Das Spiel - Laymon, R: Spiel
mit einem Mal verpufft war.
Jetzt hatte sie nur noch Angst. Mit rasendem Herzen schnappte sie nach Luft. Ihre Eingeweide zogen sich zusammen, und es lief ihr kalt den Rücken herunter.
Wenn es nicht Brace war …
… ist es vielleicht Mog, der verrückte Meister des Spiels, der sich vielleicht einbildet, jetzt gleich weiterspielen zu müssen.
Oder jemand ganz anderes.
Vielleicht ein Einbrecher oder ein Spanner, der es ein bisschen zu weit treibt. Warum nicht gleich ein Vergewaltiger oder ein Serienmörder?
Unsinn. Das Ganze ist wahrscheinlich vollkommen … harmlos. Morgen werde ich darüber lachen.
Wenn ich dann noch am Leben bin.
»Und dafür werd ich sorgen«, sagte sie leise.
Langsam schob sie die Duschtür zur Seite. Obwohl die Rollen rumpelten, bezweifelte sie, dass der Eindringling, wenn er im Flur lauerte sollte, das Geräusch hören könnte. Nicht über dem Brausen des Wasserstrahls.
Jane hielt sich mit einer Hand an der Wand fest und stieg aus der Wanne. Schwer atmend, zitternd und tropfnass stand sie auf der Badematte. Der lila Morgenmantel hing noch immer am Kleiderhaken an der halb geöffneten Tür.
Im Flur dahinter war niemand.
Wo ist er?
Ist er weg?
Vielleicht ist er weg.
Klar, ganz bestimmt.
Er kann jeden Augenblick über mich herfallen.
Sie überlegte fieberhaft. Sollte sie sich gegen die Tür werfen, sie aufstoßen und dann versuchen, sich in Sicherheit zu bringen? Oder sollte sie sich lieber einschließen und versuchen, durch das Badezimmerfenster zu entwischen? Oder abwarten? Oder was?
Wenn ich versuche zu fliehen, holt er mich vielleicht ein.
Sie konnte die Klinge des Messers schon in ihrem Rücken spüren.
Andererseits konnte sie sich lebhaft vorstellen, wie sie wie eine Wilde splitternackt aus dem Haus rannte, in dem sie in Wahrheit die ganze Zeit allein gewesen war.
Während sie überlegte, ging sie langsam rückwärts zum Waschbecken. Nach zwei Schritten hatte sie die Badematte verlassen und stand auf dem kalten, glatten Fliesenboden. Wassertropfen liefen an ihrem Körper hinunter und in ihre Augen, sodass sie blinzeln musste. Dabei ließ sie jedoch die Tür keinen Moment aus den Augen.
Nach einem weiteren Schritt stieß ihr Hintern gegen das Waschbecken. Mit einer Hand griff sie hinter sich und packte den Rand des Beckens.
Sie wirbelte herum.
Und blickte einer gehetzten, triefnassen Jane ins Auge. Dann riss sie die verspiegelte Tür des Badschränkchens auf. Ihr Spiegelbild wurde zur Seite geschoben und verschwand.
Das meiste, was auf den schmalen Regalbrettern lag, half ihr nicht weiter: Tuben, kleine Pappschachteln und Plastikfläschchen.
Nur die Flasche mit Hustensaft war aus Glas.
Sie nahm sie an sich, dann griff sie nach einer Dose mit Insektenspray der Marke OFF! und zog den großen Plastikdeckel
ab. Sie richtete die Düse vom Körper weg und legte den Finger auf den Knopf.
So bewaffnet ging sie auf die Tür zu. Obwohl der Boden unter ihren nassen Füßen glatt war, schaffte sie es, das Gleichgewicht zu behalten. Sie rammte ihre Schulter gegen die Tür.
Sie flog in hohem Bogen auf und krachte gegen die Wand.
Jane sprang in den Flur, rutschte über den Teppich, bereit, einem möglichen Angreifer eine Dosis Insektenspray zu verpassen.
Aber sie sah niemanden.
Sie stand bewegungslos da, hielt den Atem an und lauschte. Außer ihrem Herzschlag und dem Wasser in der Dusche war nichts zu hören.
Vielleicht war die Tür wirklich von alleine aufgegangen, dachte sie. Wenn sie nicht richtig geschlossen war … das Geräusch kann ich mir auch nur eingebildet haben.
Oder der Eindringling ist irgendwo anders im Haus.
Sie atmete langsam aus und dachte darüber nach, was sie tun sollte. Das Haus verlassen? Nach dem Einbrecher suchen? Die Polizei anrufen? Oder Brace? Vielleicht konnte er ja rüberkommen.
Was, wenn alles nur falscher Alarm war?
»Ach, Scheiße«, flüsterte sie.
Sie ging ins Badezimmer zurück, stellte die improvisierten Waffen ab und hob den Morgenmantel auf, der zu Boden gefallen war. Sie hing den Mantel wieder an den Haken, schloss die Tür und sperrte ab.
Wenn ich wieder rauskomme, sagte sie zu sich selbst, ist der Eindringling vielleicht schon verschwunden.
Sie hatte schon befürchtet, dass der Raum inzwischen
völlig unter Wasser stehen würde, aber obwohl die Duschtür offen stand, war wohl das meiste in der Wanne geblieben. Sie stieg wieder hinein und shampoonierte sich das Haar ein.
Wahrscheinlich wirklich nur falscher Alarm. Wetten,
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