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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beendete, an dem der Domgraf von Euch eine Abfuhr erteilt bekommen hat.«
    »Und heute hat sie mit Lucas van Roide getändelt«, knurrte er.
    »Wie berechenbar die Frauen sind. Eine erfolgreiche Taktik, mein Freund?«
    Er sah mich an, und er hatte eine Erleuchtung.
    »Ähm - ja.«
    »Gut, dann denkt darüber nach!«
    »Minnesänger!«

    Ich lachte.
    Und er lächelte.
    Der Stachel hatte die Rüstung erfolgreich durchbohrt!

Nächtliches Getuschel
    Als das Gewitter noch seine ganze Wucht über der Burg entlud, stiegen Casta und Engelin, nachdem sie geholfen hatten, die Becher einzusammeln und das Tischleinen zu falten, zu ihrer Kemenate empor. Die Äbtissin hatte sich in ihr Bett zurückgezogen, die schweren Vorhänge um die Lagerstatt waren fest geschlossen. Loretta war im Rittersaal geblieben, aber Ännchen und Hildegunda saßen zusammengekauert in einer dunklen Ecke und sprachen zitternd und bebend Gebete, die sie vor den zornigen Mächten der Natur beschützen sollten. Wann immer ein Donner krachte, stieß Ännchen ein leises Wimmern aus.
    »Was für zwei Angsthäschen haben wir denn hier?«, fragte Engelin und rüttelte leicht an der Schulter der verängstigten Kammerjungfer.
    »D … das Ende der Welt kommt«, stöhnte sie.
    »Quark. Das ist nur ein Gewitter und nicht der Zorn Gottes!«
    »A … aber der Stern …«
    »Fällt auch nicht vom Himmel. Nur Regen und Hagel. Und wir sitzen hier alle zusammen in einer trutzigen Burg, der so ein bisschen Wasser und Wind nichts ausmachen. Im Wald ist so ein Gewitter viel grausiger.«
    »Das möchte ich lieber nicht erleben«, meinte Casta und schauderte. »Aber Jungfer Engelin hat recht, hier sind wir sicher. Aber kommt mit in unser Gemach, gemeinsam lässt es sich leichter abwarten, bis das Unwetter fortgezogen ist.«
    Ännchen stand willig auf, aber die Novizin blieb wie erstarrt in der Ecke hocken.

    »Hildegunda, kommt, erhebt Euch. Es kann Euch nichts geschehen.«
    Verstört blickte das Mädchen auf. Ihr Gesicht war gespenstisch blass, ihre Augen dunkel umschattet. Engelin verspürte Mitleid mit ihr. In ihrer Hochstimmung beim Essen, als sie heimliche Blicke mit ihrem Liebsten getauscht hatte, war ihr nur ganz nebenbei aufgefallen, dass die Novizin ganz in sich gekehrt war und die Speisen nicht angerührt hatte.
    »Hildegunda, ist etwas geschehen? Hat die ehrwürdige Mutter mit Euch geschimpft?«
    Ein kleines Kopfschütteln war die Antwort.
    »Dann kommt doch mit, wir zünden Kerzen an und plaudern ein wenig. Dann vergeht die Zeit schneller, bis Blitz und Donner sich verzogen haben.«
    Casta schob Ännchen bereits in ihre Kemenate, und Engelin zupfte an Hildegundas Gewand.
    »Es ist so entsetzlich«, flüsterte diese plötzlich. »Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.«
    Also war tatsächlich etwas Dramatischeres geschehen als nur ein Gezänk wegen irgendeiner Saumseligkeit. Da Engelin sich ihr sehr eigenes Bild von der ehrwürdigen Mutter gemacht hatte, ahnte sie, was die Novizin herausgefunden haben mochte. Armes, unschuldiges Kind, dachte sie.
    »Kommt mit zu uns, wir wollen Rat suchen, Hildegunda. Es gibt immer einen Rat, glaubt mir. Und immer auch Möglichkeiten, einer - mhm - schlimmen Situation zu entfliehen.«
    Was nicht ganz richtig war, berichtigte sie sich selbst, als sie an Hardo und den schrecklichen Erzbischof dachte. Aber dies hier war keine Folter; es waren nur Gewissensqualen. Und das Mädchen hatte noch kein Gelübde abgelegt.
    »Ihr seid so mutig«, flüsterte die Novizin.
    »Nein, nicht besonders. Aber ich lasse mich nicht gerne unterkriegen. Kommt, steht endlich auf. Das ist auch ein
Zeichen von Mut. Man muss seinen Sorgen gefasst entgegentreten; damit kann man sie mächtig einschüchtern, und sie werden kleiner und unwichtiger.«
    Das waren anscheinend die richtigen Worte, Hildegunda erhob sich und schlich hinter Engelin her in die Kemenate. Hier verbreiteten mehrere Kerzen ihr sanftes Licht, die Fensterläden waren geschlossen, die Polster des breiten Lagers zusammengerückt, und Ännchen sah schon weit mehr nach ihrem heiteren Selbst aus. Engelin nötigte die Novizin, sich ebenfalls auf das Bett im Alkoven zu setzen, suchte sich etwas unbeholfen, weil ihr inzwischen alle Glieder nach dem mittäglichen Sturz wehtaten, selbst eine Stelle neben Casta, lehnte sich an das Rückenteil und zog die Beine unter sich. In der Bettnische war es heimelig und warm, die weibliche Nähe tröstlich, obwohl der Donner noch immer gewaltig grollte.
    »Seht ihr,

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