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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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»Tristan, weißt du, wo die Quartiere der königlichen Leibwache sind?«
    Sein Ritter nickte. »Natürlich. Ich war der Knappe deines Vaters, Julian, und die Wachquartiere hier waren sein zweites Zuhause.«
    Julian wünschte sich, Tristan Fitzalan könnte einmal etwas sagen, ohne es mit einem unausgesprochenen Vorwurf zu verbinden. »Großartig. Nimm ein paar Männer, geh hin und jag alle Yorkisten davon, die noch dort sein mögen. Wir wollen keinen Königsmord gleich am ersten Abend, nicht wahr? Dann treib ein paar Mägde und Pagen auf. Sie sollen die Gemächer der Königin für Henry herrichten. Die hat er seinen eigenen immer vorgezogen, weil sie nicht so protzig sind. Die Mägde sollen Feuer in der kleinen Halle dort machen und irgendetwas kochen. Etwas Schlichtes reicht. Henry ist kein Freund raffinierter Speisen. Oh, und schaff ein paar Priester her und bemanne die St.-Stephen’s-Kapelle. Das ist das Allerwichtigste.« Er wandte sich ab.
    »Wo gehst du hin?«, fragte Lucas.
    »In die große Halle. Mal sehen, wer von den königlichen Richtern noch da ist.«
    Aber zuvor machte er einen Abstecher zu den Gemächern der Königin, um festzustellen, ob sie in den neun Jahren des yorkistischen Regimes sehr verändert worden waren oder ob Henry hier etwas wiedererkennen würde.
    Als Julian die vergleichsweise kleine Audienz- und Banketthalle der Königin betrat, fand er seine schlimmsten Befürchtungenbestätigt. Möbel, Tapeten, Wandschmuck – praktisch alles war erneuert worden. Nur der Kamin war noch derselbe. Ein wenig mutlos schaute er sich um, trat dann ans Fenster und riss wenigstens die fein gestickten Wappen mit der weißen Rose und der Sonne von York herunter.
    »Was machst du da?«, fragte eine helle Stimme hinter ihm empört.
    Julian wirbelte herum. Im Halbdunkel entdeckte er zuerst niemanden, bis er sich etwa auf Tischkantenhöhe im Saal umschaute. Keine zehn Schritte entfernt stand ein vielleicht fünfjähriges Mädchen und sah ihn mit großen Augen an. »Was fällt dir ein, Vaters Wappen von der Wand zu reißen?«
    Julian zog ein paar Schlüsse. »Du bist … Elizabeth of York?«, fragte er.
    Sie nickte huldvoll. Das konnte sie schon gut.
    »Wo ist deine Mutter?«
    Die Kleine wies auf eine angrenzende Tür. »Im Bett. Sie weint. Weil meine kleine Schwester in ihrem Bauch sie andauernd tritt, sagt sie.«
    Julian nahm an, das war nicht der wahre Grund für die Tränen der entthronten Königin, aber er fragte lediglich: »Wieso glaubst du, es wird eine Schwester?«
    Elizabeth zuckte die Schultern. »Ich hab nichts als Schwestern. Mutter kann nur Mädchen.«
    Sie hat ihrem ersten Gemahl zwei Söhne geboren, hätte Julian einwenden können. Aber unter den derzeitigen Umständen war es vermutlich besser, dass Edward of March keine Söhne bekommen hatte. »Elizabeth … ich bedaure, dass ich so unhöflich war, mich an den Wappen deines Vaters zu vergreifen, aber du musst mir einen Gefallen tun. Es ist sehr wichtig.«
    »Was?«, fragte sie. Es klang nicht sehr entgegenkommend.
    »Geh zu deiner Mutter. Sag ihr, ein alter Freund warte hier draußen und müsse sie dringend sprechen. Tust du das?«
    »Du bist ein alter Freund von ihr?«
    Er nickte.
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort.«
    Sie machte kehrt. Fasziniert beobachtete Julian, wie sie sich einen Schemel zur Tür zog und daraufkletterte, um die Klinke zu erreichen. Dann drückte sie die Tür auf, sprang herunter und verschwand im Nebenraum. Hier müssen ständig alle über die Schemel im Türrahmen purzeln, fuhr es ihm durch den Kopf. In gewisser Weise war es bedauerlich, dass der Vater der kleinen Elizabeth sich dabei nie den Hals gebrochen hatte …
    »Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?«, fragte eine Frauenstimme durch den Türspalt.
    Julian machte einen Diener vor der Tür und kam sich lächerlich vor. »Julian of Waringham, Madam.«
    Es war einen Moment still auf der anderen Seite. Julian konnte sich vorstellen, welche Zweifel Edwards Königin beim Klang dieses Namens aus der Vergangenheit überkamen.
    »Ich bitte Euch, geht, Mylord«, sagte sie.
    »Wieso seid Ihr noch hier?«, fragte er die Tür. »Das ist … ziemlich unklug, denkt Ihr nicht?«
    »Geht weg, Waringham. Lasst uns zufrieden.« Sie bemühte sich um einen entschlossenen Befehlston, aber die Stimme bebte verräterisch bei den letzten Worten, und Julian hörte sie weinen.
    »Ich kann nicht, Madam«, erwiderte er. »Darf ich eintreten?«
    »Ich bin … nicht präsentabel.«
    »Das ist mir egal. Ich

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