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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte sie keines Blickes gewürdigt.
    Sturstiefel der.
    Warum nahmen die Menschen die Minne nur so wichtig?
    Sie förderte doch nur Leid und Schmerzen.
    Fast hätte Engelin geknurrt, als sie an den Ausbruch ganz handfester Minne dachte, den sie abzuwehren gehabt hatte.
    Dieser Burgvogt Sigmund war ein unangenehmer Lüstling. Als sie nach dem Mahl noch für eine Weile - innerlich um Haltung ringend, damit Casta ihren Groll nicht bemerkte - über den Hof gewandelt war, um im Stall im Zwinger noch einmal nach ihrem Pferd zu schauen, war er neben ihr aufgetaucht und hatte sie mit schleimiger Stimme gefragt, ob sie seine Begleitung wünschte. Tat sie aber nicht.
    Aber er blieb aufdringlich an ihrer Seite, und als sie unter dem Brückenbogen standen, der zum Torzwinger führte, hatte er sie an die Wand gedrückt und versucht, ihr unter die Röcke zu greifen.
    Eines hatte Engelin gelernt, das mög licherweise den feinen ritterbürtigen Fräulein nicht gelehrt wurde, und das war eine gesunde Handschrift.

    Sie hatte dem Vogt ihr Missfallen ob seiner Handlung mit deutlichen Buchstaben ins lüsterne Gesicht geschrieben. Dummerweise war Puckl ebenfalls aufgetaucht, als sie dem Verwalter gerade eine eindeutige Drohung zuzischte. Ihr Vetter hätte sich sicher gerne als Held aufgespielt, um die Jungfrau in Nöten zu retten, aber der Mann war lautlos im Dunkel verschwunden.
    Puckl hatte ihr Vorhaltungen gemacht, weil sie alleine in den finsteren Hof hinausgegangen war, und sie hatte sich reuig gezeigt, ihn aber gebeten, den Vorfall nicht ihrem Vater zu melden. Er hatte es zwar zugesagt, aber vermutlich würde er sich damit wieder wichtigtun.
    Sie sollte sich davon nicht auch noch verdrießen lassen. War schon schlimm genug, dass ihre Freundin unter dem Herzensleid der Minne litt. Sie wusste, dass sie Ulrich von der Arken schon seit Jahren liebte, beinahe seit sie ein Kind war. Wie dumm, so sehr einer Kinderliebe nachzuhängen. Man musste erwachsen werden und über das Anhimmeln von Helden hinauswachsen.
    Sie selbst hatte es ja auch geschafft.
    Trübe starrte sie zum Fenster hin. Die Vögel jubilierten laut und übermütig ihren Morgensang, die Männchen, um die Weibchen zu betören, die Weibchen, um ihre Gefährten zu locken.
    Minnesang, überall Minnesang.
    Vorsichtig schlüpfte Engelin aus den Decken, zog sich leise ihre Cotte und den schlichten Surkot über, den sie auf der Reise getragen hatte, nahm ihre Schuhe in die Hand und schlich die Treppe hinunter. Noch schien alles in tiefem Schlummer zu liegen, Äbtissin, Hofdame, Ritter und Sänger. Unbehelligt erreichte sie den Hof, schlüpfte durch den Brückenbogen in den Zwinger und von dort zu dem Obstgarten, auf den sie vom Fenster ihrer Kemenate aus blicken konnte.
    Der Tau netzte Gras und junges Laub, die Sonne ließ die Tröpfchen wie Diamanten aufblitzen. Sie wandelte unter
den Ästen der Birnen- und Apfelbäume, die in dem Garten zwischen Burgmauer und Palas angepflanzt worden waren und schon die ersten Ansätze von Früchten trugen. Warm wurde es an der Südseite der Burg, warm genug, dass auch Mandeln, Pfirsiche, Kirschen und Aprikosen hier reifen würden. Tief atmete Engelin die reine Morgenluft ein und verspürte den leichten Hauch von Blütenduft. Sie folgte dieser Spur auf einem Pfad entlang der Mauer des Wohnturms und fand einen üppigen Rosenbusch, der sich an seinem Spalier an den warmen Steinen emporzog. Nun waren in der Morgensonne doch die ersten dunkelroten Knospen aufgesprungen und tränkten die taufeuchte Luft mit ihrem Wohlgeruch.
    Ein zartes Gurren, das in ein leises Maunzen überging, lenkte sie von den Rosen ab. Ein schlanker Körper schmiegte sich an ihr Bein.
    Engelin schaute nach unten und fand sich von einem grauen Kater angestarrt. Langsam ging sie in die Hocke. Er blieb wachsam, aber nicht ängstlich vor ihr sitzen.
    »Na, mein Schöner? Auf der Jagd nach einem Frühmahl?«
    Er gab ein zustimmendes Brummeln von sich und erlaubte ihr, mit ihrer Hand näher zu kommen. Neugierig schnüffelte er an ihren Fingern. Ihr Geruch schien ihn zufriedenzustellen; er schnurrte weiter und strich ihr um die Röcke. Dann aber verschwand er auf seinen eigenen, geheimnisvollen Wegen.
    Engelin war wieder alleine mit dem Rosenbusch.
    Ein kleiner Dämon mit Namen Neugier träufelte ihr etwas von fünf bärtigen Brüdern ins Ohr, und darum trat sie etwas näher, um zu untersuchen, ob es wirklich stimmte, was der Sänger am gestrigen Abend erzählt hatte.
    Sie war gerade

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