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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schenkte, so sie diese denn wollten. Die beiden Mägde erwarteten, dass sie ihren Teil der Arbeit in Haus und Hof erledigte und sie vor Thomas’ Zornesausbrüchen beschützte. Und Thomas erwartete, dass sie am Tage seine züchtige, demütige Gemahlin war und nachts ein Luder.
    Nichts von alldem hätte ihr viel ausgemacht, dachte sie manchmal, wenn er sie für ihre endlosen Mühen, all diesen Rollen gerecht zu werden, mit ein bisschen Zuneigung belohnt hätte. Aber er hatte keine Liebe in sich, wusste sie inzwischen. Dabei war Thomas Devereux kein von Natur aus boshafter Mensch, wie ihr toter Cousin Robert etwa. Es bereitete Thomas keine Genugtuung, sie unglücklich zu machen. Er tat es eher versehentlich. Seine Furcht vor Gottes Zorn und seine unumstößlichen Grundsätze von Ordnung, Pflichterfüllung, Fleiß und dem, was er für Anstand hielt, beherrschten ihn. Liebe kam in seiner Vorstellung der Welt nicht vor. Und Blanche verstandauch, wieso. Manchmal, wenn er einen Becher Wein zu viel getrunken hatte und redselig wurde, erzählte er ihr, wie er und sein Bruder Walter aufgewachsen waren. Von der Armut und dem Hunger, während der Vater im Krieg war. Und vom Vater, wenn er nicht im Krieg war: ein so grausamer Despot, dass Thomas im Vergleich dazu milde wirkte. Thomas, wusste sie, trug nur einen Teil der Schuld. Er hatte es einfach nicht gelernt.
    Aber er wollte es auch nicht lernen. Er sah keinerlei Veranlassung, sich zu ändern. Und die wenigen Male, da sie es versucht hatte, hatte sie bitter bereut. Nun lebte sie in Resignation und Furcht vor ihrem Mann, und sie spürte, dass sie allmählich anfing, sich für ihren Mangel an Kampfgeist zu verabscheuen.
    »… wirst während meiner Abwesenheit die Apfelernte beaufsichtigen. Ich werde mindestens eine Woche unterwegs sein und erwarte, dass bei meiner Rückkehr alle Bäume abgeerntet sind, hast du verstanden?«
    Sie war gerade noch rechtzeitig ins Hier und Jetzt zurückgekehrt. »Gewiss, Sir. Wir fangen morgen gleich nach der großen Wäsche damit an. Ich bin sicher, Malachy und seine Brüder werden uns eine große Hilfe sein.«
    Der Junge warf ihr einen giftigen Blick zu, doch weil sein Vater anwesend war, erwiderte er zuckersüß: »Selbstverständlich, Mutter.«
    Verfluchter Rotzbengel, dachte Blanche wohl zum hundertsten Mal und ging in die Küche, um mit der Wäsche anzufangen.
     
    Am frühen Nachmittag lagen alle Laken zum Bleichen auf der Wiese hinter dem Gutshaus. Die kleine Gail hatte kräftig mit angepackt, und Blanche war eher fertig geworden, als sie gedacht hatte. Ein Blick zur Sonne bestätigte, dass ihr bis zum Abendmelken noch reichlich Zeit blieb. Also schaute sie über die Schulter, um sicher zu sein, dass niemand sie beobachtete, und ging in das kleinere der Stallgebäude, welches Thomas’ Wallach, ihre geliebte Stute Calliope und einen alten Esel ebenso beherbergtewie das Ochsengespann. Blanche steckte Calliope ein süßes Haferplätzchen zwischen die samtweichen Lippen und wurde mit einem wahrhaft verliebten Blick belohnt.
    Sie musste lachen und strich dem Pferd sacht über die Ohren. »Ach, es ist furchtbar, wie bestechlich du bist, weißt du.«
    Calliope schnaubte leise und stupste Blanche mit den Nüstern an den Oberarm. Es war eine beinah zärtliche Geste. Plötzlich spürte Blanche einen Kloß in der Kehle. Es kam gelegentlich vor, dass sie hier eine Stunde im Stroh hockte und heulte. Calliope, der Geruch nach Pferden und Leder, die Zaumzeuge und Sättel – all das war wie ein Stück von zu Hause, eine kurze Reise in die Vergangenheit. Es war schmerzlich und süß zugleich, sich zu erinnern. Nie fühlte sie sich einsamer und verbannter, doch gab es ihr auch Kraft, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen.
    Sie suchte sich eine halbwegs brauchbare Bürste aus der Holzkiste neben der Stalltür und begann, Calliopes Fell zu striegeln. »Morgen verschwindet er für eine Woche«, vertraute sie ihrer Stute an. »Dann können wir es vielleicht riskieren, einen Nachmittag in die Hügel zu reiten. Ich weiß, du brauchst dringend Auslauf, du Ärmste. Ich sorg dafür, du hast mein Wort. Wir müssen nur Acht geben, dass der Rotzbengel uns nicht sieht. Er würde es wieder irgendwie fertigbringen, es seinem Vater zu sagen, ohne wie ein Denunziant dazustehen.«
    Calliope stand still und richtete die Ohren auf, als lausche sie aufmerksam. Blanche wusste, es war ein wenig wunderlich, mit einem Pferd zu sprechen. Hatte sie auch die seltsame Waringham-Gabe im

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