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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Umgang mit Pferden geerbt, bedeutete dies doch nicht, dass sie wie der heilige Franziskus mit den Tieren sprechen konnte. Aber es tat ihr gut, sich Calliope anzuvertrauen. Manchmal klärte es ihre Gedanken, und es erleichterte sie.
    »Ich bin froh, ihn ein paar Tage loszuwerden. Im Moment kann ich ihm gar nichts recht machen, scheint mir, und ich habe ständig das Gefühl, am Rand eines Abgrunds entlangzubalancieren. Vermutlich liegt es daran, dass ich immer noch nicht schwanger bin. Das macht ihm Sorgen, ich weiß es. Ichglaube, es ist ihm peinlich vor seinen Freunden und seinem Bruder.« Sie selbst wunderte sich nicht darüber, dass sie immer noch nicht guter Hoffnung war, denn sie trank jeden Tag einen großen Becher Petersilienwurzeltee, um es zu verhindern. Ihre Amme in Waringham, deren Mutter eine viel gerühmte Heilerin und Hebamme gewesen war, hatte ihr vor der Hochzeit diesen Rat gegeben, um zu häufige Empfängnis zu vermeiden. Blanche hatte nicht wirklich geglaubt, dass es funktionieren werde, aber offenbar hatte sie sich getäuscht. Sie konnte es ertragen, dass Thomas Devereux sie besaß und beherrschte. Aber sie war überzeugt, sie würde vor Entsetzen eingehen, wenn sie ein Kind von ihm bekäme.
    All das erzählte sie Calliope, während sie das dunkle Fell auf Hochglanz bürstete, doch als sie draußen leichte Schritte und fröhliches Pfeifen näher kommen hörte, verstummte sie. Ivor, der walisische Knecht, kam mit dem hübschen weißen Ochsengespann in den Stall. Er strahlte, als er Blanche entdeckte. »Gott zum Gruße, Lady Blanche!«
    Sie nickte ein wenig hochmütig. »Ivor. Fertig für heute?«
    »Fertig? Was ist das?«
    Blanche musste lachen.
    »Na ja, wahrscheinlich sollte ich das nicht gerade Euch fragen, nicht wahr, Madam? Da er Euch schuften lässt wie eine Magd – nur weil er zu geizig ist, mehr Gesinde einzustellen, nicht weil er sich das nicht leisten könnte –, wisst Ihr ja auch nicht, wie es sich anfühlt, wenn alle Arbeit getan ist.«
    »Wie oft muss ich dich an deine Stellung erinnern?« schalt sie mit gedämpfter Stimme. »Was du da redest, ist ebenso ungehörig wie gefährlich.«
    Er winkte ab, seine Stirn untypisch umwölkt. »Ich sage nur die Wahrheit, und das kann mir niemand verbieten. Es ist eine Schande , wie er Euch schindet.«
    »Jetzt ist es genug!«, fuhr sie ihn an.
    Er nickte, lächelte treuherzig und band die Ochsen an. »Ich hab ja auch alles gesagt, was ich auf dem Herzen hatte.«
    Ivor war der einzige Lichtblick auf Lydminster Manor.Er war neunzehn Jahre alt – genau wie Blanche –, ein stattlicher Bursche mit braunen Augen und Haaren, einem Holzfällerkreuz und der Einzige hier, dem Thomas Devereux keine Angst einjagte. Insgeheim genoss Blanche seine unverschämten Bemerkungen über den Gutsherrn. So wie sie auch genoss, dass Ivor in sie verliebt war. Er war ihr Trost. Aber sie wusste, wenn sie ihn das je merken ließe, würden sie beide in Teufels Küche kommen.
    »Lasst mich wenigstens den Gaul für Euch striegeln«, erbot er sich. »Es muss wirklich nicht sein, dass Ihr meine Arbeit mit erledigt.«
    »Putz den Wallach«, wies sie ihn an. »Sir Thomas will morgen nach Chester reiten. Besser, er findet an seinem Pferd nichts auszusetzen.«
    Ivor griff wahllos eine Bürste aus der Kiste und machte sich gleich neben ihr ans Werk. »Er reitet fort? Gut.«
    Blanche seufzte hörbar. »Ivor …«
    Er schenkte ihr sein charmantes Grinsen und arbeitete schweigend weiter, striegelte den Grauschimmel mit geübten, langen Strichen. Hin und wieder klopfte er ihm den Hals oder strich ihm über die Flanke. Er machte kein großes Gewese, aber man konnte merken, dass er Pferde liebte.
    Seine Nähe machte Blanche nervös. Sie trat an Calliopes Krippe, fand sie aber gut gefüllt. Während sie überlegte, was sie stattdessen tun könnte, erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild im Wassereimer neben dem Futtertrog. Sie hatte nicht oft Gelegenheit, ihr Konterfei zu betrachten. Thomas hielt Spiegel für sündig und hatte den kleinen Handspiegel, den Blanche von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte, bei einem seiner Wutausbrüche aus dem Fenster der Schlafkammer geschleudert, sodass er unten im Hof in tausend Stücke zersprungen war. Blanche hatte gelernt, sich morgens blind zurechtzumachen, das Haar zu flechten und aufzustecken und mit dem züchtigen weißen Kopftuch zu bedecken, wie ihr Gemahl es ihr nahegelegt hatte. So erblickte sie nun auf der stillen Wasseroberfläche ein

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