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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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schnippte nach etwas, das den ungebrochenen Glanz der Arbeitsplatte verunreinigte, und seufzte dann.
    »Dieser Palast, der Fronhof, die gesamte Bischofspfalz – das ist alles ein riesiger Sauhaufen«, murmelte er. »Die ganze Stadt ist ein Sauhaufen. Ich ruiniere meine Gesundheit, aber danken tut es mir keiner.«
    Ich sah durch das geschlossene Fenster in den Hof hinunter und beobachtete die Knechte, die das Pferd umständlich absattelten, ihre Arbeit eine lautlose Pantomime. Ich bereute bereits,Gregors Aufforderung nachgekommen zu sein und ihn im Bischofspalast aufgesucht zu haben. Was mich betraf, schien unsere Freundschaft die Zeiten nicht überdauert zu haben. Vielleicht war sie niemals so eng gewesen, wie ich gedacht hatte. Doch dann erinnerte ich mich, dass es etwas gab, wobei ich seine Hilfe brauchte.
    »Was ich dich fragen wollte ...«, begann ich.
    Er schaute auf und grinste mich an. »Du wirst lachen, das sagen sie alle. Ich wollte Sie was fragen, questor, können Sie mir helfen, questor, wir brauchen Ihren Rat und so weiter ...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Vergiss es.«
    »Ach, komm, sei nicht beleidigt. Ich habe doch nicht dich gemeint.«
    »Tatsächlich.«
    Gregor machte ein betretenes Gesicht. »Mist! Also gut, entschuldige. Aber du musst verstehen, was ich für Wochen hinter mir habe. Und denk mal dran, wie dieser Tag angefangen hat. Ich wette, du rennst auch nicht die ganze Zeit mit einem Lächeln auf dem Gesicht herum. Damals bist du immer ziemlich schnell an die Decke gegangen.« Er kicherte. »Ich erinnere dich nur an den Domherrn, der immer alle Dokumente, die er einmal in Händen hatte, kopiert haben wollte – ob sie ihn nun etwas angingen oder nicht. Du hast ihm irgendwann mal angedroht, ihn eigenhändig zum Fenster hinauszuwerfen, nur mit seinen verdammten Dokumenten als Polster, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem auf dem Hof Reiterspiele veranstaltet würden. ›Und Sie werden sich schneller festtreten als Ihre elenden Pergamente!‹, hast du gerufen. Wie hieß der Kerl noch gleich?«
    »Fehreneck irgendwas«, sagte ich und grinste unwillkürlich. Auch ihn hatte ich vergessen gehabt.
    »Ich sag dir was: Als der Bischof mich zum Burggrafen machte, musste ich erst mal jeden Einzelnen hier zur Arbeit antreiben ... glaubst du, auch nur irgendwas passierte von allein? Daran war nicht zu denken. Aber ich habe es geschafft, ihnen allen Respekt einzuflößen. Heute sieht es ganz anders aus.«
    Die Knechte unten hatten Gregors Pferd abgesattelt. Ich wurde eigentlich nur deswegen erneut auf sie aufmerksam, weil Gelächter gedämpft an meine Ohren drang. Es klang unterdrückt, und die dicken bleiverglasten Fensterscheiben taten das ihre, um den Lärm zu dämpfen. Gregor an seinem Platz würde nichts hören. Sie standen im Kreis um Gregors Sattel herum, den sie umgedreht auf den Boden gelegt hatten.
    »Die Pferdeknechte da unten zum Beispiel«, sagte Gregor. »Nicht mal imstande, ein Pferd nach einem scharfen Ritt richtig trocken zu reiben oder ihm die Hufe zu polieren. Und das Zaumzeug. Ich hab sie mir alle vorgenommen, jeden einzeln und dann noch mal gemeinsam ... ich sag dir was: Die dachten, sie können mit mir Schindluder treiben.«
    Die Knechte spähten vorsichtig nach oben. Ich zog instinktiv den Kopf ein. Nach ein paar Sekunden sah ich wieder hinaus. Sie starrten alle mit hängenden Köpfen den Sattel an.
    »Jetzt zucken sie schon zusammen, wenn ich nur in den Stall trete. Den meisten Menschen muss man erst die Macht zu fühlen geben, die einem Gott gegeben hat, damit sie erkennen, wer das Sagen hat.«
    Es dauerte einen Moment, bis ich verstand. Sie starrten nicht den Sattel an, sondern ihren Urinstrahlen nach, die auf die Unterseite des Sattels plätscherten. Ihr Gelächter war erneut zu hören, unterbrochen von sichernden Blicken nach oben. Sie schienen sich den Inhalt ihrer Blasen speziell für Gregors Rückkehr aufgehoben zu haben; es plätscherte auf den Sattel, bis er in einer Lache schwamm.
    »Es war genau wie damals, als alle dachten, ich hätte keine Ahnung von meiner Arbeit. Und Bischof Peter mochte mich zuerst auch nicht, weil mein Vater sich auf die Seite der Stadt stellte ... dabei habe ich mich doch in seinen Dienst verdingt... der alte Brummbär hat seinen Zorn ganz schön lang an mir ausgelassen, bis ich ihn davon überzeugte, wie wertvoll meine Arbeit für ihn war. Meine Leute hier haben mittlerweile auch gelernt, dass der Burggraf keine Witzfigur mehr ist wie früher,

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