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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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sie mir dort gesagt haben?“
    „Sie ist doch nicht etwa gestorben?“
    „Nein, aber anscheinend liegt sie in der Landesirrenanstalt.“
    „Am Brünnlfeld?!“ Lischka fuhr aus seinem Stuhl hoch.
    Julius nickte. „Da, wo auch Alois Lanz gewesen ist.“
    „Und hast du sie gesehen?“, fragte der Inspektor.
    „Nein, man hat mir gesagt, dass es ihr nicht gutgeht. Ich soll mit Doktor Brucker reden, am 27. Das ist der behandelnde Arzt.“
    Lischka stand auf und trat ans Fenster. „Mein Freund, langsam glaube ich, dass du so etwas wie ein Werkzeug des Schicksals bist. So ein Zufall … Doktor Brucker. Er hat auch Alois Lanz behandelt.“
    Julius nickte nachdenklich. Lischka hatte recht. Sein Weg schien sehr seltsamen Verwicklungen zu folgen und stets die unglaublichsten Zufälle bereitzuhalten.
    „Bist du denn bereit, mit deiner Mutter zu sprechen?“
    „Wann, wenn nicht jetzt? Johanna hat mich schon darauf vorbereitet, dass sie nicht allzu erpicht darauf ist, mir zu begegnen. Aber sie ist wahrscheinlich die Einzige, die mir ein paar Antworten geben kann.“
    Lischka legte die Stirn an die Scheibe und schaute hinaus. Die Laternen waren umgeben vom dichten Fall der Schneeflocken, und Julius fühlte allmählich eine ungeheure Müdigkeit in sich aufsteigen.
    „Welchen Sinn siehst du in dem Ganzen?“, flüsterte Lischka plötzlich gegen die Fensterscheibe. Julius wusste nicht, ob er ihn meinte oder ob er zu sich selbst sprach.
    „Was meinst du?“
    „Warum jagst du der Lösung dieses Falls nach. Was treibt dich an, was versprichst du dir davon? Was, wenn sich alles auflöst? Was wartet am Ende auf dich, wenn der Knoten entwirrt ist?“
    Julius zuckte zusammen. Etwas in seinem Innern schreckte davor zurück, sie zu beantworten. Doch er sagte: „Nun … ich weiß, das hört sich erbärmlich an, aber das ist die erste Aufgabe in meinem Leben, der über die Nahrungsbeschaffung und das Geldverdienen hinausgeht. Ich habe plötzlich etwas … zu tun. Durch diese ganzen Umstände habe ich plötzlich diesen schrecklichen Trott der letzten Jahre verlassen.“
    Lischka nickte, sah ihn aber noch immer nicht an.
    „Das heißt, das alles beschäftigt dich und reißt dich aus deinem alten Leben heraus. Aber was ist, wenn es vorbei ist? Stell dir vor, der Mörder wird gefunden und die Geheimnisse um das Kunsthistorische Museum werden gelüftet. Was bleibt dir dann noch?“
    Darauf wusste Julius keine Antwort. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, was wäre, wenn diese atemberaubende Jagd nach Antworten und Gewissheiten zu Ende wäre. Plötzlich hatte er Angst, dass Lischka ihm diese Frage nur stellte, weil er wusste, dass am Ende einer solchen Geschichte eine Leere wartete, die die ganze gehetzte Suche auf einmal sinnlos erscheinen lassen würde. Deshalb stellte Julius eine Gegenfrage: „Und was bedeutet es für dich? Als Polizeiagent lebst du doch für diesen Moment, für die Auflösung.“
    Rudolph Lischka stieß ein kleines freudloses Lachen aus. „Das ist ja das Schlimme: Ich frage nach dem Sinn des Ganzen nicht von der Warte des Polizisten aus, sondern als Mensch. Was habe ich davon, dass ich diesen Irrsinnigen jage, nur um in einem halben Jahr einen neuen Fall von einem Serienmörder zu bekommen? Was bedeutet es, dass ich mein Leben dieser Aufgabe widme? Stell dir vor, dass diese Monarchie in zehn Jahren vielleicht untergeht. Mit Pauken und Trompeten in den Abgrund stürzt. Wer wird sich dann noch dafür interessieren, dass ein Rudolph Lischka einmal einen Mörder gefasst und ihn an den Galgen gebracht hat?“
    Aus einem seltsamen Impuls heraus fragte sich Julius, was Johanna zu diesen schwermütigen Überlegungen gesagt hätte.
    „Du … also, du rettest immerhin Menschenleben“, sagte Julius.
    „Wenn es doch nur so wäre …“, murmelte Lischka. „Ich war einmal der Meinung, ein Einzelner könnte, wenn der Ausschnitt seiner Welt nicht allzu groß ist, diesen Teil der Welt verändern. Deswegen bin ich Polizist geworden.“
    Julius fragte sich, ob andere Polizeiagenten Wiens es ebenso empfanden. Oder ob Lischka einer der wenigen war, die sich überhaupt Gedanken darüber machten.
    „Du empfindest doch sicher erst seit dem Tod deiner Frau so, oder?“, sagte er vorsichtig.
    Lischka nickte. „Am Anfang hab’ ich gedacht, der Wunsch, die Welt zu verbessern, ist durch nichts zu erschüttern. Und dann geht ein Teil der eigenen Welt vor die Hunde, und schon hat dieser Wunsch nicht mehr Bestand. Kann das sein? Kann

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