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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Verbrechen.
    Jane klemmte sich die Taschenlampe zwischen die Schenkel und stellte die Uhr auf dreißig Minuten ein.
    Die Uhr begann laut zu ticken.
    Sie stellte sie zu ihren Füßen in den Sarg.
    Dann setzte sie sich hin und streckte die Beine aus. Sie ließ sich nach hinten sinken, bis ihr Kopf die obere Kante des Sarges berührte, rutschte etwas nach unten und sank schließlich in das weiche Kissen.
    Gar nicht so schlecht, dachte sie. Ich darf nur nicht dran denken, dass ich in einem Sarg liege.
    Ich liege in einem Sarg.
    So ist das also. Nur, dass ich noch am Leben bin. Eines Tages werde ich tot in einem Sarg liegen, und dann werden sie den Deckel über mir schließen und …
    Ein grässliches Gefühl durchfuhr sie.
    Nein! Moment mal! Wer sagt, dass ich in einem Sarg ende? Es kann alles Mögliche passieren – ich könnte mich bei der Explosion einer Atombombe in Staub auflösen oder…
    Schluss jetzt!

    Denk an was anderes!
    Müde bin ich Känguruh, schließe meine Augen zu …
    Und wenn ich sie nicht mehr öffne?
    Mog wollte wohl, dass sie sich solche Sachen einredete und vor Angst bibberte.
    Sie fragte sich, wie viel Zeit wohl schon vergangen war.
    Nicht mehr als eine Minute, vielleicht zwei.
    Diese halbe Stunde war eine Ewigkeit.
    Mit leiser Stimme fing Jane an zu singen: »A hundred bottles of beer on the wall, a hundred bottles of beer, if one of those …«
    Abrupt hörte sie auf, weil sie befürchtete, der Klang ihrer Stimme könnte Mogs Schritte übertönen. Und sie wollte ihn auf jeden Fall hören, falls er kam.
    Er kommt bestimmt. Geht gar nicht anders. Fragt sich nur, wann – und was er tut, wenn er kommt.
    Vielleicht legte er den Umschlag auf ihre Klamotten und schlich sich einfach wieder davon?
    Und wenn das Ziel des Spiels war, sie genau hierherzulocken? Hier konnte sie niemand schreien hören. In diesem Sarg – seinem Bett? – konnte er sie leicht foltern, vergewaltigen und töten.
    Dann fiel ihr die Pistole ein.
    Ein Geschenk von Mog höchstpersönlich. Also, mach dir keine Sorgen. Hier tut dir keiner was. Zumindest Mog nicht.
    Sie zog die Waffe unter dem Kissen hervor. Sie lag schwer und beruhigend in ihrer Hand.
    Alles in Ordnung.
    Sie tastete nach dem Springmesser und legte es mit offener Klinge auf ihren Bauch, sodass sie im Notfall jederzeit danach greifen konnte. Dann schloss sie ihre Hand um die Taschenlampe.

    Jetzt hieß es warten.
    Die verdammte Uhr tickte zu laut.
    Eigentlich war es kein Ticken. Mehr ein tock-tock-tock .
    Mogs verfluchter Herzschlag!
    Wie in der Geschichte von Edgar Allan Poe. Großartig. An diese Geschichten wollte sie jetzt als Letztes denken.
    Vor allem nicht an »Lebendig begraben«.
    Was, wenn Mog einfiel, sich anzuschleichen und den Deckel des Sarges über ihr zu schließen? Vielleicht hatte er nebenan schon ein Grab für sie ausgehoben.
    Das würde er niemals tun.
    Hoffentlich.
    Konnte sie durch den Deckel auf ihn schießen? Vielleicht. In der Pistole befanden sich .22er Gewehrpatronen. Damit konnte man ein ziemlich dickes Brett durchschlagen. Aber richtig hartes Holz würde die Kugeln trotzdem aufhalten. Es hing alles von der Stärke des Deckels ab.
    Aber dazu würde es nicht kommen.
    Er wird mir nichts tun. Das ist einfach nur ein weiterer Spielzug: Ich soll in diesem Negligé eine halbe Stunde lang im Sarg liegen.
    Sonst nichts.
    Bald ist die halbe Stunde vorbei, dann ziehe ich mich an, nehme den Umschlag voll Geld und fahre nach Hause.
    Ganz in der Nähe knarrte ein Bodenbrett.

22
    Das Geräusch des knarrenden Bretts erschreckte Jane zu Tode. Ihr Körper versteifte sich, das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und ihre Hände verkrampften sich um Taschenlampe und Pistole. Sie hielt den Atem an und verwünschte die Uhr für ihr ständiges tock-tock-tock , das alle anderen Geräusche im Raum zu übertönen schien.
    In alten Häusern knarrt es eben von Zeit zu Zeit, dachte sie. Das muss nicht unbedingt heißen, dass jemand hier herumschleicht.
    Und wenn doch?
    Es war Mog. Er kam, um den Brief abzuliefern.
    Und wenn es nicht Mog war?
    Vielleicht war es Rale, der Penner, oder irgendjemand anderes?
    Erst schießen, dann fragen.
    Tolle Idee. Wenn es wirklich Mog ist, puste ich die Gans weg, die goldene Eier legt. Am Ende ist es nur ein neugieriges Kind oder …
    Überhaupt niemand. Das Geräusch hat nichts zu bedeuten. Falscher Alarm, reg dich ab. Du bist so schrecklich nervös. Wenn die Uhr zu läuten anfängt, wirst du dir wahrscheinlich eine Zehe abschießen.
    Sie

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