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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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Herr Grimminger Anzeige gegen mich erstattet?“, wollte er wissen. Seine Stimme war dünn und brüchig.
    „Ach, wo denken Sie hin! Niemand hat Anzeige gegen Sie erstattet. Ich glaube sogar, dass dieser Louis Kranzer nur die Polizei gerufen hat, weil er Angst hatte, seine Notwehr könnte zu Ihrem Tod führen, Pawalet. Und außerdem ist der Herr selber vorbestraft.“
    „Kranzer ist vorbestraft?“
    „Wegen schwerem Raub und Einbruch!“ Lischka kicherte. „Stellen Sie sich das mal vor. Das ist allerdings eine Jugendsünde. Ist schon ein paar Jahre her.“
    Lischka kratzte die letzten Reste vom Teller. „Jedenfalls hat er die Sache auf sich beruhen lassen. Er hat behauptet, er würde Sie nicht kennen, soweit ich das Protokoll im Kopf hab. Eine seltsame Aussage, finden Sie nicht? Wahrscheinlich war es ihm unangenehm, dass er einen Kollegen zusammengeschlagen hat. Er behauptet steif und fest, er habe Sie für einen Einbrecher gehalten. Sagen Sie mir jetzt, was Sie da wollten?“
    Julius schüttelte den Kopf. „Ich sag’s Ihnen ein anderes Mal, Inspektor. Danke, dass Sie mich da rausgehauen haben.“
    Lischka nickte. Dann ließ er plötzlich die Gabel sinken, hörte auf zu kauen und starrte auf den leeren Teller.
    „Ich hab Ihnen …“
    „… das Essen weggegessen“, stellte Julius fest.
    Lischka wurde rot wie ein kleiner Junge, und zwischen den Männern geschah irgendetwas. So etwas wie aufkeimende Komplizenschaft. Julius merkte, dass er den Inspektor mochte. Wie der da zusammengesunken und ratlos auf der Bettkante saß und sich an seinem Essen bedient hatte. Etwas an ihm rührte Julius plötzlich. Eine Empfindung, die er nicht für möglich gehalten hätte.
    „Dabei hat es geschmeckt wie zerkochte Socken“, murmelte der Inspektor. Er sah Julius nachdenklich an. „Pawalet, ich weiß gar nicht, warum ich eigentlich hier bin … ich hoffe irgendwie immer, dass Sie mir helfen können.“
    „Ich Ihnen helfen?“
    „Ja, das klingt nach einer ziemlich schweren Bürde. Ich werde wahrscheinlich demnächst entlassen, weil ich diesen Wahnsinnigen nicht aufhalten kann. Ach, und übrigens gibt es da noch etwas, was ich noch gar nicht erzählt habe.“
    „Sie waren bei der schwarzen Witwe“, sagte Julius.
    „Bei wem?“
    „Bei Luise von Schattenbach.“
    „Sie nennen sie die schwarze Witwe ? Warum?“
    „Weil sie giftig ist, das weiß ich.“
    Lischka nickte nachdenklich. „Ich weiß, was Sie meinen. Also, ich hatte heute Morgen eine kleine Unterredung mit ihr. Ich habe sogar ganz höflich am Haupteingang des Hofrats geklingelt, damit sie nicht merkt, dass ich längst über den speziellen Nebeneingang für spezielle Gäste Bescheid weiß.“
    „Und?“ Julius war wieder hellwach.
    „Nun, die Dame des Hauses war sichtlich ungehalten, als ich ihr meine Fragen gestellt habe. Ich habe sie gefragt, was sie dazu bringt, jeden Tag ins Kunsthistorische Museum zu gehen, und dass sie das in Bezug auf die Serienmorde sehr verdächtig macht. Sie hat gesagt, dass es ja wohl nicht verboten sei, sich für Kunst zu interessieren.“
    „Ich glaube nicht, dass Luise von Schattenbach etwas mit den Morden zu tun hat. Ich glaube eher, dass sie dort ist, weil sie den Kopisten Grimminger beaufsichtigt“, sagte Julius.
    „Wie bitte? Dieser alte Kauz, der dieses fürchterliche Schlangenbild malt?“
    „Dieses fürchterliche Schlangenbild ist ein Gemälde von Rubens, und er kopiert es so meisterlich, dass einem ganz schwindelig wird.“
    „Und was soll diese Schattenbach damit zu tun haben?“, fragte Lischka entgeistert.
    „Das habe ich ja eben versucht herauszufinden im Atelier dieses Grimminger.“
    „Das hört sich alles etwas abenteuerlich an, Pawalet. Und ich kann Ihnen nur sagen – halten Sie sich da raus. Es ist zwar Ihre Sache, aber es wird zu meiner, wenn ich Sie beim nächsten Mal wieder aus dem Kotter holen muss.“
    Julius nickte. Er musste Lischka ins Vertrauen ziehen. Aber nicht jetzt.
    „Jedenfalls“, fuhr der Inspektor fort, „Diese Dame hat wirklich etwas äußerst Diabolisches an sich. Sie weiß etwas. Irgendetwas.“
    „Ja, bloß nicht das, was Sie sich erhoffen, Lischka.“
    Lischka seufzte und stellte den Teller weg. „Ruhen Sie sich aus, mein Freund. Ich bringe Ihnen … demnächst mal etwas Gescheites zum Essen mit.“ Damit erhob er sich.
    „Lischka, würden Sie mir einen Gefallen tun, den nur Sie mir tun können?“
    „Was auch immer es ist.“
    „Und versprechen Sie, keine Fragen zu

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