Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
kann.“
Der kleine Onkel Archie nickte mit seinem Kopf, als hätte er genau verstanden, was Cedric meinte.
„Dein Schicksal wartet dort auf dich, Fremder.“
Er wies den Geheimgang entlang.
„Er führt dich unter dem Schlossgraben hindurch, dann erreichst du den Wachtturm. Dort kannst du das Rätsel lösen!“
„Aber Sie kommen doch mit?“, fragte Cedric besorgt.
„Nein, ich muss zurückkehren.“
„Aber was wird mit diesem fauchenden Ding?“
„Mir wird kein Leid geschehen.“ Er lächelte ihm zahnlos zu. „Sie wollen dich töten, ich bin ihnen zu unwichtig.“
Cedric starrte ihn in dem trüben Kerzenlicht an. Die ausgeblichenen blauen Augen wirkten wachsam und hatten etwas Entschlossenes.
„Sind Sie wirklich Onkel Archie?“, fragte er ihn schließlich.
„Aber natürlich!“, sagte der kleine Mann empört.
„Lady Grizel hat erzählt, Onkel Archie sei ein großer dünner Bursche, der noch fast alle seine Haare und Zähne habe.“
„Sie hat gelogen, das sagte ich dir bereits letzte Nacht. Du darfst der bösen Hexe nicht vertrauen!“
„Warum nicht?“ fragte Cedric neugierig.
Onkel Archie schob die Daumenspitze in den Mund und nuckelte ein paar Sekunden lang daran. „Die Hexe ist gefährlich und betet die bösen Mächte der Hölle an.“
„Was meinen Sie damit?“, fragte Cedric mit schwankender Stimme.
„Es gibt hier laufend gewisse Vorfälle“, sagte er ausweichend. „Die Hexe kann Wesen aus der Schattenwelt erscheinen lassen. Ich habe es gesehen!“
Er schob erneut den Daumen in den Mund und nuckelte gelassen daran.
„Was soll heute Nacht Schreckliches geschehen?“, fragte Cedric besorgt.
„Ich weiß es nicht“, antwortete der merkwürdige Onkel. „Aber du wirst es wahrscheinlich herausfinden. Beginne mit deiner Suche im Wachtturm. Nun geh, es ist Zeit!“
Cedric wollte weitere Fragen stellen, aber über das Gesicht des alten Mannes glitt wieder, wie eine Jalousie, der leere Ausdruck.
Er schob erneut den Daumen in den Mund und nuckelte daran.
Also überlegte Cedric, dass es sinnlos sei, hier herumzulungern. Zurückgehen konnte er auch nicht, da im Korridor das fauchende Ding wartete. Er nickte dem alten Mann kurz zu und ging, die Kerze vor sich haltend, den Gang entlang.
Der Boden senkte sich fortwährend unter seinen Füßen, bis er schließlich, am tiefsten Punkt angelangt, eben wurde. Er stellte fest, dass er in einer schleimigen Masse watete, während der unaussprechliche Gestank in seiner Nase etwas Unmögliches fertigbrachte: Er wurde noch schlimmer!
Das Tröpfeln von der Decke wurde ständig stärker.
Dann ging es wieder aufwärts, je höher er kam, desto trockener wurde es. Eine in der ungefähren Form einer Tür aus dem Felsen herausgehauene Öffnung lag vor ihm. Als er hindurchtrat, erhob sich ein lautes Geflatter, was seine Kerze veranlasste zu flackern.
Cedric blickte instinktiv auf und sah hoch über sich den vom Mondschein erhellten Himmel, bevor er durch die Körper und Flügel der Fledermäuse, die er aufgescheucht hatte, verdeckt wurde.
Er lauschte eine Weile auf den wahnsinnigen Rhythmus seines klopfenden Herzens, bis seine Hände wieder ausreichend ruhig geworden waren. Als sich sein Herzschlag beruhigt hatte, stellte er fest, dass er sich am Fuß der Turmruine befand, aber an der Innenseite.
Eine Wendeltreppe zog sich an den Wänden um ihn herum empor, bis zu dem, was von den Zinnen noch übriggeblieben war. Ihm gegenüber befand sich eine Tür, die vermutlich zum Hof hinausführte. Als er näher hinblickte, zeigte sich, dass sie wahrscheinlich die letzten hundert Jahre nicht geöffnet worden war. Fünf horizontal angebrachte Eisenstangen, die an beiden Seiten mit eisernen Spitzen abgesichert und tief in das Mauerwerk getrieben waren, ließen das Öffnen als Angelegenheit für eine Abbruchmannschaft erscheinen.
Damit blieb Cedric in gewisser Weise nur die interessante Entscheidung übrig, entweder umzukehren und durch den Gang zurück in das Schloss zu gehen, oder die Treppe zum Wachtturm empor zu steigen.
Er entschied sich für die zweite Alternative und begann, langsam die Treppe emporzusteigen. Wie viele Stufen die Wendeltreppe hatte, konnte er nicht sagen, aber es schienen unendlich viele zu sein. Die Treppe wollte nicht aufhören, immer höher und höher stieg er.
Als er erschöpft und müde oben ankam, führte ein offener Torbogen zu den Zinnen hinaus. Er stellte die Kerze in einer Wandöffnung ab. Der helle Vollmond tauchte alles in
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