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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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seine Frau, die ihn seit Jahren mit einem Erben nach dem anderen versorgte. Dietrich runzelte die Stirn.
    »Ich dachte, Ihr wolltet ein wichtiges Gespräch mit mir führen.«
    »Mann und Weib ein Leib«, entgegnete Hermann. »Ich will nicht hoffen, dass du es bei meiner Tochter anders hältst, mein Sohn.«
    Es gab Dinge, von denen Dietrich wünschte, Hermann hätte sie an Jutta vererbt, aber die hinterlistige Art und Weise, zu spotten, ohne dass man die Gelegenheit hatte, sich offen beleidigt zu zeigen, die gehörte nicht dazu.
    »Außerdem«, fuhr Hermann fort, »war es mein Täubchen Sophia, das mich auf einen Gedanken gebracht hat, der bei dem von Bedeutung ist, was ich dir zu sagen habe, Dietrich.«
    Soweit Dietrich das unter den Bettdecken ausmachen konnte, war Sophia, die im gleichen Alter wie Jutta war, durch die Geburten nicht weniger in die Breite gegangen, doch Hermann schien das nicht zu stören. Er biss spielerisch in ihre üppige Schulter, die aus den Kissen herausragte, ehe er sich wieder Dietrich zuwandte. »Sie ist eine Wittelsbacherin, meine kleine Sophia.«
    Ja, wir wissen alle, dass du reich geheiratet hast, dachte Dietrich. Für ihn waren die Wittelsbacher gewöhnliche Aufsteiger, die es nie bis zum Herzogstand gebracht hätten, wenn nicht der alte Barbarossa das Herzogtum Heinrichs des Löwen zerschlagen hätte. Dabei war den Wittelsbachern Bayern zugefallen. Zugegeben, sie hatten es bisher fertiggebracht, sich Bayern zu erhalten, aber vergleichbar mit wahrhaft alten und reichen Geschlechtern waren sie wirklich nicht.
    »Einem ihrer Vettern erging es nicht so gut wie mir dieses Jahr«, fuhr Hermann vergnügt fort. »Er trug sich mit Freiersgedanken, aber was soll man sagen, unser guter Philipp hat ihn einfach abblitzen lassen.«
    »Euch etwa nicht?«, fragte Dietrich, der sich nicht länger zusammennehmen konnte und endlich auch einen Hieb austeilen wollte. »Es sollte mich wundern, wenn Ihr Euch nicht auch um eine von Philipps Töchtern bemüht hättet. Immerhin habt Ihr mehr als einen Sohn zu vermählen.«
    Enttäuschenderweise zeigte sich Hermann nicht verärgert ob dieser Anspielung. »Das habe ich in der Tat«, entgegnete er. »Aber leider scheint Philipp der Ansicht zu sein, die Vermählung einer seiner Töchter mit einem meiner Söhne würde nicht in meiner unzerbrüchlichen Treue für ihn enden, und meine Mitgiftforderungen seien zu hoch. Im Nachhinein scheint mir das ein Glück zu sein, denn ich liebe meine Familie. Niemand weiß das besser als du, nicht wahr?«
    Dietrich ließ sich auf den einzigen Stuhl fallen, der im Raum stand, und gab einen zustimmenden Grunzlaut von sich. Zu mehr fühlte er sich nicht imstande.
    »Man sollte niemals seine Kinder mit Mitgliedern einer zum Unglück verdammten Familie verheiraten«, sagte Hermann.
    Mit einem Mal war Dietrich hellwach. »Die meisten Leute würden dieser Tage behaupten, dass König Philipp zu einem Glückskind geworden ist«, gab er vorsichtig zurück.
    »Würden sie das? Sag mir, Dietrich, wann warst du das letzte Mal in einer Schenke?«
    »Ich bin der Markgraf von Meißen«, entgegnete Dietrich würdevoll. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass er den Wein, die Gaukler und die Weiber zu sich kommen ließ, statt zu ihnen zu gehen.
    »Hast du heute eines der Lieder angehört, die vor dem kleinen Hymnus auf meinen Hof kamen?«
    »Nein«, gab Dietrich zu.
    »Eines, das noch nicht einmal von Herrn Walther stammt, handelte davon, wie man an Philipps Hof selbst als Kanzler und Bischof seinen Kopf verlieren kann, wenn man dem Reichshofmarschall nicht gefällt. Es erregte keine besondere Aufmerksamkeit. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Es war nicht so gut wie die Weisen von Walther?«
    »Niemand findet etwas dabei, schlecht über Philipp zu reden«, sagte Hermann ungeduldig, »oder glaubt, etwas Unrechtes zu hören, wenn es ein Sänger tut.«
    »Dass man Philipp für einen Weichling hält, ist nichts Neues, und trotzdem hat er es geschafft, nach all den Jahren derzeit besser dazustehen als Otto. Er ist zweimal gekrönt worden und hat immer noch mehr Fürsten auf seiner Seite als der Welfe.«
    »Und so wird es weitergehen, und weiter, und weiter. Meinst du nicht, dass unser armes Reich Besseres verdient hat?«, fragte Hermann.
    Dietrich war enttäuscht. All die Geheimnistuerei nur um einen weiteren Seitenwechsel seines Schwiegervaters? »Ihr wollt also wieder zu Otto überlaufen«, stellte er fest. »Was bietet er denn diesmal?«
    »Mein

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