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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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»Seit er als Knappe an den Hof meines Vaters gekommen ist, war er mir der Bruder, den ich nie hatte, mein Freund und Beschützer, und jetzt, da ich erwachsen bin, wird er mein Gemahl. Ihr verkennt ihn und tut ihm Unrecht! Er liebt mich, und ich hasse Euch dafür, dass Ihr mich glauben machen wollt, er nutze mich nur aus!«
    Sie schluchzte, und Julian schämte sich, dass er sie in diesen Zustand versetzt hatte. Das hast du großartig hinbekommen,Waringham, man merkt, dass du das diplomatische Genie deines Großvaters geerbt hast …
    »Anne«, er wollte ihre Hand nehmen, aber sie machte einen Schritt zurück, entzog sich ihm und schüttelte den Kopf.
    »Na schön. Also hasst mich, wenn Ihr wollt. Aber ich werde immer Euer Freund sein.« Er verneigte sich, obwohl sie den Kopf abgewandt hatte und es wahrscheinlich nicht sah.
    »Ich pfeife auf Eure Freundschaft!«
    »Sie ist Euch trotzdem gewiss. Und vielleicht werdet Ihr Eure Meinung ja irgendwann noch einmal ändern.«
    »Das werde ich ganz sicher nicht«, teilte sie ihm mit. »Ich hoffe, der König lässt Euch hier vermodern, bis Ihr alt und grau seid! Ihr habt nichts Besseres verdient! Meine Mutter hatte Recht, was Euch betrifft, mein Vater Unrecht.«
    Obwohl ihre Worte ihn trafen, war sie so hinreißend in ihrem Zorn, dass er Mühe hatte, nicht zu lächeln. »Gott schütze Euch, Anne«, murmelte er, wandte sich ab und machte sich schweren Herzens auf den Rückweg zu seinem freudlosen Quartier. Ehe er den Wakefield Tower betrat, sah er noch einmal zurück. Er bangte um Anne. Ihre Zukunft erschien ihm ebenso gefahrvoll, düster und ungewiss wie seine eigene, die seiner Frau und seiner Kinder. Und trotzdem spürte er beim Anblick der kleinen Wiese und der schönen jungen Frau im Schatten der Birken voller Erstaunen, wie sich etwas in ihm regte, das zumindest Ähnlichkeit mit wieder erwachendem Lebensmut hatte.

Pembroke, Juni 1471
    »Sie haben Lord
     Jasper und den Jungen in Ketten gelegt«, berichtete Mabilia mit gedämpfter Stimme. »Wie’s aussieht, wissen sie von dem Geheimgang, aber nicht, wo er ist. Sie fürchten, dass seine Lordschaft wieder auf dem Weg entkommen könnte, genau wie damals während der Belagerung.«
    Blanche nickte. Ein schmerzhafter Knoten der Angst hatte sich in ihrem Bauch gebildet, der sich mit jeder Minute fester zusammenzog, aber sie hatte gelernt, sich von diesem Gefühl nicht beherrschen zu lassen. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren. Alles hing jetzt von ihr ab.
    Scheinbar seelenruhig setzte sie sich neben der alten Köchin auf die Bank vor der Küche und half ihr, die Hühner zu rupfen, die Mabilia geschlachtet hatte und Malachy Devereux und seinen Männern zum Abendessen vorsetzen wollte. Wie schon bei vergangenen Gelegenheiten hatte Blanche sich bei einer der Mägde auf der Burg ein schlichtes Kleid und ein Kopftuch geborgt, sodass sie mit dem Gesinde verschmolz und beinah unsichtbar wurde. Jedenfalls hoffte sie das.
    »Das macht Ihr ziemlich geschickt«, bemerkte die Köchin beifällig und wies auf das Huhn in Blanches Händen. »Für eine feine englische Lady jedenfalls.«
    »Oh, ich glaube, das bin ich schon lange nicht mehr«, erwiderte Blanche abwesend.
    »Trotzdem war es keine gute Idee, herzukommen, Lady Blanche«, sagte Mabilia. »Dieser Devereux ist ein Teufel. Und er kennt Euch.«
    Damit mussten sie rechnen, wusste Blanche. Die Frau, die ein Jahr lang seine Stiefmutter gewesen war, hätte Malachy Devereux vielleicht vergessen, aber sicher nicht die, die ihm einmal gedroht hatte, ihm genau wie seinem Vater die rechte Hand zu nehmen. »Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?«, fragte sie die Köchin gereizt. »Mit meinen Kindern nach Irland fliehen?«
    »Das ist gar keine dumme Idee«, bekam sie zur Antwort. »Lord Jasper hat viele Freunde in Irland …«
    »Mabilia, wir müssen sie da rausholen.«
    Die Köchin winkte mit einer ihrer geröteten Hände ab. »Lord Jasper weiß sich schon zu helfen. Er hat schon ganz andere Kunststücke vollbracht, als aus einem Verlies in seiner eigenen Burg zu entkommen.«
    Aber Blanche war anderer Ansicht. »Gerade weil alle dasglauben, werden die Yorkisten umso wachsamer sein. Und wenn sie ihn wirklich in Ketten gelegt haben, gibt es nichts , was er tun kann. Ich muss irgendetwas unternehmen. Und zwar ehe der yorkistische König eine Armee herschickt, um seine kostbarste Geisel nach England zu schaffen.«
    »Wer soll das sein?«, fragte Mabilia verwirrt.
    »Richmond.«

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