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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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solches Entsetzen empfunden. Allein die Vorstellung, sein Leben könnte enden, irgendein feiger Dreckskerl könnte ihm eine Klinge in seinen kostbaren Körper rammen. Die Vorstellung, alle seine Träume und Absichten könnten in einem roten Schwall weggespült werden, der in der Erde versickerte. Solche Gedanken hatten ihn von der Frontlinie fortgetrieben, hatten ihn so schnell davonlaufen lassen, wie seine Beine ihn nur tragen konnten. Es lag keine Ehre darin, neben den Kameraden zu sterben - er hatte sowieso keinen einzigen von ihnen gekannt. Sie waren Fremde, und Fremde konnten in Scharen sterben, wenn’s nach ihm ging. Nein, es gab nur ein einziges Leben, das wichtig war: sein eigenes.
    Und - der Abtrünnige sei gepriesen - Sirryn hatte überlebt. War jenem dunklen Gemetzel entkommen.
    Der Kanzler würde eine Antwort auf all dies haben. Der Imperator - seine Tiste Edur - Hannan Mosag -, sie alle würden diesen fremden Hundesöhnen eine angemessene Antwort zukommen lassen. Und in einem Jahr, vielleicht auch schon eher, würde die Welt wieder in Ordnung sein. Sirryn würde einen hohen Posten im Stab des Kanzlers bekleiden, und einen noch höheren bei den Patriotisten. Er würde reicher sein als je zuvor. Würde knapp zwei Dutzend sanftäugige Huren in Reichweite haben. Er würde fett werden, wenn er das wollte.
    Als er die Stadtmauer erreichte, begann er, an ihr entlangzugehen. Es gab versenkte Geheimpforten, Tunnel, die dazu einluden, durch sie in die Stadt vorzustoßen, die aber durch das Umlegen eines einzigen Hebels geflutet werden konnten. Er wusste, dass die dicken hölzernen Türen auf der Innenseite bewacht sein würden. Und so schritt Sirryn weiter am Fuß der Mauer dahin und setzte seine Suche fort.
    Schließlich fand er eine versenkte Tür, angeschrägt wie eine Kohlenklappe, auf allen Seiten von wild wucherndem Gras umgeben. Murmelnd dem Abtrünnigen seine Dankbarkeit bekundend ließ sich Sirryn in die Vertiefung sinken und lehnte sich einen langen Moment mit geschlossenen Augen gegen das Holz, während sein Atem wieder ruhiger wurde.
    Dann zog er seinen Dolch - die einzige Waffe, die ihm noch verblieben war - und begann, mit dem Knauf an die Tür zu klopfen.
    Und dachte, er hätte ein Geräusch auf der anderen Seite gehört.
    Sirryn presste seine Wange gegen die Tür. »Klopft, wenn ihr mich hören könnt!« Seine krächzende Stimme klang in seinen Ohren erschreckend laut.
    Nach einem halben Dutzend Herzschlägen hörte er ein schwaches Klopfen.
    »Ich bin Finadd Sirryn Kanar, ein Beauftragter des Kanzlers. Ich bin allein. Lasst mich rein, im Namen des Imperiums!«
    Wieder musste er lange warten. Schließlich hörte er, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde, und dann drückte ein Gewicht gegen ihn, und er krabbelte ein Stück zurück, damit die Tür aufgehen konnte.
    Das junge Gesicht eines Soldaten spähte zu ihm hoch. »Finadd?«
    Sehr jung. Sirryn schob sich hinunter in den Eingang, zwang den Soldaten zurückzuweichen. So jung, dass ich ihn küssen und gleich an Ort und Stelle nehmen könnte, beim Abtrünnigen! »Mach die Tür zu! Schnell!«
    »Was ist passiert?«, fragte der Soldat, während er sich beeilte, die Tür zu schließen und dann in der plötzlichen Dunkelheit mit dem schweren Riegel kämpfte. »Wo ist die Armee, Finadd?«
    Als der Riegel einrastete, erlaubte Sirryn sich endlich, sich wieder sicher zu fühlen. Und das bedeutete, dass er zu seinen alten Verhaltensweisen zurückkehrte. Er streckte den Arm aus, packte den Soldaten an seiner Tunika und zog ihn dicht an sich heran. »Du verdammter Narr! Da sagt irgendjemand, dass er ein Finadd ist, und du machst die verdammte Tür auf? Ich sollte dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen lassen, Soldat! Ja, ich glaube, dass ich das auch tatsächlich tun werde!«
    »B-bitte, Finadd, ich habe nur …«
    »Sei still! Ich glaube, du wirst mich auf andere Weise überzeugen müssen.«
    »Finadd?«
    Es war immer noch Zeit. Die fremde Armee war einen Tagesmarsch entfernt, vielleicht auch mehr. Außerdem fühlte er sich in diesem Moment unglaublich lebendig. Er hob die Hand und sttich dem Burschen über die Wange. Und hörte, wie der scharf die Luft einsog. Oh, also ein Bursche, der schnell begriff. Es würde leicht sein, ihn zu …
    Plötzlich spürte er knapp unter seinem rechten Auge eine Messerspitze, und die junge Stimme des Soldaten klang auf einmal deutlich härter. »Finadd, wenn Ihr am Leben bleiben und am anderen Ende aus diesem Tunnel

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