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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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schließen, dass der Mann über gute Ortskenntnisse verfügte. Er wusste, wo er außer Sichtweite parken konnte, und brauchte auf dem Feldweg kaum mit anderen Fahrzeugen zu rechnen.
    Nach Megans Meinung handelt es sich bei dem Täter um einen mäßig intelligenten ehemaligen Soldaten, der für ein Universitätsstudium nicht geeignet gewesen wäre. Außerdem geht sie von einem »gemischten« Täter aus: einem, der zwar Ansätze von Organisation und Planung gezeigt, gleichzeitig aber einen ernsthaften Mangel an Umsetzungsvermögen an den Tag gelegt hatte. Sie fasst das Täterprofil stichpunktartig zusammen:
    Männlicher Weißer.
30 – 45 .
Handwerker – arbeitet möglicherweise für Catering-Service, örtliches Pub, Restaurant.
Ehemaliger Soldat, untere Rangebene.
Ortsansässig.
Fährt Pkw oder Lieferwagen.
Etwa eins achtzig groß.
Gewicht 85 – 88 Kilo.
Brustumfang mindestens 105  Zentimeter.
Bauchumfang mindestens 95  Zentimeter.
Kein Vorstrafenregister.
    Megan zögert einen Moment, ehe sie eine weitere Zeile hinzufügt, ein letztes Wort: »Skrupellos.«
    Für sie steht fest, dass der Täter nicht viel Erfahrung mit Einbrüchen oder Raubüberfällen hat. Dennoch hat er nicht gezögert, einen Polizisten zu würgen, bis der Mann das Bewusstsein verlor, und Gideon Chase – ebenfalls bewusstlos – in einem brennenden Haus liegen zu lassen.
    Wer auch immer der Täter sein mag, es handelt sich auf jeden Fall um einen Mann, der eher bereit wäre zu töten, als sich erwischen zu lassen.

36
    Das Geschrei von Wildgänsen weckt Gideon auf.
    Er fühlt sich völlig fertig. Sein ganzer Körper schmerzt, als er sich auf den Weg ins Bad macht. Durch ein Fenster sieht er vier der Vögel am Gartenteich einen Revierkampf austragen. Flügelschlagend gehen zwei von ihnen aufeinander los und kämpfen mit vollem Einsatz – von Schnabel zu Schnabel. Nach einem ohrenbetäubenden Schrei flattern der Verlierer und sein Partner im Tiefflug über die angrenzenden Wiesen davon.
    Gideon nimmt den alten Duschkopf über der von Rostflecken gesprenkelten Emaille-Badewanne in Augenschein. Obwohl er völlig verkalkt aussieht und die alten Rohre lautstark husten und röcheln, fließt das Wasser mit überraschend viel Druck. Shampoo kann Gideon keines entdecken, aber am Spülbecken liegt immerhin ein Stück Seife. Er greift danach, steigt in die Wanne und zieht als Spritzschutz den windigen Plastikvorhang um sich herum.
    Das heiße Wasser tut gut. Während es auf ihn herunterprasselt und langsam die Verspannung in seinen Schultern löst, denkt er über die Dinge nach, auf die er gestern Abend bei der Lektüre der Tagebücher gestoßen ist.
    Dreizehn Monate nach dem Tod seiner Mutter war sein Vater den Jüngern der Geheiligten beigetreten. Zunächst hatte Gideon das Ganze für eine Art örtlichen Geschichtsverein gehalten, war dann aber rasch eines Besseren belehrt worden. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um etwas völlig anderes. Gideon nahm an, dass sein verzweifelter Vater bei den Steinen eine Art spirituellen Trost gefunden hatte – so, wie viele Trauernde Trost bei der Kirche finden. Nathaniel bezeichnete die Steine in den Tagebüchern als »Geheiligte« und schien jeden von ihnen als eine Art Heilstein zu betrachten, eine Quelle der Hilfe. Er führte detailliert aus, auf welche Weise der eine Stein für geistige Erneuerung sorgte und Depressionen vertrieb, während ein anderer körperliche Stärke und Widerstandskraft spenden konnte. Von den übrigen ganz zu schweigen.
    Gideon fand es amüsant, sich Stonehenge als eine Art magischen Aromatherapiekreis vorzustellen. Wer hätte gedacht, dass sein brillanter Vater, der so viele wissenschaftliche Bücher und Schriften publiziert hatte, an so etwas glaubte? Offenbar hatte Maries Tod ihn damals völlig aus der Bahn geworfen. Anders kann Gideon sich das nicht erklären.
    Das eben noch heiße Wasser wird schlagartig kalt. Er steigt aus der Wanne, greift nach einem harten grauen Handtuch und trocknet sich damit an. Dann zieht er wieder seine alten Sachen an. Obwohl sie immer noch nach Rauch riechen, bringt er es nicht fertig, die Schränke und Schubladen seines Vaters nach passender Kleidung zu durchsuchen oder zumindest nach frischer Unterwäsche.
    Unten findet er eine offene Schachtel Cornflakes, aber keine Milch. Er gibt eine Handvoll davon in eine Tasse und verspeist sie trocken. Durchs Küchenfenster sieht er ein paar Pfaue herumstolzieren, als gehörte ihnen das Anwesen.

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