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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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keine vollkommen falsche Bezeichnung«, stimmte der Ritter zu.
    »Der Burgvogt täte gut daran, sich den Besuchern gefällig zu machen. Einer von ihnen wird sein nächster Herr sein.«
    Der Ritter nickte wieder.
    »Das täte er wohl. Seine Pachtabgaben hätte er besser auch in der rechten Form entrichten sollen. Der Stiftsherr beklagte, dass die Gelder und Waren, die der Erzbischof verlangt hat, seit Jahren nicht vollständig sind. Ich werde mich um die Abrechnungen an den Herzog von Jülich ebenfalls kümmern müssen. Aber das sind Probleme, die immer entstehen, wenn ein Lehen zu lange ohne Aufsicht gelassen wird.«
    Der Ritter streckte sich, nahm dann in dem anderen Sessel Platz.
    Ich gab ihm noch eine kleine Beobachtung zur Beurteilung.
    »Das Weib des Burgvogts werkelt in der Küche - nicht ihre übliche Aufgabe.«

    »Sie wäre die Dame der Burgherrin, gäbe es eine.«
    »So sieht es der Vogt und zürnt ihr wegen der niederen Arbeiten, die sie verrichtet.«
    »Auch das ein Grund, warum die Burg wieder in strenge Hände kommen muss.«
    »Die Äbtissin tritt gar prachtvoll auf«, sinnierte ich. »Aber das mag ihrem Stand angemessen sein.«
    »Und der Handelsherr neigt zur Protzerei«, warf Ismael ein. »Seine Tochter ritt einen weißen Zelter, würdig einer Königin.«
    »Sie gaben einen prachtvollen Anblick, als sie eintrafen«, stimmte der Ritter zu. »Allerdings sagte mir der Stiftsherr, dass van Dyke höchst profitable Geschäfte macht. Manch Adliger steht ärmer da als heutzutage die Kaufleute.«
    »Daher beginnen sie, sich Rechte herauszunehmen, die Herren Krämer und Hausierer«, sagte ich mit einem feinen Lächeln.
    »Oder zu kaufen«, ergänzte der Ritter grimmig.
    »Von jenen, die käuflich sind.«
    »Es liegt eine Versuchung im Geld, da stimme ich Euch zu.« Der Ritter rieb die vernarbte Seite seines Gesichtes und meinte dann: »Ich danke Euch, Meister Hardo. Haltet die Augen weiter offen, es soll Euer Schaden nicht sein. Aber nun geht zur Ruhe, die Nacht ist fortgeschritten. Es ist doch alles zu Eurer Bequemlichkeit gerichtet?«
    »Das ist es.«
    Ismael entfaltete seine Beine und geleitete den Ritter mit einer Verbeugung zur Tür hinaus. Dann drehte er sich zu mir um.
    »Meister?«
    »Junge?«
    »Wünscht Ihr, dass ich das Lager mit Euch teile?«
    Ich bemühte mich, das Zucken meiner Lippen im Zaum zu halten, als ich antwortete: »Es ist breit und weich, und wir haben schon weit unbequemere Schlafstätten miteinander geteilt. Aber die Nächte werden lauer, und meine alten
morschen Knochen musst du nicht mehr wärmen. Hast du ein anderes lauschiges Nest mit einem kleinen Bettschätzchen gefunden? Ist das Kammerjüngferchen dir schon verfallen?«
    »Aber Meister, solche Dinge überstürze ich nicht. Das Ännchen ziert sich recht manierlich, und wir werden ja noch einige Tage bleiben.«
    »Wohin sonst mag dich die Nacht wohl treiben?«
    »Zu den anderen, Meister. Dietrich und Puckl haben ein Lager bei den Mannen …«
    »Ah, ein hartes Lager unter harten Männern.« Ismael lachte leise.
    »Ja, ein weicher Pfuhl wie dieser ist es nicht, nur ein Strohsack und eine kratzige Decke.«
    »Aber bessere Unterhaltung. Dann nimm dein Bündel und such die harten Männer auf. Aber halte dich mit dem Saufen zurück; ich brauche dich morgen ohne Kater.«
    »Natürlich, Meister.«
    »Gut.«
    »Und, Meister …«
    »Ja?«
    Ich dachte mir schon, was nun kommen würde. Unauffällig hatte Ismael die ganze Zeit über das vernarbte Gesicht Ulrichs von der Arken gemustert.
    »Was ist mit dem linken Auge des Ritters?«
    »Ich kann dir auch nicht sagen, wann und warum er es verlor. Und das, Ismael, fragst du ihn besser nicht.« Ernst genug, um ihn zu warnen, fügte ich hinzu: »Und Dietrich auch nicht.«
    »Nein. In Ordnung.«
    »Wenn er uns sagen will, wie er zu dieser Wunde gekommen ist, dann wird er es zu der Zeit tun, wann es ihm genehm ist. Und nun gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Meister.«

Harter Männer Lager
    Ein Mann braucht auch mal Zeit für sich alleine, sagte sich Ismael, und darum hatte er beschwingten Schrittes den Palas verlassen. Hardo würde grübeln wollen. Das tat er hin und wieder, und meist kam etwas Sinnvolles dabei heraus. Die derzeitige Lage gab viel Anlass zum Grübeln, seinem Herrn vermutlich mehr als ihm selbst, befand Ismael. Er hingegen ersetzte das Grübeln gerne durch konkretere Maßnahmen. Zum Beispiel durch Lauschen.
    »Und was ist Seife aus Aleppo?«, hörte er den Knappen fragen, als er im

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