Das Stonehenge - Ritual
dein Vater, nicht Nathaniel Chase.«
136
Megan parkt den Wagen eine Straße von ihrem Haus entfernt und geht den Rest zu Fuß. Sie versucht, sich wieder zu beruhigen. Das Treffen mit Gibson und Willis war reine Zeitverschwendung. Sie und Tompkins haben sich zum Narren gemacht. Ihre Chefin hat sich auch dahingehend geäußert. Die beiden Herren von der Londoner Polizei hatten kein Wort von dem geglaubt, was sie ihnen erzählt hatten. Sie wollten Fakten. Etwas anderes zählte für sie nicht.
Megan fühlt sich allein und verletzlich. Außerdem ist sie nervös. Dass sie das letzte Stück des Weges geht, soll nicht nur ihre Nerven beruhigen, sondern ist zugleich als Vorsichtsmaßnahme gedacht. Adam könnte ihr auflauern. Adam, der Ehemann, in den sie sich beinahe wieder verliebt hätte. Adam, der neben Matt Utley gesessen hatte – dem Mann, der bei seinem Einbruch in Tollard Royal auf einen Polizisten losgegangen war.
Obwohl sie in der Nähe ihres Hauses keine verdächtigen Fahrzeuge entdecken kann, trödelt sie fast fünf Minuten in der ruhigen Sackgasse herum, ehe sie sich sicher genug fühlt, um hineinzugehen.
Das Haus ist leer. Aber er ist da gewesen. Das weiß sie, weil auf dem Esstisch ein von ihm geschriebener Zettel lehnt. Wütend greift sie danach und hätte dabei beinahe die Vase mit den Blumen umgestoßen.
»Meg. Bin nach Hause gefahren. Melde dich, wenn du wieder einen klaren Kopf hast.
A x.
PS : Wir müssen wegen Sammy reden.«
Sie knüllt den Zettel zusammen und wirft ihn in einen bereits überquellenden Treteimer. Rasch sucht sie ein paar Schwimmsachen und dicke Handtücher für sich und ihre Tochter zusammen, blickt sich noch einmal um und verlässt das Haus.
Während sie abschließt, erstarrt sie plötzlich.
Da ist ein Mann. Ein Mann, der schon die ganze Zeit ihr Haus beobachtet und auf sie wartet.
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Vater und Sohn blicken sich über den antiken Steintisch an.
»Wann hast du es erfahren?«, fragt Gideon.
Der Meister lässt den Kopf sinken. »Erst, als Marie bereits im Sterben lag.« Mit glasigen Augen blickt er hoch. »Nathaniel hat nach mir schicken lassen, nachdem sie ins Hospiz eingeliefert worden war. Sie hat es mir wenige Stunden vor ihrem Tod erzählt. Ich konnte nichts mehr für sie tun. Es war zu spät für einen Rettungsversuch.«
Zu seiner eigenen Überraschung spürt Gideon Zorn in sich aufsteigen. »Und was hatte sie mit dir zu schaffen?«
Der Meister runzelt die Stirn. »Was sie mit mir zu schaffen hatte? Sie war alles für mich. Alles und nichts. Sie war die Frau, die ich nicht haben konnte, aber gerne geheiratet hätte. Die Frau, mit der ich mein Leben verbracht hätte, wenn wir uns nicht gestritten und vorübergehend aus den Augen verloren hätten. Wenn sie nicht Nathaniel kennengelernt hätte.«
»Wie meinst du das?«
»Sie war meine Jugendliebe. Nachdem wir uns getrennt hatten, ging sie weg, nach Cambridge. Dort lernte sie Nathaniel kennen und heiratete ihn. Ich traf sie erst ein Jahr nach der Hochzeit wieder, als sie zurück nach Wiltshire zog.«
Nun kann Gideon es sich ausrechnen. Seine Mutter, die ihm immer wie eine Heilige erschienen war, hatte mit dem Monster, das ihm gerade gegenübersaß, ihr Ehegelübde gebrochen, und zwar nur ein Jahr nachdem sie dem Mann, den er zeit seines Lebens für seinen Vater hielt, ewige Liebe geschworen hatte. »Wie konntest du nur?« Mit zornrotem Gesicht steht er auf. »Sie war frisch verheiratet, und du hast sie verführt!«
»So war das nicht«, widerspricht der Meister, der sich von Gideons Zorn nicht aus der Ruhe bringen lässt. »Es ist einfach passiert. Nur, wenn du wüsstest, wie sehr ich deine Mutter geliebt habe, könntest du vielleicht verstehen, wie es zu jenem einen Moment der Schwäche kommen konnte, der uns beide überraschte.«
»
Einem
Moment?«, wiederholt Gideon skeptisch. »Ich war das Ergebnis eines einzigen Fehltritts?«
Der Henge-Meister steht auf und umrundet den Steintisch. »Bis deine Mutter starb, hatte ich keine Ahnung. Was hätte ich tun sollen? Nathaniel nach ihrem Tod damit überfallen? Was hätte ich zu ihm sagen sollen?
»Hast du gewusst, dass der Krebs vererbbar war?«
Er nickt.
»Demnach hast du meinen Vater dazu überredet, der Zunft beizutreten, um deinen eigenen Sohn – mich – zu schützen?«
»Ja. Das ist doch die Aufgabe eines Vaters. Ich musste dich beschützen.«
Der Meister umarmt Gideon und drückt ihn fest an sich – wie ein Vater seinen verlorenen Sohn.
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Jimmy
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