Das Spiel - Laymon, R: Spiel
einen überfüllten Raum gehen können, ohne dass es jemand bemerkt hätte.
Sie stellte sich auf ein Bein und zog eine Socke aus. Unter ihrem bloßen Fuß konnte sie den Satin spüren.
Oh Gott! Ich werde es wirklich tun!
Sie zitterte am ganzen Körper.
Ich glaub’s ja nicht. Ich tue es tatsächlich.
Sie steckte die Socken in ihre Schuhe und legte die Pistole unter das Kissen.
Dann klemmte sie sich einen Träger des Negligés zwischen die Zähne. Er schmeckte wie ein feuchter Schnürsenkel. Aber wann, zum Teufel, hatte sie schon einmal ein Schnürsenkel im Mund gehabt?
Vielleicht als Kind.
Im Moment konnte sie sich kaum vorstellen, einmal ein Kind gewesen zu sein. Es war schwer genug, sich zu erinnern, was gewesen war, bevor sie dieses Haus betreten hatte.
Ich hatte ein schönes Leben. Und ich werde auch wieder eins haben. Das hier ist nur ein sehr seltsames Zwischenspiel.
Sie zog Hemd und Kordhose aus, rollte sie zusammen und legte sie auf die Schuhe. Dann richtete sie sich auf und hob die Arme, um das Negligé überzuziehen, überlegte es sich aber anders.
Einen Moment noch.
Ihre Klamotten waren heiß und verschwitzt. Sie war froh, sie endlich losgeworden zu sein und wollte sich nicht sofort wieder etwas anziehen, nicht einmal ein so dünnes, knappes Ding wie Mogs Geschenk. Die kühle Nachtluft berührte ihre nackte Haut. Sollte sie sich auch das Höschen ausziehen?
Es war von Schweiß durchnässt und etwas unbequem.
Trotzdem – Mog hatte nur gefordert, dass sie das Negligé tragen sollte. Nicht, dass sie sich splitternackt auszog. Das Höschen anzubehalten war also kein Verstoß gegen die Spielregeln.
Aber eigentlich verstand sich das doch von selbst, auch wenn er es nicht ausdrücklich erwähnt hatte.
Sie zog das Höschen aus und legte es auf den Kleiderstapel neben dem Sarg. Dann ging sie in die Hocke und genoss die kühle Brise.
Sie zitterte stark, aber das hatte weder mit Kälte noch mit Angst zu tun. Es hatte mehr zu tun mit dem erregenden Gefühl der sanften Brise auf ihrer Haut, mit dem Ort an dem sie war, und dem Grund, aus dem sie sich ausgezogen hatte.
Sie zwang sich, aufzustehen und sah an sich herab.
Man konnte sie doch besser sehen als sie gedacht hatte.
Mog beobachtet mich.
Aber das ist mir egal.
Sie hob die Arme und streckte sich.
Plötzlich wurde ihr klar: Sie wollte, dass Mog sie beobachtete.
Diese Vorstellung gefiel ihr.
Was macht er nur mit mir?
Sie verschränkte die Hände vor der Brust und ging in
die Knie. Jetzt hatte sie das unbändige Verlangen, sich anzuziehen und das Haus zu verlassen. Für immer.
Warum? Weil er diese Sachen mit mir anstellt!
Aber er stellt ja gar nichts mit mir an. Ich tue das alles für Geld.
Nein nein nein.
Klar will ich das Geld. Aber nicht nur. Hier geht es um viel mehr.
Es gefällt mir, diese Dinge zu tun.
Manche von ihnen zumindest.
Was sie jetzt gerade tat, zum Beispiel.
Es erregte sie, und gleichzeitig schämte sie sich dafür.
Jetzt bleib mal auf dem Teppich, ermahnte sie sich. Tu, was du tun musst, und dann hau ab.
Sie schlüpfte in das Negligé. Es fiel leicht über ihren Körper. Wo der Stoff ihre Haut berührte, spürte sie ein sanftes Kitzeln. Wie sie erwartet hatte, reichte es kaum bis zu den Oberschenkeln.
Der fast schwerelose Stoff bewegte sich in der sanften Brise und streichelte ihre Haut. Sie versuchte das seltsame Gefühl zu ignorieren, suchte nach der Taschenlampe und schaltete sie ein. Die plötzliche Helligkeit blendete sie. Nach ein paar Augenblicken sah sie sich um.
Er kann mich sehen, ich ihn aber nicht.
Sie sah an sich herab.
Das Negligé verdeckte wirklich nicht viel. Der Ausschnitt war ziemlich tief. Der Stoff reichte gerade bis über ihre Brustwarzen, die steif und gut sichtbar darunter hervorragten. Ihre Haut war in zartes Rot getaucht. Sie konnte die Kratzer und Blutergüsse erkennen, die der Hund ihr zugefügt hatte, und das kleine Dreieck aus Haaren zwischen ihren Beinen.
Jane konnte nicht glauben, dass sie wirklich so etwas trug.
Gibt es eigentlich irgendetwas, das ich nicht tue?
Jetzt hör aber auf, sagte sie sich. Viele Menschen tragen solche Sachen.
Klar. Aber meistens ohne dafür bezahlt zu werden. Und auch selten in einem Sarg in einem alten Haus am Rande eines Friedhofs, wo sie von einem Fremden beobachtet werden.
Egal. Das war immer noch besser als das, was letzte Nacht passiert war.
Bis jetzt jedenfalls.
Die ganze Sache macht mich an – na und? Das ist ja schließlich kein
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