Legende. Jeder kannte ihn. Die Männer im Saloon hielten ehrfurchtsvoll den Atem an und starrten Bill an.
„Oh, eine Legende“, flüsterte Walker leise und wusste, er konnte dem Kampf nicht mehr ausweichen. Dafür war es bereits zu spät.
„Das macht mich berühmt“, sprach Walker weiter. „Wenn ich dich töte, werden alle meinen Namen kennen.“
Bill kannte diese Gedanken der Revolvermänner zu gut. Er wusste auch, was sofort geschehen würde und war bereit.
In dieser Sekunde, einer einzigen kurzen verdammten Sekunde, zog Jack Walker die Colts und wollte auf Bill schießen.
Aber er kam noch nicht einmal dazu, abzudrücken.
Vielleicht hörte er noch den Knall der anderen Waffe, sah noch den Feuerblitz, dann war es auch schon zu Ende.
Er fiel, schlug gegen die Theke und rutschte auf den Boden.
Bill stand völlig still, schob den Revolver zurück und rührte sich nicht. Er blickte Aidan an und sagte kein Wort.
Die Männer an den Tischen erhoben sich, kamen näher, blickten auf den toten Jack Walker und sahen dann Bill an. Einer von ihnen, wohl der Wortführer, fragte mit belegter Stimme:
„Wollen Sie unser Marshall werden? Es ist uns eine große Ehre, den berühmten Wild Bill Hickok in unserer Stadt zu haben. Bitte sagen Sie ja! Die ganze Stadt wird Sie wählen. Jeder will Ruhe und Ordnung
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