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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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und drückte ihn ganz zu Boden, wälzte mich halb auf ihn, drehte ihn herum und starrte in zwei Augen, die vor Entsetzen so groß waren, dass das Weiße um die Iris herum riesig wirkte. Aus dem verzerrten Mund kam kein Laut. Ich löste die Hände so weit, dass ein pfeifender Atemzug durch seine Kehle ging.
    »Wo Sie auch auftauchen, Sie sind nirgends willkommen«, hörte ich mich sagen und fragte mich, ob ich noch etwas Dümmeres hätte von mir geben können. »Versprechen Sie mir, nicht zu schreien, dann lasse ich Ihren Hals los.«
    Er nickte heftig und noch immer mit schreckgeweiteten Augen. Ich nahm die Hände weg, jederzeit bereit, wieder zuzupacken, aber er holte nur nochmals würgend Atem und stöhnte dann. Starker Alkoholgeruch stieg von ihm auf. Von der Seite des Herdes ertönten ein Keuchen und ein Fluch, die Küchenutensilien über dem Herd flogen plötzlich in alle Richtungen davon und landeten scheppernd auf dem Boden, dann raschelten Kleider, und Gregor gab ein Knurren von sich.
    »Hast du ihn endlich?«, fragte ich, ohne mich umzudrehen. »Erstich ihn bloß nicht aus Versehen, er ist völlig harmlos.«
    »Peter ...«, ächzte Gregor.
    Nun drehte ich mich doch um. Gregor lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Küchenboden, der Dolch nutzlos in einer Ecke, einen Arm unter seinem Körper festgeklemmt und den anderen halb ausgekugelt im Griff eines fröhlich grinsenden Knaben, dem der Sabber über das Kinn lief und auf die kahle Stelle an Gregors Hinterkopf tropfte. Der Idiot hockte auf Gregors Rücken wie auf einem bequemen Sattel, hielt seinen einen Arm genauso im Griff wie mit der zweiten Pranke Gregors Fußknöchel und lächelte mich so heiter an, dass ich annahm, die Rangelei hatte ihm den größten Spaß der letzten Tage bereitet. Gregor schielte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht von unten her an und versuchte, nicht zu stöhnen.
    »Wie ich sehe«, sagte ich zu Gregor, »hast du einen Gefangenen gemacht.«
    Gregor keuchte etwas und versuchte, mich mit Blicken zu ermorden. Ich wandte mich zu Hilarius Wilhelm um.
    »Sagen Sie dem Jungen, dass er ihn loslassen soll.«
    »Sagen Sie es ihm selbst«, lallte Wilhelm und massierte seinen Hals. Dann winkte er dem Knaben doch zu und forderte ihn auf, von seinem Spiel abzulassen. Der Junge hüpfte ein paar Mal grinsend auf und ab, dass Gregor die Luft zwischen den Zähnen herausgetrieben wurde, dann schwang er sich herunter, drehte sich beinahe elegant um und hielt Gregor eine Hand hin, noch immer halb gebückt. Gregor stieß sie beiseite und rappelte sich mühsam auf. Seine Augen funkelten vor Zorn. Er klopfte die Vorderseite seines Gewands ab und wischte sich dann über den Hinterkopf. Als er die Hand herunternahm und sie sich vor die Augen hielt, verzog sich sein Gesicht. Voller Ekel sah er sich nach etwas um, woran er sie abwischen konnte.
    Ich deutete auf den Fensterladen und dann auf die Fensteröffnung und sagte zu dem Jungen: »Mach es zu, einverstanden? Wir wollen nicht, dass jemand zufällig hereinschaut.«
    Er zögerte einen Moment und gehorchte dann, immer noch fröhlich. Der Fensterladen wirkte in seiner Pranke wie ein zierliches hölzernes Tablett, und er rammte ihn mit der gleichen Wucht in die Fensteröffnung hinein, wie er ihn vorher hinausgestoßen hatte. Es wurde wieder dunkel. Der Umriss des Jungen blockierte das Licht, das zwischen den Brettern des Fensterladens hereinsickerte. Ich hörte ihn fröhlich kichern. Es gab nur wenig, das seine Laune wirklich trüben konnte, und plötzliche Finsternis gehörte ganz sicher nicht dazu. Ich holte die noch brennende Lampe und stellte sie auf den Herd neben Gregor.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich ihn. Er nickte und fluchte gleichzeitig.
    Hilarius hatte sich in sitzende Position aufgerichtet und schüttelte langsam den Kopf. Er räusperte sich und verzog das Gesicht – das Schlucken würde ihm noch ein paar Stundenwehtun. Der Knabe schlurfte zu ihm hinüber und hockte sich neben ihm auf die Fersen. Seine schmalen, schrägen Augen waren voller Neugier und blitzten, als sie auf Gregor trafen: Hallo, Spielgefährte! Wenn dir wieder nach Ringen ist, sag Bescheid. Gregor knurrte.
    »Sind Sie hier eingestiegen, weil Sie betrunken sind, oder haben Sie sich betrunken, um sich einsteigen zu trauen?«, fragte ich Wilhelm.
    »Sie haben genauso wenig ein Recht, hier zu sein, wie ich«, erklärte Wilhelm.
    »Aber wir waren als Erste hier«, fuhr Gregor auf.
    »Haben Sie gestern gefunden, wonach Sie wirklich

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