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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wiedergewann.
    Darauf wartete, dass ich endgültig Abschied nahm.

3.
    Wiederum drei Tage später verließ ich Augsburg in Richtung Nordosten, um Jana einzuholen. Bischof Johann, der neu ernannte Bürgermeister Johann Langenmantel und der ebenfalls neu ernannte Stadtvogt Jörg Ott, der Sohn des alten Ott, der unter Bischof Peter Stadtvogt gewesen war, hatten die Dinge vollkommen unter Kontrolle gebracht.
    Um das Oblattertor zu erreichen, musste ich am Dom vorbeireiten. Ich war schon fast vorüber, als mir eine Bewegung an einem der Türme auffiel. Auf einem der engen Balkone an der Außenseite stand ein Mensch. Er war dunkel gekleidet und trug einen offenen Mantel, der nicht zur Jahreszeit passte. Der Wind, der in der Höhe am Turm vorbeibrauste, zerrte an dem Mantel und ließ ihn flattern, als schlügen schwere, schwarze Flügel. Es sah aus, als würde er abheben und die Erde verlassen wollen, ohne es zu können. Es sah aus, als würde er im nächsten Moment herunterspringen. Ich wandte mich ab und trieb mein Pferd an. Ich wusste, dass Gregor niemals springen würde.
    Wahrscheinlich würde Bischof Johann ihn, sobald er zusammen mit dem Bürgermeister und dem Stadtvogt Ruhe in die Stadt gebracht hatte, als Burggraf absetzen. Er hatte ihn zu sehr hintergangen, als dass der Bischof ihn noch im Amt behalten konnte. Gregor hatte sich selbst um alles gebracht, was ihm außerhalb seiner unwirklichen Welt in den Katakomben etwas bedeutet hatte. Dass diese nicht mehr lange Bestand haben würde, konnte er sich ausrechnen. Dennoch stand er oben auf dem Turm, als gehörte ihm die Stadt.
    Während ich wegritt, wurde mir bewusst, dass es für mich persönlich anders aussah: Mein Lebensretter, ehemaliger Partner und Freund hatte endgültig den Boden unter den Füßen verloren.

NACHWORT
    Ausgehend von zwei realen Geschehnissen in Augsburg im Jahr 1478, der Hinrichtung von Bürgermeister Ulrich Schwarz und dem ungeklärten Mord an seinem Nachfolger, Jos Onsorg, wenige Monate später, habe ich eine Geschichte entwickelt, die einige Ereignisse des späten fünfzehnten Jahrhunderts in der freien Reichsstadt auf einen zeitlich engeren Raum als in Wirklichkeit zusammendrängt. Ich nutze dieses Nachwort wie auch in meinen anderen Werken sehr gern, um der historischen Realität mehr Platz einzuräumen, als ich ihr aus dramaturgischen Gründen in der Geschichte selbst gewähren konnte.
    Tatsächlich starb Ulrich Schwarz im April 1478 am Galgen, und tatsächlich war der letzte Auslöser für sein Todesurteil die im Jahr zuvor erfolgte Hinrichtung der Brüder Vittel, die Schwarz angeordnet hatte. Tatsächlich hatte sich Jörg Vittel zuvor über Ulrich Schwarz beim Kaiser beschwert, und tatsächlich hatte der Bürgermeister eine Reform in Angriff genommen, die den Handwerkszünften mehr Einflüsse zu Lasten des Patriziats sichern sollte. Aber dass jemand auf Jörg Vittel Einfluss genommen hätte, um ihn als Strohmann bei der Beseitigung von Schwarz aus dem Bürgermeisteramt zu benutzen und damit ganz eigene Ziele zu verfolgen, ist meiner Fantasie entsprungen.
    Jos Onsorg als Schwarz' Nachfolger wurde im darauf folgenden Sommer Opfer eines Mordes, der bis heute ungeklärt geblieben ist. Die Umstände seines Todes habe ich erfunden. Nicht erfunden ist, dass Johann Langenmantel, Angehöriger eines alten Adelsgeschlechts, nach ihm die Amtskette nahm; dass er zuvor als Stadtvogt beamtet war, entspringt jedoch der dramaturgischen Anforderung, eine Geschichte nicht mit allzuvielen handelnden Personen zu überfrachten. Der echte damalige Stadtvogt wird es mir nachsehen, ebenso Johann Langenmantel selbst (hoffe ich doch).
    Die Gruppe, die im Roman als Grubenleute vorkommt, gab es tatsächlich. Es handelte sich um waldensische Ketzer, deren letzte Reste Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts aus Augsburg vertrieben wurden. Ihren Namen, »Grüblinsleut«, hatten sie von ihren heimlichen Zusammenkünften in den Kellern ihrer Häuser. Hier habe ich also ein Begebnis ein paar Jahre nach vorn verschoben. Dennoch stimmt die Darstellung, dass ihre Vertreibung erstaunlich unblutig verlief und dass die Behörden und der Bischof, sonst mit der Stadt verfeindet, zusammenarbeiteten, um die Geschichte in vernünftiger Art und Weise vom Tisch zu bekommen. Ob nicht trotzdem ein paar von ihnen zurückblieben, um sich noch heimlicher als zuvor zu treffen, kann man mit letzter Gewissheit weder bejahen noch verneinen – doch sicherlich gibt es in der Chronik Augsburgs

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