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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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irgendwie unfertig.“
    Lischka seufzte und schwieg eine Weile. Dann sagte er: „Wir können nichts tun. Und ich schon gar nicht. Ich bin raus aus dem Fall.“
    „Aber du hast doch trotzdem ein Interesse, ihn zu finden, oder etwa nicht?“, fragte Julius vorwurfsvoll.
    „Natürlich. Meine ehemaligen Kollegen um Leutnant Tscherba haben die Wohnung von Ludwig Rohrbach aufgebrochen und umstellt. Der Bewohner kann nicht mehr dorthin zurückkommen, ohne dass er gefasst wird. Und nach allem, was ich über meine Quellen weiß, hat er das bis jetzt auch nicht getan. Er wird den Teufel tun …“
    „Vielleicht hat er ein anderes Versteck“, sagte Julius.
    Lischka stieß ein spöttisches Lachen aus. „Und wie sollen wir das finden? Wo es doch schon so lange gedauert hat, bis wir seine jetzige Behausung gefunden haben? Der Mann ist schrecklich gerissen und sehr schlau. Ich habe keine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte.“
    „Es muss ein Ort sein, an dem er sich auskennt, der ihm vertraut ist“, sagte Julius nachdenklich.
    „Ach, und wo soll das sein? Vielleicht im Keller von Brünnlfeld? Oder in den Katakomben unter dem Museum? Nein, warte, vielleicht versteckt er sich in der Wohnung eines seiner Mordopfer!“ Lischka schnaubte. Die Erkenntnis, dass sämtliche Ermittlungen und alle gesammelten Informationen wertlos geworden waren, machte ihn wahnsinnig. Der Zorn auf Julius flammte wieder auf. Alles hätte schon vorbei sein können.
    Plötzlich sagte Julius, „Er versteckt sich im Zoo.“
    „Was?“
    „Er ist in der Menagerie in Schönbrunn. Ganz bestimmt.“
    „Und wieso glaubst du das?“
    „Warum so ungläubig, Inspektor?“, lächelte Julius und stellte das Schnapsglas auf den Tisch. „Du fragst dich, wo er sich aufhalten könnte. Alles, was wir über ihn wissen, sind die Orte, mit denen er einigermaßen vertraut ist. Er hat zwei Morde begangen, die mit der Menagerie in Zusammenhang stehen. Er hat sich diese Schlange besorgt, als wäre es ein Stück Brot in einem Ladenregal. Es scheint so, als hätte ihn das überhaupt keine Mühe gekostet. Und er hat diese kleinen Kinder in den Zoo gebracht und einfach so in das Raubtiergehege geworfen. Das schafft niemand, der mit der Anlage des Zoologischen Gartens nicht irgendwie vertraut ist und sich dort auskennt.“
    Lischka nickte widerstrebend. Auf diesen Gedanken war er noch gar nicht gekommen.
    „Und wo genau soll er sich da aufhalten, bei der Kälte? Glaubst du, dass er irgendwo bei einem Tier schläft, dass ihn mit seinen Ausdünstungen wärmt?“
    Julius zuckte mit den Schultern. „Er wird schon eine Möglichkeit gefunden haben, dort irgendwo unterzuschlüpfen.“
    Lischka stand auf. „Ich leih’ dir was Warmes zum Anziehen“, sagte er.
    Doch Julius blieb sitzen und starrte nachdenklich ins Leere. „Weißt du, was er zu mir gesagt hat?“
    „Was?“
    „Dass wir uns wiedersehen werden.“
    „Woher will er das wissen?“
    „Das frage ich mich auch.“
    Lischka ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. Er erschrak über die Düsternis, die plötzlich über Julius’ Gesicht lag. „Es könnte eine Drohung gewesen sein“, überlegte er.
    „Oder er glaubst aus irgendwelchen Gründen, dass ich ihn aufspüren kann.“
    „Na, du bist ja auch kurz davor. Aber warum ist sich der Dreckskerl so sicher, dass er dich wiedersehen wird?“
    „Er wusste von meiner Mutter und hat sie publikumswirksam getötet. Er wollte mir damit sagen, dass er mich kennt. Dass er es auf mich abgesehen hat.“
    „Gibt es noch jemanden, den er benutzen kann, damit du zu ihm kommst?“
    Julius schüttelte den Kopf.
    „Und Johanna?“
    Julius hob abwehrend die Hände. „Sie bedeutet mir nichts.“
    „Deine Mutter auch nicht. Es ist egal, ob sie dir etwas bedeutet. Solange er glaubt, dass sie zu dir gehört, wird er sie benutzen.“
    „Und was soll das heißen?“ Julius sprang auf und trat ans Fenster. „Dass ich jetzt hier sitzen soll, bis ein Brief kommt, in dem steht, dass er sie in seine Gewalt gebracht hat?“
    Lischka wusste darauf nichts zu sagen.
    „Schick ein Telegramm an einen deiner ehemaligen Kollegen und beantrage Polizeischutz für sie, wenn du denkst, dass das sein Weg ist. Ich werde ihm zeigen, dass es keine Johanna braucht, damit ich ihn finde.“
    Lischka stand auf. „Ich hatte noch nie so viel Lust auf einen Zoobesuch, wie heute …“
    ***
    Eine Stunde später standen sie vor dem Pförtnerhäuschen des Zoologischen Gartens. Es war vier Uhr, bald würde es

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