Das Spiel - Laymon, R: Spiel
gewartet. Du wirst sehen, das wird ein Mordsspaß.«
Sie schloss die Augen und fühlte, wie sich ihre Knie zu Brei verwandelten.
»Ich kann ihn nicht töten.«
»Er stirbt sowieso, Jane. Wenn du es tust, verdienst du ein Vermögen dabei und kannst mit heiler Haut hier rausspazieren. «
Sie öffnete die Augen und sah Brace an. Seine im Kerzenschein glänzenden Pupillen starrten sie an.
»Jetzt wäre wohl der richtige Zeitpunkt, um mir zu sagen, dass ich tun soll, was er sagt, um wenigstens mich zu retten«, flüsterte sie.
»Spinnst du? Ich bin doch nicht verrückt!«
Jane hätte fast aufgelacht, aber dann schossen ihr Tränen in die Augen. Sie blinzelte und sah auf. »Also gut«, rief sie. »Du hast gewonnen!«
»Na toll. Vielen Dank«, flüsterte Brace.
Jane holte tief Luft, umrundete den Altar und kniete sich neben den Rucksack. In seinem Inneren fand sie ein Fleischerbeil, ein dickes Seil und ein Silbertablett. Das Tablett zog sie als Erstes heraus und legte es auf den Boden. Dann packte sie das Beil.
Seine lange, glänzende Klinge schien schwer genug, um damit einem Menschen mit einem Schlag den Kopf abtrennen zu können.
Jane schaltete die Taschenlampe aus und legte sie neben das Tablett auf den Boden.
Mit dem Beil in der Hand stand sie auf.
Sie fühlte sich wie eine riesige Zielscheibe – eine bis auf einen knappen Bikini nackte Zielscheibe.
»Versprichst du mir, dass du mich dann gehen lässt?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
»Wenn du meine Anweisungen befolgst …«
»Ich will nicht sterben!«
»Das wirst du auch nicht. Dann wäre das Spiel doch nur noch halb so lustig, meinst du nicht auch?«
»Also gut«, sagte sie. »Ich hoffe, du hältst dein Wort.«
»Das werde ich. Verlass dich drauf.«
»Ich liebe dich«, flüsterte sie Brace zu. »Beweg dich nicht.«
Sie holte aus und schwang das Beil in hohem Bogen auf Braces Kopf zu. Im letzten Moment riss sie es herum und köpfte damit die Kerzen, die sofort verlöschten. Sie hörte, wie der Bolzen schnalzend aus der Armbrust schoss.
Seine Stirn!, dachte sie und jagte das Beil direkt neben Braces unversehrtem Ohr in den hölzernen Altar.
Mit einem Geräusch, als würde man einen Hammer gegen eine Bratpfanne schlagen, traf der Bolzen auf die Klinge des Fleischerbeils. Jane konnte den Aufprall bis in den hölzernen Griff spüren.
Sie ließ das Beil los, packte Brace an den Schultern und warf sich auf ihn. Mit den Füßen trat sie gegen die noch brennenden Kerzen, dann zog sie Brace fest an sich und rollte sich mit ihm vom Altar.
Sie schienen endlos zu fallen.
Brace lag unter ihr, als sie aufschlugen. Er stöhnte vor Schmerz.
»Tut mir leid«, flüsterte Jane und rappelte sich auf.
»Mach mich los!«
»Bleib hier. Sei ruhig!«
»Jane!«
»Psst!« Auf allen vieren kroch sie um den Altar herum und tastete nach der Taschenlampe. »Mog, das ist eine Sache zwischen uns beiden!«, rief sie.
Keine Antwort.
Sie richtete sich auf und rannte los. In der Dunkelheit knallte sie gegen das Geländer. Sie kletterte hinüber und richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Chorgalerie.
Er war verschwunden.
»Ich bin hier!«, schrie sie. »Mog, ich bin hier! Ich will spielen! Komm her!«
Keine Antwort.
»Du hast doch keine Angst vor mir? Wovor hast du Angst? Guck mal, was ich anhabe!« Jane richtete die Taschenlampe auf ihren Körper. »Ich bin unbewaffnet!« Sie drehte sich um und beleuchtete ihren Rücken. »Siehst du?«, rief sie, während sie sich wieder der Galerie zuwandte. »Nur die Waffen einer Frau!«
Von irgendwo ertönte ein leises Lachen. Woher? Von der Galerie? Sie hatte keine Ahnung.
Vorsichtig ging sie den Mittelgang entlang und blieb zwischen den vordersten Bankreihen stehen. »Worauf wartest du?«
»Zieh dich aus, Schätzchen.«
»Zieh du mich doch aus, Schätzchen . Wenn du den Mumm dazu hast.«
Sie ließ den Strahl der Taschenlampe durch die Kirche wandern. Mog war nirgends zu sehen.
Plötzlich fuhr sie zusammen. Die Doppeltür wurde aufgestoßen. Mog rannte direkt auf sie zu.
Das rote Leder glänzte, die Reißverschlüsse glitzerten, als wären sie aus Gold. Er hatte die Armbrust gegen ein großes Jagdmesser eingetauscht. In der anderen Hand hielt er eine lange, schwarze Peitsche.
Jane stöhnte auf.
»Messer und Peitschen?«, murmelte sie.
»Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt«, sagte Mog. »Und im Spiel natürlich auch, meine Liebste.«
Jane trat einen Schritt zur Seite, griff in einen Kasten
Weitere Kostenlose Bücher