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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dunklen Schatten des Eingangs zu den Quartieren der Wachleute angekommen war und die Ohren spitzte. Puckl antwortete Dietrich.
    »Eine Seife aus Oliven- und Lorbeeröl, gut zum Barbieren geeignet, aber verdammt teuer.«
    »Das dachte ich mir schon. Und woher bekommt man die?«
    Dietrich war neugierig geworden, stellte Ismael zufrieden fest und trat ein.
    »Aus dem Bazar von Aleppo selbstverständlich. Willst du dem Herrn Ulrich das Kinn doch nicht mit grobem Schotter abkratzen, edler Knappe?«
    »Barbieren gehört nicht zu meinen Aufgaben.«
    Da Ismael zwar noch nicht über sehr viel Bartwuchs verfügte, aber stolz darauf war, dass sich die feinen Härchen wenigstens dunkel von seiner Haut abhoben, erlaubte er sich zu spotten: »Nein, gewiss nicht. Denn auch das, was da an Flaum auf deinen Wangen sprießt, kannst du noch mit einem Leinentuch abrubbeln.«
    Puckl lachte leise auf und meinte dann: »Ihr seid schon zwei harte Männer! Ismael, willst du uns erzählen, dass du die kostbare Seife tatsächlich auf dem Bazar von Aleppo erstanden hast?«
    Mit Schwung warf Ismael sein Bündel auf die dritte Strohmatratze in dem kargen Raum und näselte großspurig:
»Nach Aleppo habe ich es nicht ganz geschafft, aber in Damaskus bietet man sie selbstverständlich auch feil.«
    »Sicher. Hier bekommt man sie bei jedem Spezereienhändler, der mit dem Morgenland Handel treibt«, fügte Puckl hinzu.
    »Also auch bei Hinrich van Dyke.«
    Ismael ließ sich auf das Lager fallen und beäugte den Bierkrug, der zwischen Dietrich und dem Secretarius des Kaufmanns stand.
    »Mein Herr hat diese und auch venezianische Seifen im Lager«, erklärte Puckl und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
    »Die venezianische wird von den Weibsleuten geliebt, weil sie nach Blütenessenzen duftet. Ännchen verwendet sie. Lecker, die Maid. Sie hat so ein einladendes Wackeln, wenn sie Krüge trägt, findet ihr nicht auch?«
    Dietrich machte ein verschlossenes Gesicht, und Puckl betrachtete seine tintenbeklecksten Finger.
    »Oh, schon gut, ich verstehe. Die Qualitäten der hohen Damen stehen hier nicht zur Diskussion. Aber ein Bier bekomme ich doch trotzdem, oder?«, fragte Ismael, nun in normaler Stimme.
    Dietrich griff hinter sich und reichte ihm einen Becher. Dann hob er den schweren Krug hoch und schenkte ein. Und Ismael wusste plötzlich, was ihm schon zuvor aufgefallen war. Dietrich benutzte die Linke häufiger als seine rechte Hand.
    Interessant - ein Krüppel und ein Linkshänder.
    Für manche Menschen Kuriositäten, einige glaubten sogar, Linkshänder seien mit dem Teufel im Bund. Das warf ein neues Licht auf Ritter Ulrich.
    Entspannt lehnte Ismael sich zurück und schlürfte sein Bier. Dann sah er Puckl an.
    »Macht’s dir was aus? Ich meine …«
    Erklärend zog er eine Schulter hoch.
    »Nö, nicht besonders. Ich bin’s gewöhnt.«

    »Bist du schon lange bei dem Kaufmann?«
    »Seit zehn Jahren ungefähr. Mir gefällt es. Ich gehe gerne mit Zahlen um, und seit letztem Jahr nimmt mich mein Oheim auch auf die Messen nach Frankfurt mit.«
    »Ein weit gereister Mann.«
    »Bis nach Aleppo hab ich es aber auch noch nicht geschafft«, entgegnete Puckl grinsend. »Aber dein Herr erzählt gut, Ismael. Und dreiste Lieder kennt er.«
    »Die und viele andere mehr.«
    »Bist du weit mit ihm herumgekommen?«
    »Es geht so.«
    »Wie lange dienst du ihm schon?«
    »Seit fünf Jahren. Und du, Dietrich, wie lange bist du schon Knappe?«
    »Seit vier Jahren bin ich bei Herrn Ulrich.«
    Puckl nickte. »Just, seit der faule Wenzel vom Thron gestoßen wurde. Warst du anschließend auf Italienfahrt mit deinem Ritter?«
    »Nein, der Herr Ulrich geht nicht mehr auf Ritterfahrt.«
    »Oh, ah, na ja, aber auf Turniere hast du ihn sicher begleitet?«
    Ismael bemerkte, dass Puckl geradezu glühte vor Begierde, etwas über Schlachten und Kämpfe zu hören.
    »Herr Ulrich tritt auch nicht mehr auf Turnieren an. Aber selbstverständlich habe ich schon einigen beigewohnt. Mein Herr ist oft als Turniervogt für den Herzog tätig.«
    »Erzähl, Dietrich. Wie geht es zu beim Tjost? Hast du schon mal erlebt, dass ein Ritter dabei getötet wurde? Ist es wahr, dass der Sieger die Rüstung des Unterlegenen erhält? Gibt es wirklich Damen, die ihre Bänder an die Lanzen heften? Hast du schon mal einem Ritter die Rüstung angelegt? Welche Farben trägt dein Herr?«
    »Heiliger Laurentius auf dem Bratrost, erlöse uns von dieser Wissbegier!«, stöhnte Ismael auf.
    Dietrich aber

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