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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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war zu komisch. Es quälte Lischka, seine Heiterkeit zu unterdrücken. Der Pförtner wartete noch eine Weile, dann stapfte er zur Schuppentür und rüttelte daran. Er stieß wüste Beschimpfungen aus und spie in den Schnee vor Abscheu.
    Lischka überlegte kurz, ob er den Mann warnen sollte, doch es war zu spät.
    Mit einem metallischen Kreischen flog die Tür auf, etwas Dunkles wirbelte durch die Luft, und der Pförtner sackte zusammen.
    Lischka hielt den Atem an. Alles war so schnell gegangen, dass er kaum wahrgenommen hatte, was genau den Mann getroffen hatte.
    „Du bleibst hier!“, zischte er Julius zu, zückte seinen Revolver und stürzte auf den Schuppen zu, als würde er von einer unsichtbaren Kraft vorwärts gepeitscht Mit einer Kraft, die er seit Jahren nicht mehr empfunden hatte, hastete er auf das kleine Gebäude zu und spürte ein grimmiges Grinsen im kältestarren Gesicht.
    Der Triumph schien schon ihm zu gehören, Lischka hörte bereits die anerkennenden Worte seiner ehemaligen Kollegen. Vielleicht lag es an diesem Rausch der makabren Euphorie, der ihn unvorsichtig werden ließ. Wer wollte ihn denn daran hindern, wie ein Windstoß durch diese Tür zu fahren und den Irrsinnigen endlich zu stellen? Lischka näherte sich der Tür nicht frontal, sondern er schoss um die Ecke, auf die Tür zu. Da durchfuhr es ihn wie ein eisiger Blitz, er prallte gegen ein Hindernis und erstarrte. Der Revolver glitt ihm aus der Hand, die ins Leere zuckte. Atemlos sah er, was ihn aufgehalten hatte. Zwei stechende Augen, ein aufgerissener Mund, der übel riechende Atemzüge in die Nachtluft stieß, und ein vor Hass verzerrte Gesicht. Ich sterbe, dachte Lischka. Seltsamerweise war sein sehnlichster Wunsch jetzt, dieses Gesicht aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Er wollte nicht mit diesem Eindruck auf der Netzhaut sterben. Deswegen ließ er sich auf die Knie fallen und zur Seite sinken. Und so war es nicht das dumpfe Innere der Hütte und sein Bewohner, denen sein letzter Blick galt, sondern die bläuliche Oberfläche des Schnees. Seine Fußspuren, die ihn zertreten hatten. Und irgendwo im Hintergrund zwischen den dunklen Käfigen das mondweiße erschrockene Gesicht seines Freundes. Dann verzog sich alles, und das Bild zerriss.

XI
    „Weißt du, langsam denke ich, dass mir das Schicksal … oder der liebe Gott wirklich gewogen ist. Alles ist so unglaublich einfach.“
    Lanz’ Stimme klang fast andächtig, als er das sagte, nachdenklich über den Körper des Inspektors gebeugt. Julius sah im Näherkommen, dass eine eiserne Zaunstrebe in Lischkas Brust steckte. Die Erkenntnis, dass Lischka diese Verletzung nicht überleben würde, legte sich wie eine Würgeschlange um seinen Hals. Er wurde fast hysterisch vor Wut, Enttäuschung und Trauer. Er konnte nicht erkennen, ob sein Freund noch lebte. Der lag in einer kleinen Schneewehe, die die tröstliche Wirkung eines weißen, sauberen Bettes vorgaukelte, und Julius hoffte, dass die Kälte dafür sorgen würde, dass die Wunde nicht zu heftig blutete. Das Gesicht des Inspektors war reglos.
    Mit vorgeschobenem Kopf stand Alois Lanz neben den beiden leblos daliegenden Körpern und sah dabei aus wie jemand, der beim Spazierengehen einen überfahrenen Frosch begutachtet. Seine Hände waren leer, er trug keine Waffe bei sich. Julius stolperte vorwärts, ohne zu wissen, warum.
    „Warum so unvorsichtig, Julius?“, fragte Lanz, aber die Frage schien mehr an sich selbst gerichtet zu sein. „Weißt du, ich hatte eigentlich vorgehabt, deine kleine Freundin Johanna hierher zu bringen, damit du einen Anreiz hast. Aber das war gar nicht nötig. Du hast eine bessere Kombinationsgabe als jeder verdammte Kommissar in Wien.“
    Julius trat noch näher und verfluchte sich, dass er nicht ebenfalls eine Schusswaffe bei sich hatte. So wie der Bildermörder da stand, wäre es schnell vorbei gewesen. Doch er spürte, dass über ihm in der kalten Luft eine Glocke dieses anscheinend so wohlwollenden Schicksals lag, über das Alois Lanz sich so freute. In dieser Winternacht schien alles von der Notwendigkeit zu vibrieren, dass die beiden Männer sich jetzt gegenüber standen.
    „Ich frage mich, was du bist“, sagte Lanz, und wandte das Gesicht Julius zu. „Bist du nur ein neugieriger Trottel, der Detektiv spielen wollte? Wenn ja, dann wird dir das hier nicht gefallen.“ Er wies auf die beiden erstarrten Männer zu seinen Füßen. „Oder bist du der Einzige, der mich versteht? Dann wirst du die Rolle

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