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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Gedanken zu ordnen und zu beten: Gib, dass ich Recht habe. »Er ist ein Alchimist.«
    Hoechstetters Gesicht verzog sich verächtlich. »Hoffentlich glauben Sie nicht, dass ihn das auszeichnet.«
    »Außerdem kennt und verübt er nigromantische Praktiken.«
    Wilhelm starrte mich an. Es war schmerzhaft zu sehen, wie die Hoffnung in seinen Augen langsam dem Entsetzen wich. Er ließ meinen Arm los, aber ohne ihn war er zu betrunken, um sich auf den Beinen zu halten. Ich hielt ihn fest und spürte jede Stelle meines Körpers, gegen die Lutz getreten hatte.
    »Sie haben den Dämon selbst losgelassen, stimmt's?«, flüsterte ich beinahe. Er versuchte etwas zu sagen. »Sie sind mir nicht nachgelaufen, um sich zu profilieren, sondern um die Katastrophe, an der Sie schuld sind, einzudämmen.«
    »Ich bin ... ich habe ...«
    »Sie waren betrunken, genauso wie jetzt, genauso wie heute Morgen. Genauso wie Sie immer betrunken sind, wenn Sie für etwas genügend Mut brauchen, und genauso wie der Mut dann mit Ihnen durchgeht und Sie Dinge tun lässt, zu denen Sie normalerweise viel zu ängstlich wären. Zum Beispiel sich hier einzuschleichen, um eine kleine, feine Beschwörung zu vollziehen. Oder um in das Haus eines Toten einzubrechen, um dort das Gleiche zu praktizieren. Oder, zum Beispiel um ... was? Was zu tun?«
    Langenmantel breitete die Arme aus. »Das ist es? Das ist der Mann, der vier Menschen umgebracht hat? Und der sich von Ulrich Hoechstetters Knechten fangen lässt wie ein Vöglein?« Er wirkte beinahe enttäuscht.
    »Ich habe meinen Gehilfen auf seine Fährte gesetzt«, erklärte Gregor und setzte sein Stöckchen wieder in Aktion. »Von dem Moment an, als er sich mit seinem blöden Knaben Zutritt zu meinen Arbeitsräumen im Bischofspalast verschaffte ...«
    »Gregor«, sagte ich und meinte es so, »halt den Mund, oder ich vergesse mich.«
    Gregor lief rot an und schnappte nach Luft. Ulrich Hoechstetter ließ ein rasches Grinsen über sein Gesicht huschen. Langenmantel seufzte und setzte sich in Bewegung. »Ich alarmiere die Wache«, erklärte er.
    »Bleiben Sie hier, Stadtvogt, Sie ziehen vorschnelle Schlüsse. Aber wenn Sie schon dort bei der Tür stehen, sagen Sie den Männern draußen, sie sollen das erste Geschoss dieses Hauses verlassen. Alle. Niemand außer uns sollte hier sein.«
    Langenmantel warf mir einen misstrauischen Blick zu. Ich wandte mich an Hoechstetter. »Sie werden mir dankbar sein, wenn das, was jetzt kommt, nicht zu viele Zeugen hat.«
    »Was kommt denn?«
    »Sie werden in Ihrem Haus eine Dämonenbeschwörung zulassen.«
    Er schnaubte. »Bis jetzt habe ich Sie für den Vernünftigeren von euch beiden gehalten«, er deutete auf Gregor und mich, »doch jetzt enttäuschen Sie mich.«
    »Glauben Sie, dass ein Dämon erscheinen wird?«
    »Nein, natürlich nicht...«
    »Was hindert uns also?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen und starrte mich an, als sähe er mich eben zum ersten Mal genau. Ich spürte, wie mir das Herz immer noch bis zum Hals schlug, und bemühte mich, unter diesem forschenden Blick nicht zu blinzeln und nicht zu schlucken.
    »Ich möchte mich für meinen Gehilfen entschuldigen«, versuchte Gregor sich einzumischen, »er ist schon lange aus dem Geschäft. Ich sag Ihnen was: Ich wollte ihm nur einen Gefallen tun und ihn an den Ermittlungen beteiligen ...«
    »Sagen Sie den Männern, Sie sollen unten warten«, befahl Hoechstetter dem Stadtvogt. »Wenn wir es so machen, wie dieser Mann vorschlägt, dann hält der Burggraf vielleicht endlich seinen Mund.«
    »Fangen Sie an«, sagte ich zu Wilhelm, der verwirrt von einem zum anderen blickte und versuchte, die Situation zu begreifen.
    »Womit anfangen ... ? «
    »Sie sind mir bei jedem unserer Treffen in den Ohren gelegen, dass Sie den Dämon bannen wollten, der die Morde Ihrer Meinung nach begangen hat. Es ist Ihr Dämon, oder? Sie haben ihn losgelassen. Also los – ich biete Ihnen die Chance, ihn wieder einzufangen. Der mächtigste Kaufherr der Stadt und ihr Vogt sind Zeugen. Ich dachte, Sie wollten ein Publikum, dem Sie beweisen können, was Sie zu tun imstande sind?«
    »Ich ... ich ...«
    »Fangen Sie endlich an!«
    »... ich brauche doch den Jungen!«, schrie er auf. »Er ist mein Medium.«
    »Sie müssen es eben ohne versuchen.«
    »Das geht nicht!«
    »Dann tue ich es.«
    »Nein ... nein ... um Himmels willen ...!«
    »Ich könnte natürlich aus Versehen noch mehr Dämonen in die Welt lassen, habe ich Recht?«
    »Ich tue es«, sagte

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