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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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hatte etwas anderes sagen wollen. »Den Traum, den Bischof von seinem Stuhl zu verdrängen, habe ich inzwischen aufgegeben und mich mit dem Posten seines Stellvertreters begnügt. Man muss realistisch bleiben.«
    »So sieht der Bischof das Amt des Burggrafen?«
    »So sehe ich es«, erklärte er mit der unbewussten Arroganz, die mich schon immer aufgebracht hatte.
    »Und dein Auftritt heute im Hause Hoechstetter? Das war es, was mich ...«
    »Das ist eine schlimme Sache, nicht wahr? Aber keine Angst. Ich weiß zwar noch nicht, wer es getan hat – das wussten wir damals auch in den seltensten Fällen, nicht wahr? –, aber ich sag dir was: Ich kriege ihn, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Warum du?«
    Er wirkte erstaunt. »Wer denn sonst?«
    »Die Hoechstetter gehören nicht zum Klerus. Die Stadt ist für diesen Mord zuständig.«
    »Pah, die Stadt. Das meinst du doch nicht ernst?«
    »Sie haben es sogar vermocht, Bischof Peter das Leben schwer zu machen.«
    »Er hat es falsch angepackt. Ich und Bischof Johann folgen einer ganz anderen Strategie.«
    »Den Bürgermeister anzuschreien? Das war auch die Strategie von Bischof Peter.«
    Gregor schlug die Augen nieder und lächelte verlegen. »Ja, da habe ich mich hinreißen lassen. Aber du kennst Jos Onsorg nicht – er ist ein Dorn im Fleisch.«
    »Jos Onsorg ist der Bürgermeister?«
    »Als Nachfolger von Ulrich Schwarz. Gewählt haben sie ihn nicht, er hat nur die Geschäfte übernommen, weil er Erfahrung hat. Er hat im Lauf der letzten Jahre schon viermal die einjährige Amtsperiode als Bürgermeister absolviert. Ich erwarte jeden Moment, dass sich der Rat zusammensetzt und einen neuen Bürgermeister bestimmt, der nicht aus dem Schwarzachen Dunstkreis stammt.«
    »Und was war mit Ulrich Schwarz?«
    Gregor packte einen imaginären Strick und tat, als würde er eine Schlinge um seinen Hals zuziehen. »Aufgeknüpft.«
    »Weshalb?«
    »Wozu willst du das wissen?« Gregor grinste und lehnte sich zurück. »Erzähl mir lieber, wie es dir ergangen ist in den letzten Jahren. Schwarz ist tot und verscharrt. Du hast ihn doch gar nicht gekannt. Er gelangte erst in den Dreizehnerausschuss, als du Augsburg schon längst verlassen hattest.«
    »Ich habe jemand sagen hören, er sei der Erste gewesen, den der Todesengel sich geholt hat.«
    »Der Todesengel, zum Teufel noch mal! Schwarz war ein Aufrührer, wenn du es schon genau wissen musst.«
    Von draußen tönte gedämpftes Wiehern herein. Gregors Aufmerksamkeit verlagerte sich zum Fenster. Er stand auf und schritt hinüber. Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als er nach draußen sah. Er hantierte mit dem Fensterriegel und öffnete den Flügel mit einem ungeduldigen Ruck. Dann blickte er zu mir herüber.
    »Komm schon, das musst du dir ansehen.«
    Ungelenk und mit der festen Absicht, mich nie mehr darauf niederzulassen, stand ich von dem Hocker auf. Das Fenster des bischöflichen Arbeitszimmers ging auf den Turnierplatz hinaus.
    Dort führten gerade ein paar Pferdeknechte das schwarze Ross, das mir bereits vor dem Hoechstetterhaus aufgefallen war, zu den Ställen an der Nordflanke des gewaltigen Gebäudekomplexes. Mit dem Stolz des Besitzers deutete Gregor auf das prachtvolle Tier.
    »Schau dir den schwarzen Teufel an. Ist das nicht ein herrliches Pferd?«
    »Die Mähre des Bischofs?«, fragte ich, um ihn zu ärgern. Er ließ sich nicht darauf ein.
    »Nein, meines. Ein Wallach, weil man als Kleriker keinen Hengst reiten darf, aber ich vermute, der Schinder hat nicht alles weggeschnitten.« Er stieß mich mit dem Ellbogen an. »Auf jeden Fall nicht das Temperament. Ich sag dir was: Ich habe es noch nicht lange, aber es ist mir schon teurer als so mancher Mensch hier in der Stadt.«
    Er beugte sich zum Fenster hinaus und schrie nach unten: »Passt bloß auf, ihr ungeschickten Tölpel. Wenn dem Pferd oder dem Sattelzeug auch nur ein Härchen gekrümmt wird, seid ihr schneller im Loch, als ihr ausspucken könnt. Sattelt es ab und gebt ihm zu fressen, alles andere ist nicht eure Aufgabe.«
    Die Pferdeknechte unten sahen sich an und nickten dann ergeben zu uns herauf. Gregor schloss das Fenster mit einem befriedigten Lächeln und marschierte zurück zu seinem Thron. Ich blieb am Fenster stehen und lehnte mich an die Brüstung. Gregor schien es nicht zu bemerken. Er starrte auf die dunkel glänzende Arbeitsfläche des Tischs nieder. Sie war vollkommen leer. Wenn es Pergamente zu wälzen gab, hatte Gregor sie gut verstaut. Er

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