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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Übereinstimmung«, erklärte er herablassend.
    »Worüber? Dass es in der Nacht dunkel wird und Jesus Christus am Kreuz gestorben ist?«
    »Unter anderem ...«
    Der Mann schnaufte verächtlich und schob sich an mir vorbei. Er hätte mich mit der Schulter angestoßen, wäre ich nicht einen Schritt beiseite getreten. Wir sahen ihm zu, wie er hinausstapfte und die Tür zum Vorraum hinter sich zuschlug, dass der Windstoß bis zu uns herüber spürbar war. Gregor seufzte. Er rieb sich den Bauch und verzog das Gesicht.
    »Man braucht sich nicht zu wundern, wenn man Probleme mit der Verdauung hat«, murmelte er. »Man ist nur von Narren umgeben.«
    »Wer war das?«
    Gregor winkte ab. Er trug noch immer Sporen an den Stiefeln und hielt ein flaches Barett in der Hand. Wie es schien, war er eben erst angekommen – und sein streitlustiger Gesprächspartner hatte ihn bereits erwartet.
    »Komm rein«, sagte er und trat beiseite. »Tut mir Leid, dass du das mit anhören musstest.«
    »Er hatte eine Kette um den Hals wie der Bürgermeister ...«
    »Das war der Bürgermeister. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Was wollte er von dir?«
    Gregor massierte immer noch seinen Bauch. Er warf mir einen ungehaltenen Blick zu, doch dann ließ er die Schultern sinken und stieß die Luft aus. Er sah auf seine Stiefelspitzen und schüttelte den Kopf.
    »Tag und Nacht könnte ich hier arbeiten – das heißt, das tue ich ja schon, und was hat mir das Ganze gebracht? Einen trägen Darm. Ich bin so verstopft, dass ich kaum mehr essen kann.« Er lachte freudlos und breitete die Arme aus. »Sieh mich an: Dein alter Freund Gregor von Weiden ist unten rum so zugeknöpft wie eine alte Klosterschwester.«
    »Wozu legst du dich mit der Stadt an? Du wirst den Kürzeren ziehen.«
    »Alte Tradition vielleicht?« Er wies auf einen Hocker, der vor dem mächtigen Tisch stand, an dem sein Herr zu arbeiten pflegte, wenn er im Palast war. Es war nicht der Tisch, den Bischof Peter benutzt hatte. Es waren auch nicht Bischof Peters Teppiche, die an den Wänden hingen, und selbst der Boden war nicht mehr der alte ausgetretene Holzboden, über den mein damaliger Mentor ungeduldig gestapft war, wenn etwas nicht zu seiner Zufriedenheit verlief. Bischof Johann hatte den Räumlichkeiten sein eigenes Siegel aufgedrückt, bis zu dem harten steinernen Mosaik, das die quietschenden Bohlen ersetzt hatte. Warum war ich enttäuscht? Was hatte ich nach all den Jahren seit Bischof Peters Tod erwartet?
    »Was sagt der Bischof dazu? Ich habe gehört, Johann von Werdenberg geht mit der Stadt vorsichtiger um als Bischof Peter seinerzeit. Kommst du ihm nicht in die Quere?«
    »Setz dich, Peter. Du stehst hier herum wie ein Bittsteller.« Gregor marschierte mit raschen Schritten zu dem Platz hinter dem Tisch und ließ sich auf den Stuhl des Bischofs sinken. Seine Sporen klangen auf dem Steinboden. »Der Bischof ist froh, wenn ich mich um seine Angelegenheiten kümmere.«
    »Dann hast du ja einen guten Stand bei ihm.«
    »Den besten.«
    »Eine aufgebrachte Beschwerde des Stadtrats bei Kaiser Friedrich kann das leicht ändern, besonders wenn sie mit einer Andeutung verbunden ist, dass das Geld aus Augsburg nicht mehr so leicht in des Kaisers Säckel fließt, wenn er den Bischof und seine Leute nicht im Zaum hält.«
    Gregors Augen verengten sich. »Bischof Johann schätzt meine Person höher ein, als du dir vorstellst. Vielleicht wäre er nicht von allem begeistert, was ich als junger Mann getan habe, aber wir haben ja alle unsere kleinen Geheimnisse, nicht wahr?«
    Ich blinzelte überrascht und spürte, wie ich innerlich zurückzuckte. »Meine Worte waren keine Drohung«, sagte ich heiser.
    Gregor hob beide Hände und machte ein erschrockenesGesicht. »Meine auch nicht, um Gottes willen. Nun setz dich doch endlich.«
    Ich ließ mich auf dem Hocker nieder. Wenn Bischof Johann seine Bittsteller stehen ließ und seinen Gästen den Hocker anbot, dann zeugte das beiden gegenüber nicht gerade von Aufmerksamkeit. Der Hocker war so niedrig, dass ich eher darauf niederfiel als mich zu setzen, und dann kauerte ich mit hochgezogenen Knien da wie ein Bauer, der von seinem Grundherrn ausgescholten wird, und musste zu Gregor aufschauen. Wir sahen uns an und wussten offenbar beide nicht, wie wir die entstandene Pause überbrücken sollten.
    »Ich freu mich, dich zu sehen«, sagte Gregor dann.
    »Danke. Ich war einigermaßen überrascht, dich ...«
    »... als Burggraf vorzufinden?« Er lächelte. Ich

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