Das Spiel - Laymon, R: Spiel
haben.
Doch, es gab einen wichtigen Unterschied.
Nichts wirkte mehr bedrohlich oder Angst einflößend.
Inzwischen war es ein vertrauter, fast gemütlicher Ort.
Jane kletterte auf die Statue von Crazy Horse und setzte sich hinter den Häuptling auf den bronzenen Lendenschurz. Sie umklammerte seinen Rücken und presste die Knie gegen seine Hüften. Die Bronze war hart und kühl.
25
Am Montag ging es ihr viel besser.
Brace hatte sich am Sonntag – ihrem gemeinsamen Tag – nicht gemeldet. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie heute anrufen oder besuchen würde, war gleich Null.
Weniger als Null.
Sie stand relativ spät auf, sparte sich das Frühstück und ging direkt in das Einkaufszentrum von Donnerville.
Während sie von Geschäft zu Geschäft flanierte, wurde ihr langsam bewusst, dass sie alles – alles – kaufen konnte, was sie wollte. Im ganzen Einkaufszentrum gab es wohl keinen einzigen Artikel, der mehr als 12 500 Dollar kostete. Und das entsprach genau der Summe, die ihr das Spiel bis jetzt eingebracht hatte. Natürlich hatte sie diesen Betrag nicht bei sich. Fünfhundert davon waren genug. Den Rest hatte sie versteckt.
Fünfhundert Dollar waren eine Menge Geld.
Was sollte sie damit nur machen?
Einen Rollstuhl kaufen?
So schlimm ist es nun auch wieder nicht, dachte sie. Aber fast.
Ihr Körper protestierte bei jedem einzelnen Schritt. Es war lange her, dass sie so einen Muskelkater gehabt hatte. Aber die Schmerzen erinnerten sie an die Tatsache, dass sie ihre Kondition verbessert hatte, stärker wurde und – nicht zuletzt – abnahm.
In der Sportartikelabteilung kaufte sie sich ein neues Paar Laufschuhe, Shorts und zwei Hanteln, die wie eine Miniaturausgabe richtiger Gewichtheberlasten aussahen, und nur sechs Kilo wogen.
Sie schleppte die Einkäufe zu ihrem Auto, verstaute sie im Kofferraum und ging zurück in das Einkaufszentrum. Dort kaufte sie sich zwei Blusen, ein Kleid, einen Pyjama aus blauem Satin, wohlgemerkt, drei nicht gerade billige, dafür aber sexy Höschen – die außer ihr wohl nie jemand zu sehen bekommen würde – und einen Bikini. Sie nahm sich vor, den Bikini nur in ihrem umzäunten Garten zu tragen.
Dann ging sie in eine Buchhandlung und besorgte sich acht Taschenbücher, die sie schon lange mal lesen wollte.
Geld zu haben ist cool, dachte sie, und bestellte sich in einem Imbiss Hühnchen mit Cashewkernen.
Als sie fertig gegessen hatte, verließ sie das Einkaufszentrum und fuhr zum Multiplex-Kino gegenüber.
Es gelang ihr, eine Eintrittskarte zu kaufen, ohne bei den Süßigkeiten schwach zu werden.
Nach dem Film freute sie sich auf zu Hause.
Sie war darauf vorbereitet, dass Brace nicht dort auf sie warten würde, trotzdem war sie ein wenig enttäuscht, als er tatsächlich nicht da war.
Im Briefkasten war Post, aber kein Brief von Mog.
Ohne Anrufbeantworter konnte sie nicht wissen, ob Brace angerufen hatte. Sie bezweifelte es.
»Und es ist mir auch egal«, sagte sie leise.
Sie ging ziellos durchs Haus und hielt nach einem Brief von Mog Ausschau – ohne große Hoffnung, wirklich einen zu entdecken.
Die Sonne schien auf die Veranda. Jane schnappte sich
das Buch, das sie als Erstes lesen wollte. Dann schnitt sie die Etiketten von dem neuen Bikini ab.
Während sie ihn anzog, betrachtete sie sich im Spiegel des Kleiderschranks.
Eigentlich hatte sie schon immer so einen Bikini haben wollen. Sie hatte sich nur nicht getraut. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass jemand sie darin sehen würde.
Im Vergleich zu Mogs Negligé war der Bikini richtig züchtig. Der glänzende blaue Stoff verbarg zwar nicht viel, aber dieses Wenige immerhin gründlich.
Ob sie wohl jemals den Mut aufbringen würde, dieses Ding am Strand zu tragen?
Nur, wenn die ganzen Kratzer und Blutergüsse verheilt sind. Und ich noch fünf Kilo abgenommen habe.
Vielleicht nicht einmal dann.
Sie rieb sich mit Sonnenmilch ein und ging mit einer alten Decke, ihrer Sonnenbrille und dem Buch in den Garten.
Dort legte sie die Decke auf die Wiese und streckte sich darauf aus. Das Kinn auf die Ellbogen gestützt versuchte sie zu lesen. Aber irgendwie konnte sie sich nicht recht auf das Buch konzentrieren, und nach einer Weile legte sie es beiseite und ließ den Kopf auf die Arme sinken.
Die Sonne wirkte Wunder gegen ihren Muskelkater. Sie überlegte, den Verschluss des Bikinis zu lösen, war aber viel zu faul. Es war einfach zu gemütlich.
Wenn sie das Oberteil auszog, taucht Brace ganz bestimmt im
Weitere Kostenlose Bücher