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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sondern eine Macht, mit der man rechnen muss. Das Amtwird durch den Mann bestimmt, der dahinter steht, findest du nicht?«
    »Sicher«, sagte ich und sah den Knechten zu, wie sie mit ein paar obszönen Gesten so taten, als entlüden sie Übleres als ihren Urin auf die Unterseite von Gregors Sattel. Dann befassten sie sich mit dem Rappen. Zwei hielten seinen Kopf fest und ihm die Nüstern zu, der dritte blickte nach oben – ich ging wieder in Deckung –, und das Pferd empfing einen schmerzhaften Kniestoß in die Rippen. Es versuchte den Kopf nach hinten zu werfen und zu wiehern, doch die Griffe der beiden anderen Knechte waren zu fest. Sie grinsten über die ganze Breite ihrer Gesichter.
    »Sagst du mir nun endlich, was ich für dich tun kann?«
    Das Pferd versuchte auszubrechen und tänzelte wild auf der Stelle. Aus den Stallungen näherte sich ein weiterer Mann, durch das dicke Glas im Fenster nichts weiter als eine verzerrte Figur, die erst ein Gesicht erhielt, als sie näher kam. Eine Erinnerung regte sich in meinem Kopf, ohne dass ich sie hätte zuordnen können. Der Mann war gebeugt und schlurfte mehr, als er ging; das wenige Haar, das seinen Schädel umgab wie der klägliche wehende Flaum an der Spitze eines Sumpfgrashalms, war ebenso weiß. Er war alt, doch er hatte sich eine kräftige Stimme bewahrt, und diese erhob sich, als er die Knechte wissen ließ, was er von ihren Kapriolen hielt. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Gregor plötzlich aufhorchte. Der Schall der tragenden Altmännerstimme durchbrach das dicke Fensterglas mühelos, was das rohe Gelächter der Knechte nicht vermocht hatte. Gregors Augen zogen sich vor Wut zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Das ist doch ...«, stieß er hervor und sprang auf.
    Die Knechte draußen zogen die Köpfe ein und ließen die Beschimpfungen des Alten auf sich niederprasseln. Er riss ihnen die Zügel von Gregors Rappen aus den Händen, und so wie das Pferd scheute und zur Seite hin auswich, schien es fast, als suche es hinter der zerbrechlichen Gestalt des alten Mannes Schutz. Die Knechte malten mit den Zehen verlegene Kreise inden Schmutz. Als der Alte sie wegscheuchte, schielten sie zu unseren Fenstern herauf und machten einen erleichterten Eindruck, seinem Zorn zu entkommen. Gregor stützte sich neben mir auf das Fenstersims und starrte ungläubig nach unten. Der Alte versuchte, gleichzeitig die Zügel des Pferdes festzuhalten und den Sattel aus der Urinpfütze zu heben. Es war ein mächtiger Sattel, wie gemacht für das Streitross eines finanzkräftigen Adligen und zu schwer für ihn, wenn er die Zügel nicht fahren lassen wollte. Gregor räusperte sich aufgebracht.
    »Dieser alte Trottel raubt mir den letzten Nerv!«, knurrte er. Er fummelte mit vor Wut ungeschickten Händen den Fensterriegel auf und beugte sich nach draußen. Der alte Mann stemmte den Sattel auf seine Hüfte, ließ ihn jedoch wieder fallen. Die Beschläge klingelten.
    »Was machst du da, du verdammte Laus!«, brüllte Gregor mit sich überschlagender Stimme hinunter. »Gibt es was, wofür du nicht zu dumm bist?«
    Der Alte wandte sein Gesicht nach oben und kniff, um ein klares Bild bemüht, die Augen zusammen. Seine buschigen Augenbrauen waren ebenso weiß wie sein Haupthaar. Er taumelte ein wenig, als das Pferd am Zügel riss.
    »Das Vieh läuft weg, wenn ich es nicht festhalte«, rief er nach oben und machte eine Kopfbewegung zu Gregors unruhigem Rappen hin. Seine Stimme klang durch das offene Fenster noch lauter; in einem gewaltigen Dom würde der Priester vorn am Altar sie wahrscheinlich noch hören, wenn sie ganz am anderen Ende flüsterte. Ihr Besitzer schien zudem nicht in der Lage, sie zu dämpfen – oder ihre Lautstärke zu hören.
    »Sieh zu, dass du ihn in den Stall bekommst«, bellte Gregor zurück. Er knallte das Fenster zu und wandte sich brüsk ab. Ich beobachtete, wie der Alte den Kopf schüttelte und sich dann mühsam in Bewegung setzte, den Rappen hinter sich herzerrend. Den Sattel ließ er liegen.
    »Ich hätte einem der Knechte auftragen sollen, sich um das Tier zu kümmern«, sagte Gregor und ballte die Fäuste. »Auf die ist wenigstens Verlass, seit ich sie mir vorgenommen habe.
    Aber der alte Idiot ... wahrscheinlich kann er sich seinen eigenen Namen nur deshalb merken, weil er ihn dauernd ins Ohr gebrüllt bekommt.«
    »Wenn er zu alt ist, warum kann er dann sein Gnadenbrot nicht in Ruhe auf der Kaminbank verzehren?«
    »Das verstehst du nicht. Wenn du hier einem den

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