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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ich hätte die Worte nicht geschrieben.)
    Ich habe einen alten Freund getroffen. Ich hatte mich bezwungen, das Wort Freund nicht dem Stein zu opfern. Er arbeitet für den amtierenden Bischof und hat mir angeboten, im Bischofspalast zu logieren.
    Wolltest du nicht bei deiner Tochter Logis nehmen?
    Es ist eine ungute Zeit für Augsburg. Im Frühjahr wurde der Bürgermeister gehängt, und in den letzten Tagen sind zwei Morde geschehen, beide an Mitgliedern des Hauses Hoechstetter. In den Gassen der Stadt wird nigromantischer Trödel feilgeboten, und man flüstert wahlweise vom Todesengel, von Dämonen oder von der Rückkehr der waldensischen Ketzer, die man hier die Grubenleute nannte. Der neue Bürgermeister ist ein selbstgerechter, abergläubischer Tyrann und denkt, das Problem durch eine Hexenjagd in den Griff zu bekommen.
    Wieso wohnst du nicht bei Maria?
    Zweimal hat sich mir bereits ein selbst ernannter Alchimist aufgedrängt, der behauptet, er könne die Mordfälle lösen. Das ist lächerlich. Weniger zum Lachen ist, dass er weitere Morde prophezeit. Wenn der Bürgermeister auf ihn aufmerksam wird, lässt er ihn entweder hängen oder schickt ihn auf den Scheiterhaufen. So wie es ist, weiß ich nicht, ob ich dich rechtzeitig in Nürnberg einholen kann, wie wir vereinbart haben, und ich kann nur hoffen, dass dieser Brief dich statt meiner dort erreicht...
    Eine hochgezogene Augenbraue, ein ungeduldiges Tappen mit dem Fuß und ein strenger Blick: Maria?
    Meine Tochter hat mich zurückgestoßen.
    Diesen Satz zu schreiben, hatte länger gedauert, als später der Nebel gebraucht hatte, von Sankt Ulrich nach Sankt Peter vorzudringen.
    Ich habe sie auf dem Friedhof gefunden, wo sie die einzige Anwesende beim Begräbnis eines der Mordopfer war und ihm einen Talisman ins Grab gelegt hat.
    Sie macht das Haus Hoechstetter für den Tod ihres Mannes verantwortlich.
    Sie ist überzeugt, dass es Verbrecher waren, die sein Todesurteil ausgesprochen haben.
    Sie ist ganz abgehärmt vor Gram und Hass.
    Ach, Peter ...
    Sie hat keine Ahnung, was wirklich geschehen ist.
    Ach, Peter ...
    Ich kann mir keinen Weg denken, ihr mitzuteilen, dass ihr Vater es war, der ihrem Mann den Weg zum Galgen bereitet hat.
    Nur dafür hast du dich auf dem Weg nach Krakau von uns getrennt und bist nach Augsburg gegangen.
    Stattdessen habe ich mich einspannen lassen, zur Klärung der Mordfälle beizutragen. Nein, vielmehr tue ich es, weil es eine Möglichkeit darzustellen scheint, an Maria heranzukommen.
    Vielmehr, geliebter Peter, tust du es, weil du das Gespräch mit deiner Tochter dadurch ein wenig vor dir herschieben kannst.
    Ich starrte das Pergament niedergeschlagen an.
    Und selbstverständlich, sagte Jana, tust du es auch, weil du nicht anders kannst und weil es für dich nichts Unnatürlicheres gibt als den Mord an einem Menschen.
    Ich seufzte.
    Ich liebe dich, Peter, sagte Jana. Tu, was deiner Seele Frieden gibt, und kehre dann zurück zu mir. Zu uns. Mehr als ein Herz schlägt in Liebe zu dir.
    Als das Blatt vor meinen Augen verschwamm, hörte ich auf zu schreiben und stellte mich ans Fenster, um in die vergehende Nacht hinauszuschauen.
    Der Weg zum Frieden meiner Seele führte durch eine Menge Kammern, die ich bislang ängstlich verschlossen gehabt hatte, und ich konnte noch nicht erkennen, dass ich mich in die richtige Richtung bewegte.
     
    Ich übergab den gesiegelten Brief an den ältlichen Schreiber, der die Arbeitsstube Bischof Johanns bewachte; er hatte versprochen, sich in Augsburg umzuhören, ob demnächst eine Güterkarawane oder Kuriere aus irgendeinem der großen Häuser nach Nürnberg aufbrachen und den Brief zustellen würden. Dabei erfuhr ich, dass Gregor sich noch nicht gezeigt hatte, obwohl er wie ich in einer der vielen Kammern im Bischofspalast nächtigte. Vielleicht war sein Gewissen reiner als meines, sodass er selig schlief, oder der Wein und der späteGottesdienstbesuch hatten ihn den Weckruf der Glocken verschlafen lassen. Vielleicht nahm er die Funktion als Stellvertreter des Bischofs, die er sich selbst verliehen hatte, auch so ernst, dass er trotz allem der Morgenmesse beiwohnte. Er hatte mir jedenfalls keine Nachricht hinterlassen. Ich war nicht enttäuscht. Wo ich hingehen wollte, ging ich lieber ohne seinen Segen.
    »Was haben Sie heute vor?«, fragte der Schreiber zu beiläufig, als dass es wirklich beiläufig gewesen wäre. Aha, Gregor brauchte gar nicht persönlich anwesend zu sein, um ein Auge auf seinen

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